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Haben Schiffe und Frachtkähne Chemikalien transportiert, müssen sie anschließend entgast werden, um sie für die nächste Ladung vorzubereiten. Messungen zei[ds_preview]-

gen, dass hierbei in hohem Maße schädliche organische Kohlenwasserstoffe frei werden, die Mensch und Umwelt in der Nähe von Häfen und Wasserwegen belasten können.

Vor diesem Hintergrund hat Linde Gas Benelux, eine Tochtergesellschaft der Linde Group, gemeinsam mit dem im Antwerpener Hafen ansässigen Chemiedienstleister AQ eine innovative Lösung zur Behandlung von Schiffsemissionen entwickelt. Das System nutzt das bewährte Prinzip der Abgasreinigung mittels Tieftemperaturkonden­sation (Vapour Emission Control / VEC). Dabei wird Flüssigstickstoff bei -196 °C verwendet, der keine schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt hat, um die Dämpfe flüchtiger organischer Verbindungen aus dem Abgas auszukondensieren. Übrig bleiben lediglich saubere Luft und ein Kondensat, das wiederverwendet oder entsorgt werden kann.

Dieses Verfahren der sogenannten Tieftemperatur oder Kryotechnik hat Linde in über einhundert stationären Anlagen in der (petro-)chemischen und pharmazeutischen Industrie und in Tanklagern umgesetzt. Es basiert auf der von Linde patentierten Cirrus-VEC-Technologie. AQ hat diese Technologie auf einen speziell entwickelten Anhänger installiert und damit mobil gemacht. So kann es rund um die Uhr überall dort eingesetzt werden, wo es benötigt wird.

AQ-Geschäftsführer Alain Devroye sieht ein breites Einsatzspektrum für die neuartige Lösung: »Wir konzentrieren uns zunächst auf die Schifffahrt, und dazu zählen auch große Binnenlastkähne. Wir können sofort zu jedem festgemachten Schiff kommen. Aber wir richten unser Angebot auch an Tankläger, wo Tanklastzüge und Tankwaggons behandelt werden müssen.«

Dabei gewährleistet AQ eigenen Angaben zufolge jederzeit Kostentransparenz. »Wir berechnen eine Pauschale, sodass wir Schiffe jeden Typs und jeder Größe behandeln können. Damit weiß der Kunde sofort, was er zu erwarten hat und erlebt keine Überraschungen in Form nachträglicher Mehrkosten«, erläutert Devroye.

Herkömmliche Entgasung nicht mehr zeitgemäß

Das System zur kryogenen Behandlung von Schiffsemissionen kann einen wichtigen Beitrag zur Luftverbesserung in Häfen leisten. Denn bei der herkömmlichen Entgasung von Schiffen werden Substanzen wie Benzol und Toluol frei, die für Mensch und Umwelt in Hafengebieten und an Wasserwegen potenziell schädlich sind. Daher stufen die Hafenbehörden großer Frachthäfen wie Amsterdam, Antwerpen und Rotterdam das Entgasungsverfahren als nicht mehr zeitgemäß ein. In Rotterdam, dem größten Tiefseehafen Europas, dürfen beispielsweise Schiffe nur an bestimmten Orten entgast werden – sofern sie nicht über ein eigenes Dampfrückgewinnungssystem an Bord verfügen. Die örtlichen Hafenbehörden gehen sogar noch einen Schritt weiter: Für »saubere« Hochseeschiffe mit einem ESI-Wert (Environmental Ship Index) von 20 oder mehr gibt es einen Rabatt auf die Hafengebühren. Dieser Anreiz ist Teil der Maßnahmen, mit denen immer mehr Häfen zum »Green Port« werden wollen.