»Ich habe meinen Traumjob gefunden«

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Welche Aufgaben hat ein Hafenkapitän?

Jörg Pollmann: Als Hafenkapitän bin ich Leiter des Oberhafenamts der Hamburg Port Authority[ds_preview] (HPA) und damit für die Gewährleistung der Sicherheit und Leichtigkeit des Schiffsverkehrs im Hamburger Hafen zuständig. Als oberster Nautiker Hamburgs bin ich zudem Leiter der Schifffahrtspolizeibehörde und Leiter der Aufsichtsbehörde für das Hafenlotswesen. Wir betreiben mit der Nautischen Zentrale eine eigene Revierzentrale, die für die Verkehrsablaufsteuerung verantwortlich ist. Sie erteilt Liegeplatzgenehmigungen für alle den Hafen anlaufenden Seeschiffe, macht Vorgaben unter welchen Bedingungen Schiffe den Hafen anlaufen dürfen und gibt insbesondere bei Großschiffen die Reihenfolge des Ein- und Auslaufens vor. Auch sind wir zuständig für die Binnenschifffahrt und die Hafenschifffahrt und führen im Hafen täglich Kontrollfahrten durch.

Wo liegen die besonderen Herausforderungen ihrer Tätigkeit?

Pollmann: Im Wesentlichen in der Schiffsgrößenentwicklung. Die Zahl der Anläufe von sogenannten Außergewöhnlich Großen Fahrzeugen (AGF), die mindestens eine Länge von 330 m und/oder eine Breite von mehr als 45 m haben, hat sich im Vergleich zu 2008 um rund 60 % erhöht. Jährlich laufen rund 1.000 Schiffe dieser Größe den Hafen an. All das setzt ein hohes Maß an Koordination voraus, verbunden mit einem hohen technischen Aufwand. Wir wollen vermeiden, dass Schiffe warten müssen, um in die Elbe zu fahren, gleiches gilt für Schiffe, die auslaufen wollen.

Dafür also die Fahrinnenanpassung?

Pollmann: Gerade für große Schiffe ist die Fahrrinnenanpassung wichtig. Dazu zählt neben der Vertiefung auch eine Verbreiterung des Fahrwassers. Von der Nordsee kommend verjüngt sich die Breite der Fahrrinne ab Glückstadt von 400 auf 300 m und dann auf 250 m in den Hafen hinein. Ab einer Fahrrinnenbreite von 300 m gibt es ein Begegnungsverbot für Schiffe, deren addierte Breite 90 m übersteigt. In der Fahrrinnenanpassung ist vorgesehen, dass wir die 300-m-Rinne und die 250-m-Rinne um 20 m verbreitern und darüber hinaus auf 7 km eine 385 m breite Begegnungsbox einrichten. Das wird die Verkehrsablaufsteuerung deutlich erleichtern. Darüber hinaus werden wir natürlich nach wie vor alles dafür tun, die Schiffe, die schon jetzt den Hamburger Hafen anlaufen, so gut wie möglich die Elbe hoch und wieder runter zu bekommen. Das bedeutet aber auch, dass wir Wartezeiten in Kauf nehmen und Restriktionen aussprechen müssen. Das stellt unsere Kunden – die Reeder – jedes Mal wieder auf eine Geduldsprobe.

Wie bereitet sich Hamburg auf die großen Schiffe vor?

Pollmann: Wir erwarten im Januar 2015 das weltweit erste 19.000-TEU-Schiff. Im Vorfeld haben wir vom Reeder sämtliche schiffbauliche und manövrierspezifische Daten des Schiffes übermittelt bekommen. Daraus haben wir ein virtuelles Modell gebaut und sind gemeinsam mit der Hafenlotsenbrüderschaft in einem Schiffsführungssimulator alle möglichen Szenarien durchgefahren, um eine Manöverstrategie zu erarbeiten und zu prüfen, unter welchen Bedingungen wir dem Schiff den Anlauf des Hamburger Hafens erlauben können. Wir trainieren dabei auch Grenzbedingungen, um in der Praxis auf alles vorbereitet zu sein.

Welche Bedingungen sind das?

Pollmann: Wir haben festgelegt, zu welchen Tidezeiten, Strömungs- und Windverhältnissen (Stärke / Richtung) ein solches Schiff in den Hafen einlaufen darf. Wir haben also klare Vorgaben, die wir den Reedern auch mitteilen. Bei der Sicherheit werden keine Kompromisse gemacht.

Was macht den Hamburger Hafen außerdem aus?

Pollmann: Es gilt verschiedene wasserseitige Verkehrsträger miteinander zu verbinden. Rund 12.000 Seeschiffe laufen den Hafen im Jahr an, hinzu kommt eine große Anzahl von Verholungen. Darüber hinaus haben wir etwa 10.000 Binnenschiffsbewegungen und zusätzlich Hafenfahrzeuge und Rundfahrtschiffe sowie Sportboote. All das gilt es im Verkehrsablaufsystem zu berücksichtigen.

Gab es ein Erlebnis, dass Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Pollmann: Maritime Großveranstaltungen wie der Hafengeburtstag oder die Cruise Days gehören sicher dazu. Hier sind wir für das gesamte Wasserprogramm zuständig. Ferner gibt es immer mal wieder Schiffstaufen. Neben der Durchführung dieser Veranstaltungen muss der normale Hafenbetrieb natürlich weiter laufen. Das zu schaffen, ist für mich immer wieder eine große Herausforderung. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man sieht, dass alles funktioniert, was man sich vorher überlegt hat. Ich habe hier meinen Traumjob gefunden. Gerade die Mischung der Aufgaben macht die Arbeit so interessant.

Was wünschen Sie sich für den Hamburger Hafen?

Pollmann: Eine zügige Umsetzung der Fahrrinnenanpassung. Wir können zwar heute die Sicherheit gewährleisten, aber für die Reeder ist das mit Einschränkungen verbunden, was die Wirtschaftlichkeit ihrer Schiffe betrifft. Wenn die Fahrrinnenanpassung kommt, sehe ich eine rosige Zukunft für den Hamburger Hafen.


Thomas Wägener