Geschichten aus 3.800 m Tiefe

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Der Untergang der »Titanic« fasziniert auch nach über 100 Jahren noch. Das Historische Museum der Pfalz in Speyer zeigt zurzeit[ds_preview] eine Ausstellung zur wahrscheinlich berühmtesten Schiffskatastrophe der Welt. 250 Originalfundstücke, Schiffsteile, technische Ausstattung und Einrichtungsgegenstände sowie persönliche Habseligkeiten von Passagieren und Besatzung erzählen die Geschichte auf eine besondere Art.

Die Fundstücke lagen zum Teil über 70 Jahre in 3.800m Tiefe auf dem Meeresgrund, bei einem Druck von über 400 bar. Die zerstörerische Wirkung des Salzwassers zeigt sich an einigen Stücken besonders drastisch. Andere wiederum wirken, als hätten sie gerade erst die Fabrik verlassen. Der gute Erhaltungszustand vieler Objekte ist laut Museumsdirektor Alexander Schubert damit zu erklären, dass beim Bau und bei der Ausstattung der »Titanic« nur hochwertige Materialien verwendet wurden. »Das war keine Kulisse aus Pappmaché.« Viele der persönlichen Gegenstände, welche die Jahrzehnte seit 1912 in der Tiefe überdauerten, zeugen ebenso von Qualität. Mit Rekonstruktionen von Innenräumen der »Titanic« vermitteln die Ausstellungsmacher einen Eindruck von der luxuriösen Ausstattung, die die teils schillernden Gäste an Bord genossen.

»Der Komfort war auch in der 2. und 1. Klasse je eine Klasse höher als auf anderen Schiffen«, beschreibt Schubert die Unterbringung der Passagiere. In allen Kabinen gab es beispielsweise fließendes Wasser. In den einfacheren Kabinen funktionierte das mit einem Trick: Servicepersonal musste jeden Morgen Spülkästen hinter den Wänden nachfüllen. Die schlechtesten Räumlichkeiten der 3. Klasse lagen nahe am Maschinenraum, wo man ständigem Lärm ausgesetzt war. In einer rekonstruierten 3.-Klasse-Kabine inklusive Geräuschkulisse lässt sich das in der Ausstellung eindrucksvoll nachempfinden.

Auch der technische Aspekt des Untergangs wird durch Fundstücke und Erklärungen veranschaulicht. »Die Konstruktionsweise der ›Titanic‹ war vermutlich ihr Verhängnis,« erklärt der Museumsdirektor. Beim Aufprall auf den Eisberg hätten sich die miteinander vernieteten Stahlplatten verschoben, dadurch seien neben dem nur etwa haustürgroßen Loch viele Spalten im Rumpf entstanden, durch die Wasser eindringen konnte. So konnte auch das Schottensystem nicht helfen, das sich zudem als Fehlkonstruktion entpuppte: Die Schottwände konnten ab einem gewissen Wasserstand überspült werden und die Schotten nacheinander volllaufen. Die Konstrukteure hatten einfach nicht damit gerechnet, dass solch große Mengen Wasser in so kurzer Zeit eindringen würden.


Felix Selzer