Reederei Buss und Liberty One rücken zusammen

Die Restrukturierung der seit Jahren in schwerem Fahrwasser befindlichen Reederei Buss in[ds_preview] Leer ist offenbar einen großen Schritt vorangekommen. Nach einer Einigung mit den Gläubigerbanken wird das Management der Firma neu besetzt. Zudem sollen neue Investoren eingestiegen sein.

Per Anfang Januar rückt Dietrich Schulz, Chef der Liberty One Ship Management in Bremen, als Geschäftsführer an die Spitze der Reederei Buss und löst damit Hartwig Buss als Vertreter der Gründer- und Eigentümerfamilie ab. Die Leeraner Reederei, deren Flotte in den vergangenen Jahren auf einen Bruchteil zusammengeschrumpft ist und aktuell 17 Einheiten umfasst, soll künftig eng mit Liberty One kooperieren. Als erstes könnten relativ schnell Synergien in den Bereichen Befrachtung/Chartering sowie Finanzberichtswesen gehoben werden, sagte Schulz. »Wir haben einiges vor. Ich will weiter aufbauen und bin der festen Überzeugung, dass wir zusammen 2016 und 2017 überstehen können«, erklärte er.

Für die gesamte deutsche Trampschifffahrt sind mit dem erneuten Einsturz der Charterraten im Containerschiffs- sowie im Bulkermarkt wieder schwere Zeiten angebrochen. Notverkäufe von Schiffen und Insolvenzen dürften deutlich ansteigen. Zusammen mit Liberty One verfüge Buss jedoch über die kritische Größe, um sich im Wettbewerb behaupten zu können. Die gemeinsame Flotte umfasst den Angaben zufolge 33 Containerschiffe, Mehrzweckfrachter und Bulk Carrier. Über konkrete Maßnahmen der Kooperation will Schulz nach seinem Amtsantritt entscheiden.

Obwohl der Manager Schulz, der vor Gründung seiner eigenen Firma in leitenden Positionen bei der Reederei Hartmann sowie der Schoeller Holdings in Zypern tätig war, kein eigenes Geld in die Reederei Buss steckt, hat er bei der Anwerbung neuer Investoren für das Leeraner Unternehmen mitgewirkt. Zur Identität der neuen Gesellschafter bei Buss, die durch Liberty One vertreten werden, will er aber keine Angaben machen. Diese wollten »strikt nicht benannt« werden, erklärte er. Welche Rolle die Familie Buss in dem Unternehmen künftig einnimmt – ob sie überhaupt noch beteiligt sein wird – ist unklar. Geschäftsführer Hartwig Buss war für eine Stellungnahme gegenüber der HANSA bislang nicht erreichbar.

Mit der heute bekanntgegebenen Einigung nimmt die Restrukturierungs-Saga um die Leeraner Reederei, die einst zu den ganz großen Adressen der Container-Trampschifffahrt zählte, eine überraschende Wende. Zuvor galt die Reederei und Befrachtungsfirma Peter Döhle als Favourit für eine Übernahme von Buss. Die Hamburger hatten den Zukauf des Unternehmens im Frühjahr bereits vorsorglich beim Bundeskartellamt angemeldet.

Buss war nach dem Einbruch der KG-Eigenkapitalplatzierung in Folge der großen Finanzmarktkrise und Rezession 2009 in Schieflage geraten. Das Unternehmen stand plötzlich mit gewaltigen Verbindlichkeiten gegenüber den Banken alleine da. Aufgrund der starken Ausrichtung auf den Containerschiff-Chartermarkt konnte die Reederei die Verluste in diesem Segment nicht durch andere Standbeine kompensieren.
Michael Hollmann