Das Ende der Schiffsfinanzierung bei der NordLB ist besiegelt. In zwei bis drei Jahren ist Schluss, bestätigte die Bank. Die HANSA hatte dies exklusiv schon vor drei Wochen berichtet.

Niedersachsens Finanzminister Reinhold Hilbers, gleichzeitig Aufsichtsratschef der NordLB, ließ die Bombe einen Tag vor der Bekanntgabe der Ergebnisse für 2018 platzen. [ds_preview]Das von der europäischen Bankenaufsicht bereits genehmigte neue Geschäftsmodell sieht einen massiven Personalabbau, eine Absenkung der Bilanzsumme und den Wegfall einiger Geschäftsfelder vor.

Darunter ist als größter Brocken mit einer Portfolio-Größe von derzeit knapp 11 Mrd. € die Schiffsfinanzierung. Innerhalb der kommenden zwei bis drei Jahre wolle sich die Landesbank komplett und endgültig aus diesem Segment verabschieden, teilte Hilbers mit. Denn der im Jahr 2018 aufgelaufene Verlust in Höhe von rund 2 Mrd. € ist in erster Linie auf die wenig ertragreichen und risikobelasteten Schiffskredite zurückzuführen.

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Vorstandschef Thomas Bürkle (© NordLB)

Bekanntlich hatte die NordLB erst jüngst ein 2,7 Mrd. € schweres Portfolio (263 Schiffe) an den US-Investor Cerberus verkauft. Bislang erklärte Absicht war der Abbau des gesamten NPL-Portfolios (non-performing loans) im Wert von 7,2 Mrd. € bis Ende 2019. Das war soweit bekannt. Ein bedeutend größeres Kreditpaket im Wert von rund 4 Mrd. €, intern unter dem Namen »Tower Bridge« geführt, soll ebenfalls ausgelagert werden. Denkbar ist eine Übertragung an die Kieler AöR, die bereits Altlasten der ehemaligen HSH Nordbank in den Büchern hat.

Wie die HANSA jedoch schon vor drei Wochen exklusiv publik gemacht hatte, stehen nun aber alle Schiffskredite – die »faulen« wie auch die »gesunden« – zum Verkauf. Die NordLB hielt Ende 2018 noch 10,8 Mrd. € in ihrem Schiffskredit-Portfolio – 2015 waren es noch rund 19 Mrd. €. Darunter waren zuletzt im Abbau-Bestand 7,2 Mrd. €, abzüglich des Cerberus-Pakets bleiben 4,5 Mrd. €.

Dazu kämen rund 3,6 Mrd. € an sogenannten »performing loans«. Dabei handelt es sich um Kredite, für die von den Gläubigern in der Regel noch Zins und Tilgung abbezahlt werden. In Branchenkreisen heißt es, dass die NordLB bereits konkrete Gespräche mit anderen Geldinstituten aufgenommen habe. Ein Verkauf an Privatinvestoren sei in diesem Fall ausdrücklich »nicht gewünscht«. Stattdessen soll dieses Teil-Portfolio zunächst bei der Bank gehalten und »wertschonend« abgebaut werden. Das Land Niedersachsen werde die damit verbundenen Risiken mit Garantien absichern, heißt es.

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© NordLB / HANSA

Außerdem will sich die NordLB nach Angaben von Hilbers vom überregionalen Kommunalgeschäft trennen. Kern des neuen Geschäftsmodells werden das Firmen- und Privatkundengeschäft, die Immobilienfinanzierung und das Agrar-Banking. Die Flugzeugfinanzierung wird kräftig abgespeckt, bleibt aber erhalten.

Das hat – ähnlich wir bei der HSH-Nachfolgerin Hamburg Commercial Bank (HCOB) – Konsequenzen für die Mitarbeiter. 2.250 der bislang 5.500 Stellen bei der Bank werden gestrichen – das sind zwei von fünf Beschäftigten.

Bis zum August soll die Neuausrichtung abgeschlossen sein. Die Bank soll künftig ihre Risiken begrenzen und sich gesund »schrumpfen«. Die Bilanzsumme soll auf 95 Mrd. € (2017: 164,4 Mrd. €) abgesenkt werden. Hilbers äußerte sich zuversichtlich, dass die weiteren Abstimmungen mit den EU-Instanzen (Bankenaufsicht und EU) reibungslos verlaufen und noch offene Details schnell geklärt werden können.

Deutsche Reeder in Sorge

Spannend wird nun die Frage, wie der Abbau der Schiffskredite erfolgen wird und welche Folgen dies für die betroffenen Reeder hat. Zuletzt hatten deren Verbände an Ems, Dollart und Unterelbe von der Landesregierung in Hannover und der Bank Auffanglösungen statt eines Ausverkaufs gefordert. Andernfalls drohe ein Niedergang der maritimen Wirtschaft in Niedersachsen mit etwa 30.000 Beschäftigten und einer Wertschöpfung von insgesamt rund 10 Mrd. €, hieß es.

Vor allem wünschen sich die Reeder Hilfe des Landes Niedersachsen in Form von Landesbürgschaften für Anschlussfinanzierungen, um eine Ablösung ihrer gestörten Kredite zu marktüblichen Konditionen auf die Beine stellen zu können.

Um die angespannte Kapitalbasis zu stärken, soll die NordLB frisches Kapital in Höhe von 2,835 Mrd. € bekommen. Die Bundesländer Niedersachsen und Sachsen-Anhalt geben zusammen insgesamt 1,7 Mrd. €. Weitere 1,135 Mrd. € kommen vom Sparkassenverband DSGV und den Trägersparkassen. Zusätzlich will die Landesregierung in Hannover »kapitalentlastende« Maßnahmen in Höhe von bis zu 800 Mio. € bewilligen. Insgesamt erhält die NordLB also 3,635 Mrd. €.

Alle Kapitalmaßnahmen unterliegen wie auch die Entscheidungen zum künftigen Geschäftsmodell der Bank noch verschiedenen Gremien- und Parlamentsvorbehalten, . Auch die EU-Kommission und die Bankenaufsicht müssten noch zustimmen.