Vor 60 Jahren ist der italienische Frachter »Fides« im Sturm in der Elbmündung gestrandet – in Sichtweite eines anderen bekannten Havaristen.[ds_preview]
Im Dezember zuvor war der britische Frachter »Ondo« gestrandet und war über Jahrzehnte in der Elbmündung sichtbar. Der »Fidesq war ein anderes Schicksal beschieden: Der 148 m lange, mit Erz beladene Frachter brach noch am selben Tag auseinander. Die Besatzung wurde damals durch die Seenotretter der Station Cuxhaven der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) gerettet.
Über Funk hatte die Crew des von 1958 bis 1965 in Cuxhaven stationierten Seenotrettungskreuzers »Ruhr-Stahl« gehört, dass in der Elbmündung ein Frachter aufgelaufen war. Es handelte sich um das Liberty-Schiff »Fides«. Die Schiffe dieses Typs waren während des zweiten Weltkrieges in großer Zahl in den USA gebaut worden.
Kapitän lehnt Hilfe ab
»Fides« befand sich mit Erz auf dem Weg von den USA nach Polen. In Kenntnis des extrem gefährlichen Treibsandes auf dem Großen Vogelsand, der in kürzester Zeit in der Lage war, einen Havaristen bewegungsunfähig einzuspülen, machten sich außer den Seenotrettern der Cuxhavener Station auch Schlepper auf den Weg. Jedoch lehnte der italienische Kapitän jede Hilfe ab. Mit dem Mittagshochwasser versuchte er, das Schiff bei stürmischem Südwest- bis Westwind mit sieben Beaufort (bis 61 km/h) durch kräftige Maschinenmanöver zu befreien.
Erfolglose Schleppversuche
Erst kurz nach 13 Uhr nahm er endlich Schlepperhilfe an. Die »Ruhr-Stahl« war unterdessen längsseits und Rettungsmänner an Bord gegangen. Vier Schlepper versuchten nun, die »Fides« freizuschleppen. Doch es war bereits zu spät. Die Seenotretter bemerkten schnell erste Risse im Stahl. Die Abschleppversuche mussten aufgegeben werden. Bei ablaufendem Wasser wurde der schwer beladene Rumpf durch Unterspülungen mehr und mehr belastet. Unter lautem Krachen brach die »Fides« um 16 Uhr auseinander.
Bei rauer See dauerte die Übernahme der 32 Italiener, des Lotsen und des Bergungsinspektors von 16.05 bis 16.45 Uhr. Zwei Besatzungsmitglieder der »Fidesq waren verletzt. Sie wurden, als die »Ruhr-Stahl« mit den Schiffbrüchigen in Cuxhaven eintraf, ins Krankenhaus gebracht.
Das Wrack, das in unmittelbarer Nähe zur »Ondo« lag, verschwand über die Monate gänzlich im Treibsand.