Nach einem Gerichtsurteil über das Gewicht des aktuell größten Yacht-Neubauprojekts ist die Zukunft der 183 m langen »REV Ocean« offen.[ds_preview]

Die als Luxusyacht und Forschungsschiff konstruierte »REV Ocean« ist schwerer und tiefgehender geworden als vertraglich vereinbart. Das hat ein Schiedsgericht in der norwegischen Stadt Ålesund nun festgelegt. Damit hat der 64-jährige norwegische Eigner und Milliardär Kjell Inge Rokke (geschätztes Vermögen laut Forbes: 4,4 Mrd. $) Recht bekommen. Für die Vard-Werft, ein Tochterunternehmen des italienischen Staatskonzerns Fincantieri aus Triest, eine nicht ganz unbedeutende Niederlage. Ursprünglich war geplant, dass die »REV Ocean« schon im Jahr 2020 in Fahrt kommen sollte.

REV Ocean 3 Brattvag August 2022 Eckardt
»REV Ocean« in Brattvag (© Eckardt)

Mit der neuen gerichtlichen Aussage könnte Røkke nun das Recht erwirken, vom Vertrag zurückzutreten und den gezahlten Vorschuss, der nach norwegischen Medienberichten zwischen 500 Millionen und einer Milliarde NOK liegen soll, zurückfordern. Oder aber er übernimmt das Schiff später von der Bauwerft, dann aber mit einem erheblichen Preisnachlass.

Schon im Sommer 2020 hatte der Auftraggeber bekannt gegeben, dass sich der Zeitplan für die Ablieferung der Yacht, deren Endausbau ursprünglich sogar auf der Bremerhavener Lloyd Werft erfolgen sollte, um drei bis fünf Jahre verlängert. Als Grund wurde angegeben, dass das Schiff nicht den Spezifikationen entspreche und man Herausforderungen in Bezug auf Technik und Gewicht zu meistern habe.

Røkke gründete für den Bau der »REV Ocean« 2017 eine Stiftung und finanzierte diese zum größten Teil. Die Abkürzung REV im Namenszug steht für Research Expedition Vessel. Entworfen wurde die Einheit vom Yachtdesigner Espen Øino. Neben dem Einsatz als Privatyacht für den Eigner soll das Schiff vor allem zu Forschungsreisen zum Einsatz kommen. Auch sollte die »REV Ocean« mit Schleppnetzen ausgerüstet werden, um täglich bis zu 5 t Plastikabfälle aus dem Meer zu sammeln. Für den Antrieb sorgen vier Wärtsilä-Motoren vom Typ 8L26 2.7. Zum Equipment sollen auch wissenschaftliche, Sonarsysteme, Labore, Auditorien und Klassenzimmer sowie U-Boote gehören. An Bord sollen bis zu 55 Wissenschaftler Platz finden.

Umbau an »REV Ocean« nötig

Auf der Vard Werft im rumänischen Tulcea wurde der 183 m lange Stahlrumpf innerhalb von 18 Monaten gebaut und anschließend nach Brattvåg in Norwegen verschleppt.  Nachdem der Eigner vor drei Jahren auf die möglichen Baumängel verwiesen hatte, wurde es ruhig um den Weiterbau der »REV Ocean«, die zum Teil immer noch unlackiert, mittlerweile aber auf der Yard-Werft in Aukra nördlich von Aalesund, liegt.

Um den Mangel des erhöhten Gewichts der Yacht zu reduzieren bleibt der Bauwerft nun die Möglichkeit, einige größere Stahlaufbauten zu entfernen und diese gegen sehr kostspielige Aluminium-Aufbauten zu ersetzen. Sollte Røkke aber doch noch vom Vertrag zurücktreten, hätte die Werft ein großes Problem, diese auf besondere Einsätze geplante Luxusyacht ohne große Umbauten an den Mann zu bringen.        (CE)