Auf der letzten Jahreshauptversammlung von WISTA Germany ist Irina Carbunaru zur zweiten Vorsitzenden gewählt worden. Die Personalmanagerin will sich während ihrer Amtszeit für mehr Vielfalt in der maritimen Industrie einsetzen.
Seit wann sind Sie mit Schifffahrt verbunden und wie sind Sie dazu gekommen?
Irina Carbunaru: Mit der Schifffahrt bin ich seit 1996 verbunden. Damals habe ich in der Abteilung Chartering & Operations bei einem kleinen Schifffahrtsunternehmen, das Massengutfrachter betreibt, angefangen.
Ich bin in Constanța geboren, der Stadt mit dem wichtigsten Seehafen Rumäniens. Dort ist Schifffahrt einer der Hauptwirtschaftszweige. Nach einem Studium an der Polytechnischen Universität Bukarest mit einem Abschluss in Elektrotechnik, bin ich in meine Heimatstadt zurückgekehrt und habe nach einem Job gesucht. Zu dieser Zeit durchlief Rumänien bedeutende Veränderungen, und Stellen im Ingenieurwesen waren nicht besonders zahlreich oder attraktiv. Ich hatte sehr gute Englischkenntnisse, was in Berufen bei international tätigen Unternehmen gefragt war. Da schien mir der Einstieg in die maritime Industrie eine sehr gute Wahl zu sein. Damals ahnte ich nicht, wie weit es mich führen würde!
Über Irina Carbunaru
– Sie hat 27 Jahre Erfahrung in der maritimen Industrie
– Arbeitserfahrungen sammelte Carbunaru in Konstanza, Limassol, Hamburg und Singapur
– Ihr beruflicher Fokus liegt auf maritime Personalwirtschaft
– Tätigkeit in Führungspositionen bei drei der Top-10-Schiffmanagement-Unternehmen: V.Group, Wilhelmsen Shipmanagement und Bernhard Schulte Shipmanagement
– Irina Carbunaru ist zweite Vorsitzende bei WISTA Germany
Wie sieht Ihr beruflicher Alltag aus?
Carbunaru: Meine Hauptkompetenz liegt im Bereich der maritimen Personalwirtschaft, und meine Leidenschaft sind die Menschen. Daher dreht sich bei meiner Arbeit alles um die wundervollen Menschen in der maritimen Belegschaft auf See.
Der Schwerpunkt meiner Tätigkeit besteht darin, das beste Umfeld für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf See zu schaffen, damit sie eine erfolgreiche und erfüllende Karriere haben. Das umfasst die Bereitstellung effektiver Prozesse zur Verwaltung ihrer Karrierewege, ihre Weiterentwicklung durch Schulungen und Mentoring, die Gewährleistung eines guten Arbeitsumfelds, das förderlich für Wachstum und persönliches Wohlbefinden ist.
Darüber hinaus bin ich auch an unternehmensweiten Projekten im Zusammenhang mit ESG (Environmental, Social and governance) und DEI (Diversity, Equity and Inclusion) beteiligt.
Wie war Ihr Weg zu WISTA?
Carbunaru: Ich bin bei WISTA eingetreten, weil ich auf der Suche nach Inspiration und weiblichen Vorbildern in der maritimen Industrie war.
Im Jahr 2017 habe ich an einer digitalen Konferenz über Vielfalt in der maritimen Industrie teilgenommen und war sehr beeindruckt von der Eloquenz, dem Wissensstand und dem Verständnis der Probleme im Zusammenhang mit Vielfalt, die von einer der Referentinnen gezeigt wurden. Später habe ich herausgefunden, dass sie Mitglied bei WISTA war, was mich dazu veranlasste, über die Organisation und ihre Mitglieder zu recherchieren und mehr zu erfahren. Als ich erkannte, wie weitreichend und wirkungsvoll WISTA ist, entschied ich mich, dem deutschen Ableger WISTA Germany beizutreten, da ich bereits seit 2008 in Hamburg lebte und arbeitete.
Später, im Jahr 2019, habe ich zusammen mit Freunden und Kollegen aus der maritimen Industrie in Rumänien geholfen, WISTA Romania zu gründen.
Über Bernhard Schulte
Shipmanagement
– Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM) ist eine der Hauptgeschäftssparten der Schulte Group, neben der eigenen Schiffsflotte
– Die Schulte Group ist ein familiengeführter Schiffseigner und Schiffsmanager, der in der maritimen Industrie bestens etabliert ist und über 135 Jahre Erfahrung verfügt
– Die Schulte Group hat außerdem mehrere spezialisierte Unternehmen im maritimen Dienstleistungsbereich
Wenn Sie nicht arbeiten, was beschäftigt Sie dann?
Carbunaru: Ich liebe es zu lernen und versuche immer, Neues zu erfahren, vor allem in Bezug auf meine Arbeit. Mich interessiert besonders der Einfluss von Kultur, insbesondere der Unternehmenskultur, auf das Geschäft. Daher ist dies eines meiner Lieblingsthemen, neben der menschlichen und gesellschaftlichen Entwicklung. Ich liebe außerdem Kunst und die Natur, daher versuche ich so viel Zeit wie möglich für Aktivitäten in diesen Bereichen zu finden.
Was bedeutet für Sie »Diversität in der Arbeitswelt«?
Carbunaru: Vielfalt in der Belegschaft bedeutet, jedem Einzelnen die Möglichkeit zu geben, sich bestmöglich zu entwickeln und einen maximalen Beitrag zu einer Branche und der Gesellschaft insgesamt zu leisten.
Was sind Ihre Ziele für WISTA in den kommenden zwei Jahren?
Carbunaru: Meine Ziele sind es, ein größeres Bewusstsein für die Vorteile eines höheren Frauenanteils in der maritimen Industrie zu schaffen und die Sichtbarkeit von weiblichen Vorbildern in der Branche zu erhöhen – immerhin machen Frauen noch heute einen Anteil von nur 2 % unter den Seeleuten aus.
Was könnten Unternehmen in der maritimen Branche noch tun, um mehr Diversität zu erreichen?
Carbunaru: Unternehmen in der maritimen Industrie sollten DEI ernster nehmen. Sie sollten sicherstellen, dass Richtlinien vorhanden sind, die DEI-Praktiken fördern, das Bewusstsein in der Belegschaft erhöhen und klare DEI-Ziele festlegen. Gleichzeitig sollten sie sich mit ähnlich denkenden Unternehmen zusammenschließen, um Ideen auszutauschen und gemeinsam daran zu arbeiten, die maritime Industrie inklusiver zu gestalten.
Interview: Anna Wroblewski
HANSA and WISTA empower women in the maritime industry
Im Rahmen einer exklusiven Partnerschaft mit dem deutschen Verband der Women’s International Shipping & Trading Association porträtiert die HANSA in regelmäßigen Abständen ein Mitglied vom WISTA Germany e.V.