Lindenau, EWD
Da trägt das Schwimmdock der Lindenau Werft noch den Nobriskrug-Schriftzug

Die Emder Werft und Dock (EWD) expandiert in den Ostseeraum. Die ehemalige Lindenau Werft wird als zweiter Standort in Betrieb genommen.

Eher als »Zufallsfund« ist das 1903 in Emden gegründete Unternehmen nach den Worten von Geschäftsführer Björn Sommer auf das Lindenau-Areal gestoßen. »Auf der Suche nach einem zusätzlichen Dock haben wir das 165 m lange und 26 m breite Schwimmdock der ehemaligen Lindenau-Werft gefunden«, berichtet Sommer im Gespräch mit HANSA. Nachdem man Interesse bekundet habe, seien der EWD und ihrem Hauptgesellschafter, der Benli-Group aus Bremerhaven, auch das 50.000 m² große Werftareal zur Miete angeboten worden.

Aktuell wird das Gelände von der Lindenau Coast Verwaltungsgesellschaft als Lindenau Maritim Gewerbepark vermarktet. »Wir haben den Teilbereich der ehemaligen Lindenau-Werft gemietet, Benli hat das Dock gekauft«, so Sommer. Bereits zum 1. Oktober soll der Standort an der Ostsee, unweit des Nord-Ostsee-Kanals, für Kunden den Betrieb aufnehmen. Zuletzt wurde hier von Nobiskrug eine Yacht gebaut.

EWD bekommt Schwimmdock und Ausrüstungspier

EWD, Emden, Korvette
In Emden ist die EWD auf dem Gelände der ehemaligen Nordseewerke beheimatet (© EWD)

Die Emder Werft verfügt demnächst in Kiel-Holtenau neben dem Schwimmdock über eine 480 m lange Ausrüstungspier mit zusätzlichen Krankapazitäten. Das ehemalige Hauptgebäude am Haupteingang der Lindenau-Werft soll zum Verwaltungsgebäude werden, auch der ehemalige Hallenbereich des früheren Reparaturbetriebes wird wieder in Betrieb genommen. Auf 4.000 m² sollen Sommer zufolge Zerspannung, Maschinenbau, elektrische Arbeiten, der allgemeine Schiffbau mit Schlosserei und Rohrbau sowie alle anderen reparaturbedingten Arbeiten erfolgen.

Die Lindenau-Werft war 2008 insolvent gegangen. Seinerzeit scheiterte das Unternehmen am Bau der »E-Ship 1« des Auricher Windkraftanlagenherstellers Enercon. Das von Flettner-Rotoren angetriebene Schiff wurde daraufhin zur Cassens-Werft nach Emden gebracht, wo die weitere Ausrüstung erfolgte.

EWD sucht noch Personal für Kiel

Die Emder Werft und Dock will den neuen Standort mit Personal aus Ostfriesland und von der Benli-Group betreiben. Zusätzlich sollen vor Ort zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. »Wir suchen Elektriker, Dockmeister, Kranfahrer, Maschinen- und Schiffbauer«, berichtet Björn Sommer.

Die EWD ist seit Anfang 2020 Teil der Bremerhavener Unternehmensgruppe Benli. Dort ist man spezialisiert auf Schiffsreparatur, Schiffsausrüstung, Sektionsbau und Stahlbau. Die Geschicke in Emden leiten Niels Rehbock und Björn Sommer als Geschäftsführer.

Insolvenzen für Lindenau und Nobiskrug

Die Geschichte der Lindenau Werft in Kiel-Friedrichsort reicht bis ins Jahr 1919 zurück. Bis zur Insolvenz 2008 hatte der Betrieb eine ganze Serie von Tankern der sogenannten »Sea«-Reihe für die deutsche Reederei German Tankers und Seychelles Petroleum gebaut. Insgesamt waren nach 1950 mehr als 225 Schiffe abgeliefert worden.

Die Werft war im Zuge der Reorganisation der Muttergesellschaft Nobiskrug im Sommer 2018 aus technischen und wirtschaftlichen Gründen eingestellt worden. 2019 erfolgte ein Neustart als Dienstleistungsbetrieb im zivilen Reparaturgeschäft. Für Yacht-Projekte war die Werft dann noch einmal umgerüstet worden, bevor Nobiskrug 2021 insolvent ging und schließlich von der zur Tennor Holding von Lars Windhorst gehörenden FSG in Flensburg gekauft worden. (ass)