Wenn es Konflikte zwischen Hapag-Lloyd und HHLA gibt, dann wurden sie bei der Taufe der »Berlin Express« umgangen. Nur einen kleinen Seitenhieb gab es.
Dass sich Hapag-Lloyd vom geplanten Einstieg des Konkurrenten MSC düpiert fühlt, ist in Hamburg ein offenes Geheimnis. Bei der Taufe des neuen Flaggschiffs »Berlin Express« am HHLA-Terminal Burchardkai war davon allerdings wenig zu spüren. Es gab vorwiegend nette Worte übereinander und das gemeinsame Bekenntnis zum Hafen an der Elbe. Lediglich eine kleine Spitze konnte sich Rolf Habben Jansen, CEO von Hapag-Lloyd, nicht verkneifen.
Hapag-Lloyd bleibe dem Hafen und auch der HHLA verbunden – »auch wenn es in der HHLA-Kantine künftig vielleicht weniger Labskaus und dafür mehr Käse-Fondue gibt«, so der Reederei-Chef. Die Taufgesellschaft quittierte amüsiert die Anspielung auf den MSC-Einstieg beim heimischen Terminalbetreiber, der Hapag-Lloyd zwingen würde, die Umschlaggebühren indirekt an einen Konkurrenten zu zahlen.
Sonst aber bemühten sich alle Festredner, darunter auch Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher und HHLA-Chefin Angela Titzrath, um freundliche und harmonische Stimmung, eben ganz dem feierlichen Anlass angemessen. Von einem »sicheren Hafen« für die größten Schiffe sprach Titzrath. Und laut Habben Jansen gehört »Hapag-Lloyd zu Hamburg wie die Alster, der Michel und Udo Lindenberg.« Von Abwanderungsgelüsten der Reederei, wie noch vor wenigen Tagen kolportiert, war dieses Mal keine Rede. Kenner der Szene sehen die Geschichte allerdings noch nicht zu Ende geschrieben …
First Lady ist Taufpatin der »Berlin Express«
Die Taufe eines neuen Flaggschiffs gibt es allerdings nicht alle Tage, das sollte erst einmal ohne Misstöne gefeiert werden. Es blieb Elke Büdenbender, Ehefrau des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, überlassen, die »Berlin Express« zu taufen. Das in Korea bei Hanwha Ocean (ehemals DSME) gebaute Schiff gehört mit 400 m Länge, 61 m Breite und einer Kapazität von 23.664 TEU zu den aktuell größten Containerschiffen der Welt.
Schon am Bug verkündete die Reederei in großen Lettern, was sie sich von diesem neuen Flaggschiff und seinen demnächst elf Schwestern verspricht: den Aufbruch in eine »grüne« Zukunft in der Schifffahrt. Bis 2045 will Hapag-Lloyd mit der gesamten Flotte klimaneutral unterwegs sein.
Die »Manila Express« wurde bereits in Fahrt gesetzt, bis 2025 sollen zehn weitere Schiffe folgen. Alle zwölf Schwesterschiffe würden in einem Fernostdienst eingesetzt und künftig Hamburg anlaufen, kündigte Habben Jansen an. Die Schiffe können wahlweise mit konventionellem Treibstoff oder Flüssigerdgas (LNG) betrieben werden und sind auch für nichtfossile und damit klimaneutrale Brennstoffe wie Bio-Methan oder e-Methan geeignet. Schon in den nächsten Tagen läuft die »Berlin Express« wieder Richtung Fernost aus.