Die bei CMA CGM in Charter fahrende »Lodur« steckt vor dem Hafen Freetown fest. Der Eigner Ernst Russ hat die Bergung unter einer Lloyd’s Open Form beauftragt.
Bergungsspezialisten bemühen sich aktuell, ein auf Grund gelaufenes deutsches Containerschiff vor dem Hafen Freetown in Sierra Leone wieder flottzumachen. Bei dem Frachter, der dort am 16. Mai havariert ist, handelt es sich um die 2003 gebaute »Lodur« (3.091 TEU) der deutschen Reederei und Investmentgesellschaft Ernst Russ.[ds_preview]
Das Unternehmen hat den Vorfall, der vom Salvage Arbitration Branch der Versicherungsbörse Lloyd’s of London gemeldet wurde, gegenüber der HANSA bestätigt. Personen- oder Umweltschäden habe es keine gegeben. »Wir haben alle erforderlichen Maßnahmen ergriffen und ein für die Bergung spezialisiertes Salvage-Unternehmen beauftragt«, so Ernst Russ. Die »Lodur« fährt Fahrplaninformationen zufolge auf Charter im Mittelmeer-Westafrika-Dienst von CMA CGM.
Laut Lloyd’s of London hat das Schiff 1.200 Container an Bord, davon 800 beladene. Dass der Vorfall Eingang in die Havarieliste der Versicherungsbörse gefunden hat, liegt daran, dass der Eigner die Bergung unter einer »Lloyd’s Open Form« (No cure, no pay…) beauftragt hat. Deren Durchführung wird durch eine Abteilung bei Lloyd’s administriert.
»Lodur«-Auftrag an T&T Salvage
Der Auftrag ging an die US-Firma T&T Salvage. Den Angaben zufolge hat das Bergungsunternehmen die Scopic-Klausel in der Lloyd’s Open Form aktiviert, die immer dann zum Einsatz kommt, wenn befürchtet wird, dass die geretteten Werde nicht ausreichen, um die Bergungskosten zu decken. In solch einem Fall müssen die Haftpflichtversicherer bzw. der zuständige P&I Club finanziell einspringen. Die »Lodur« ist beim norwegischen Club Skuld für P&I versichert. Scopic legt dazu eine feste Tarifstruktur fest. Da die Haftpflichtversicherer Anspruch darauf haben, dass alle Maßnahmen begründet und nachvollziehbar sind, wird bei Scopic-Durchführung ein Special Casualty Representative als neutrale Instanz eingesetzt – im Fall der »Lodur« ist es William Leschaeve vom britischen Sachverständigenunternehmen Brookes Bell.
Weitere Details zu der Havarie finden sich in einem Rundschreiben des Schadendienstleisters W K Webster von vergangenem Freitag. Danach steckt die »Lodur« auf felsigem Grund fünf Kilometer vom Freetown Container Terminal entfernt fest. Anfängliche Versuche der Crew, den Frachter unter eigenem Antrieb loszubekommen, seien gescheitert. (mph)