Die US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB hat einen vorläufigen Untersuchungsbericht zur Havarie des Containerschiffs »Dali« vorgelegt.
Schon kurz nach der verheerenden Havarie in der Einfahrt zum Hafen von Baltimore, bei der das in Maersk-Charter fahrende Containerschiff »Dali« die Francis Scott Key Bridge rammte und zum Einsturz brachte, stand die Vermutumg im Raum, dass ein Stromausfall zur Katastrophe führte. Der vorläufige Untersuchungsbericht des NTSB bestätigt den Verdacht. Allerdings gab es schon Stunden vorher Probleme. [ds_preview]
Bekannt war bisher dass etwa 20 Minuten, nachdem die Schlepper von dem Containerschiff bgezogen worden waren – die »Dali« war da noch 0,6 Meilen oder drei Schiffslängen von der Brücke entfernt – der Strom an Bord ausfiel. Betroffen waren die gesamte Schiffsbeleuchtung und die meisten Geräte, einschließlich der Kühlwasserpumpen der Hauptmaschine und der Pumpen der Ruderanlage. Der Stromausfall der für den Betrieb der Hauptmaschine erforderlichen Pumpen führte dazu, dass diese automatisch abgeschaltet wurde. Auch das Ruder konnte nicht mehr bewegt werden.
Die Lotsen forderten noch Schlepperhilfe an, ein zu dem Zeitpunkt 3 Meilen entfernter Schlepper reagierte zwar umgehend, erreichte die »Dali« aber nicht rechtzeitig. Der leitende Lotse, gab den Befehl, Anker zu werfen. Anschließend gelang es der »Dali«-Besatzung, die Stromversorgung des Schiffes wiederherstellen. Doch als das Schiff noch rund 300 m von der Brücke entfernt war, kam es zu einem zweiten Stromausfall. Die Besatzung reaktivierte die Stromversorgung abermals manuell, konnte aber den Antrieb nicht wiederherstellen. Das Containerschiff traf mit einer Geschwindigkeit von 6,5 kn auf den Brückenpfeiler.
»Dali« hatte schon im Hafen Probleme
Der NTSB-Bericht zeigt aber auch, dass es schon etwa zehn Stunden vor dem Auslaufen aus Baltimore auf der »Dali« während Wartungsarbeiten zu einem Stromausfall gekommen war. Bei Arbeiten am Abgasreinigungssystem für den Dieselmotor, der den einzigen in Betrieb befindlichen Generator (Generator Nr. 2) antrieb, schloss ein Besatzungsmitglied versehentlich eine Abgasklappe des Motors wodurch dieser stoppte. Bei der anschließenden Fehlersuche und Wiederherstellung der Stromversorgung hatte die Mannschaft dem NTSB-Bericht zufolge Veränderungen an der Bus-Konfiguration vorgenommen. Das NTSB untersucht aktuell noch weiter die elektrische Konfiguration und mögliche Auswirkungen auf die Ereignisse während der Unfallfahrt.
Der Stromausfall im Hafen deckt sich auch mit Berichten über Energieversorgungsalarme von Kühlcontainern an Bord, die während des Hafenaufenthalts der »Dali« verzeichnet worden sein sollen.
Die Hafenbehörde von Baltimore hat unterdessen bekannt gegeben, dass der Fort McHenry Channel offiziell wieder auf eine Tiefe von 13,7 m für den kommerziellen Schiffsverkehr freigegeben ist. Täglich von 20:00 Uhr bis 6:00 Uhr morgens können Schiffe mit Schlepperunterstüzung die Fahrrinne nutzen. Die zuvor geöffeneten temporären Fahrrinnen wit geringerer Wassertiefe bleiben geöffnet.