Für die Mini-Bulker in der europäischen Fahrt driften die Frachtraten und Tageserträge von Woche zu Woche weiter nach unten. Vor allem im Mittelmeer fehlt es an Impulsen.

Verschiedene Indikatoren lassen erkennen, dass die Industrie der Eurozone allmählich aus der Rezession herausfindet. Am europäischen Shortsea-Markt für Bulk und Breakbulk, der stark von Großverladern in der Industrie abhängig ist, entfaltet die leichte Belebung im verarbeitenden Gewerbe aber noch keine Wirkung.[ds_preview]

Die Frachtraten stehen seit Wochen zunehmend unter Druck, von einem Aufbäumen der Nachfrage vor den Sommerferien keine Spur. So gab der European Short Sea Index (EUSSIX) des Branchendienstes BMTI diese Woche weiter um 2,8% auf 27.10 Punkte nach. Binnen eines Monats ist der Index um 13,5% gefallen. Er liegt damit nun sogar unter dem Stand von vor einem Jahr – kurz bevor der Markt deutlich anzog und sich von vergangenem Spätsommer bis ins Frühjahr hinein auf relativ hohem Niveau hielt.

Rückläufige Frachtraten sind im zweiten Quartal nicht ungewöhnlich, wenn das Eis der Ostsee schmilzt und die Produktivität der Shortsea-Flotte wieder zunimmt. Die Einbußen der vergangenen Wochen sind aber auffällig stark – vor allem im Mittelmeer und im Schwarzen Meer, dort liegen die Raten inzwischen teilweise um mehr als 30% unter Vorjahr.

»Miserable« Lage im Süden Europas

Als »miserabel« bezeichnet die türkische Marktforschungsfirma Istfix die Befrachtungsaktivität auf der gesamten südlichen Achse vom Asowschen Meer im Osten bis hinüber nach Gibraltar in ihrem Wochenreport. Eine Vielzahl von Spotschiffen bevölkere inzwischen die Ankerplätze im Mittelmeer, berichtet ein britischer Makler.

Dank der nach wie vor ordentlichen Raten im Ostseeraum fahren die Reeder zumindest im Spotgeschäft in Nordeuropa noch auskömmliche Tageserträge (TCE) ein. Die norwegische Befrachtungsfirma Norbroker schätzt das Niveau auf 3.100 €/Tag für Standardschiffe mit 3.500 tdw Tragfähigkeit. Im April waren es allerdings noch 3.500 €/Tag.

Hoffnung auf den Spätsommer

Ob der Abwärtstrend vor den Sommerferien noch einmal umgekehrt werden kann, gilt als fraglich. Die Erwartungen richten sich inzwischen mehr und mehr auf den Spätsommer, wenn die neue Getreideernte in Nordeuropa zur Verschiffung kommt. In Kombination mit einer weiteren Erholung der Industrie könnte es dann eine deutliche saisonale Belebung geben.

Wenig Schwung im Drybulk-Markt

Lustlos präsentiert sich auch weiterhin der Spotmarkt für die weltweite Dry-Bulk-Schifffahrt. Nach dem Höhenflug im ersten Quartal will einfach kein richtiger Schwung aufkommen. Der Baltic Dry Index legte diese Woche nur leicht um 66 auf 1.881 Punkte zu. Leichte Steigerungen erzielten die Reeder in den Capesize-und Panamax-Klassen.

Für die Großbulker zog das Ratenniveau im Zeitcharter-Trip-Business dank eines Zustroms neuer Eisenerzladungen in Brasilien für Ende Juni/Anfang Juli um 6% auf 24.867 $/Tag an. Im Panamax-Segment reichte die Charternachfrage für Getreide ex Ostküste Südamerikas aus, um die Durchschnittsrate um 3% auf 15.752 $/Tag zu heben. Für die kleineren Schiffsklassen mit eigenen Kränen gaben die Raten hingegen leicht nach.

Ungewöhnliche Ruhe im Tanker-Markt

Am Chartermarkt der Rohöltanker ließen die Aktivitäten auf den meisten Routen zur Vorwoche nach. Makler führten die ungewöhnliche Ruhe im weltweiten Geschäft auch auf die »Posidonia« in Griechenland zurück. Party und Networking standen für viele Befrachtungsmanager diese Woche eher im Mittelpunkt als das Tagesgeschäft. Eine Ausnahme bildete der Markt für die kleineren Aframax-Tanker in der Nordsee. Dort gab es deutliche Zuwächse, die dafür sorgten, dass die durchschnittlichen Spoteinnahmen (global) um 15% auf 52.600 $/Tag anzogen. Für die VLCC und die Suezmaxe ging es hingegen moderat abwärts – auf 38.6000 und 49.400 $/Tag.