Die International Longshoremen’s Association (ILA) warnt davor, dass ein Streik in den Häfen an der amerikanischen Atlantik- und Golfküste immer wahrscheinlicher wird.
Grund dafür sind die langsamen Verhandlungen mit dem Arbeitgeberverband United States Maritime Alliance (USMX). [ds_preview]
Vertrag zwischen ILA und USMX läuft aus
ILA-Vorsitzender Harold J. Dagett äußerte sich besorgt angesichts der dürftigen Fortschritte. Er wies darauf hin, dass den Arbeitgebern, die in der USMX organisiert sind, die Zeit davonlaufe: Am 30. September läuft der aktuelle Vertrag aus. Sollten bis dahin keine neue Vereinbarung vorliegen, drohe ab dem 1. Oktober ein küstenweiter Streik. Zuletzt wurde der Vertrag zwischen USMX und ILA im Jahr 2018 ratifiziert. Er gilt für 14.500 Hafenarbeiter an der Ost- und Westküste der USA.
Für besondere Reibung zwischen den Verbänden sorgt unter anderem ein autonomes System am Hafen von Mobile, Alabama. Dort fertigen APM Terminals und Maersk den Umschlag auf Lkws automatisch ab – und umgehen damit die ILA-Mitarbeiter. Wie die ILA erklärte, kommt ein solches System auch bereits in anderen Häfen zum Einsatz.
»Es bleiben nur noch 80 Tage bis zum Ende unseres aktuellen Vertrags und wir warten auf USMX«, sagte Daggett. »Die Verletzung unseres aktuellen Rahmenvertrags durch einige ihrer Mitglieder hat uns dazu veranlasst, die für Anfang Juni geplanten Verhandlungen mit USMX abzusagen.«
»Auto-Gate« trieb Keil zwischen die Parteien
Die ILA erklärte, dass man sich erst dann wieder mit der USMX treffen werde, wenn die »Auto-Gate-Frage« geklärt sei. Wie Daggett gegenüber US-Medien betonte, stehe die ILA »voll und ganz« hinter ihren Forderungen. Sollten sie nicht erfüllt werden, seien die Mitarbeiter zum Streik bereit.
Wirtschaftswissenschaftler warnten bereits vor den Auswirkungen, die ein möglicher Streik auf die ohnehin zerbrechlichen Lieferketten haben könnte, und appellierten an das Arbeitsministerium, sich als Mediator einzuschalten. Eine Einmischung von außen werde man nicht dulden, teilte Daggett mit. Auch eine Verlängerung des bestehenden Vertrags stehe außer Frage.
Es ist jedoch nach wie vor möglich, dass beide Seiten zu einer Einigung kommen werden. Die ILA und die USMX (bzw. ihre Vorgänger) haben eine lange gemeinsame Geschichte: Seit einem Streik im Jahr 1977 wurden zehn neue Verträge geschlossen, und die Verhandlungen in den Jahren 2012 und 2018 konnten erfolgreich beendet werden, ohne dass die Hafenarbeiter ihre Arbeit niederlegen mussten.