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MSC Cruises belegte einen der hinteren Plätze des NABU-Rankings (© NABU / Hapke)
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In einem aktuellen Nachhaltigkeits-Ranking geht der Naturschutzbund Nabu trotz positiver Entwicklungen hart mit der Kreuzfahrt ins Gericht.

Die Cruise Lines International Association (Clia) wehrt sich: Bereits jetzt gebe es in der Branche große Erfolge zu vermelden, unter anderem bei der Nutzung von Landstrom. [ds_preview]

NABU: Kreuzfahrt richtet großen Schaden an

Effizientere Schiffe und neue Kraftstoffe – das sei laut Nabu nötig, um die Kreuzfahrt nachhaltig zu gestalten. Noch immer gebe es keinen Anbieter, dessen Schiffe die Umwelt und das Klima nicht belasten. Auf dem ersten Platz des aktuellen Nabu-Rankings konnten sich Hurtigruten und Havila positionieren, die mit Klimastrategien und bereits umgesetzten Maßnahmen zur Minderung von Emissionen punkten konnten. Danach folgen Mein Schiff, Ponant und Aida Cruises. Positiv hervorgehoben wurde die neue »Mein Schiff 7«, gebaut von Meyer Turku, die mit grünem Methanol betrieben werden kann.

Dennoch könnten diese positiven Entwicklungen »nicht über den Schaden hinwegtäuschen, den die Kreuzfahrt anrichtet«, teilte der Nabu mit. Laut Daniel Rieger, Fachbereichsleiter für Klima- und Umweltpolitik, belaste die Kreuzschifffahrt nicht nur die Umwelt, sondern auch die menschliche Gesundheit. »Es wird Zeit, dass die Reedereien endlich das Steuer herumreißen«, sagte er.

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© NABU

Klimaneutralität bis 2050 »weder akzeptabel noch vermittelbar«

Nabu-Schifffahrtsexperte Sönke Diesener lobte zwar die Nutzung von Landstrom, doch die technischen Verbesserungen gingen »viel zu langsam« voran. Deutschland habe sich dazu verpflichtet, bis 2045 klimaneutral zu werden, während acht der untersuchten Kreuzfahrtunternehmen angeben, dieses Ziel erst bis 2050 erreichen zu wollen. »Das ist weder akzeptabel noch vermittelbar«, sagte er, »insbesondere für eine Freizeitaktivität.«

Für Malte Siegert, Vorsitzender des Nabu Hamburg, stünden die Reedereien in der Bringschuld. »Die Häfen haben ihre Hausaufgaben gemacht«, sagte er. »In Hamburg, Kiel und Rostock steht Landstrom für Kreuzfahrtschiffe bereit.« Nun sei es an den Reedereien, diesen auch zu nutzen – »ansonsten muss eine Landstrompflicht her, um die Menschen in den Städten vor den Abgasen zu schützen.«

CLIA will Energiewende in der Schifffahrt vorantreiben

Auf die Kritik des Nabu spielte der Kreuzfahrtverband Clia den Ball weiter. In einem Antwortschreiben auf das Ranking heißt es, dass die Ziele der Kreuzfahrtunternehmen mit der Strategie der Internationalen Schifffahrtsorganisation (IMO) übereinstimmen. Diese sehe vor, den internationalen Schiffsverkehr bis 2050 klimaneutral zu machen.

»Zentral hierfür ist die Antriebs- und Energiewende in der Schifffahrt«, teilte die Clia mit. »Bereits heute werden Schiffe im Rahmen des begrenzten Marktes erneuerbarer Kraftstoffe mit diesen angetrieben – Tendenz steigend.« So würden Reedereien bereits eng mit Werften, Motorenherstellern und Technologieanbietern zusammenarbeiten, um neue Energiequellen zu nutzen. Oft gehe es dabei um Hybridlösungen, die sich aus Biokraftstoffen, Elektrizität, Wasserstoff und anderen Treibstoffen zusammensetzen.

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Abgase des Aida-Schiffs »Valencia« (© NABU)

Die Herausforderung dabei liege in der Verfügbarkeit dieser Energieträger, so der Verband – und spielte den Ball zur Politik. Diese müsse verstärkte Anreize setzen, den Ausbau erneuerbarer Kraftstoffe voranzutreiben. Dazu sollen auch Gelder aus dem EU-Emissionshandelssystem (EU-ETS) in die Schifffahrt investiert werden. Nur so ließen sich die notwendigen Infrastrukturen finanzieren und erneuerbare Energie bereitstellen – zu einem wettbewerbsfähigen Preis. Wie hoch der Investitionsbedarf ist, soll über eine Bestandsaufnahme der Infrastruktur sowie des Energiebedarfs der Schiffe ermittelt werden. Dies soll die Abkehr von fossilen Brennstoffen beschleunigen.

Bald Landstrom für drei Viertel aller Kreuzfahrtschiffe

Beim Thema Landstrom sieht sich die Kreuzfahrt bereits jetzt auf einem guten Weg. Mit 120 Schiffen sei bereits fast die Hälfte der Clia-Flotte mit Landstromanschlüssen ausgestattet, in den kommenden fünf Jahren soll sie auf 210 anwachsen. »Das entspräche 72% aller Kreuzfahrtschiffe weltweit«, teilte der Verband mit.

Aida Cruises, eines der weltweit größten Kreuzfahrtunternehmen, meldete beispielsweise, dass seine Schiffe bereits bei 45 Einläufen in europäischen Häfen erneuerbaren Landstrom genutzt hätten – mehr als im gesamten Vorjahr. Alle Aida-Schiffe in Nordeuropa seien bereits in der Lage, mit Landstrom versorgt zu werden. Generell arbeite die Reederei mit Hochdruck daran, ihre Flotte zu modernisieren.

»Landstrom ist für die Dekarbonisierung ein wichtiges Element, da unsere Schiffe im Schnitt 40% ihrer Reisezeit in Häfen verbringen«, sagte Dirk Inger, Senior-Vizepräsident für Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation und Nachhaltigkeit bei Aida. »Mit unseren schiffsseitigen Investitionen in diese Technologie unterstützen wir aktiv die Ziele der Europäischen Union zum Aufbau einer Landstrominfrastruktur in Häfen des Transeuropäischen Verkehrsnetzes bis 2030.« Weiterhin habe sich Aida Cruises klar dem IMO-Ziel verschrieben, bis 2050 klimaneutral zu werden.

Die Verringerung der CO2-Emissionen lasse sich transparent verfolgen, schloss die Clia. Alle Kreuzfahrtunternehmen seien gemäß EU-Verordnung dazu verpflichtet, ihre Emissionsdaten zu berichten, die in einer öffentlichen Datenbank gesammelt und jährlich von der EU-Kommission veröffentlicht werden. 22edbfd32bd24c9f9aa003ae81c936d8