Melina Bröske ist seit Kurzem neue Kontaktperson im Vorstand von WISTA Germany. ­Aufmerksam auf den Verein wurde die Senior Brokerin Marine Claims durch ihren ­Arbeitgeber, der 2021 die internationale Jahreshauptversammlung von WISTA sponserte

Seit wann sind Sie mit der Schifffahrt ­verbunden und wie sind Sie dazu ­gekommen?
Melina Bröske: Ich habe im Sommer 2015 mit einem dualen Studium in einer Hamburger Reederei begonnen und kann mir seitdem auch nicht vorstellen, in einer anderen Branche zu arbeiten.

Mich für die Schifffahrt zu entscheiden hatte bestimmt auch damit zu tun, dass ich an der Elbe aufgewachsen bin und schon früher gern die großen Pötte bei ihren Fahrten von und nach Hamburg beobachtet habe. Die Fragen, warum so eine riesige Menge Stahl überhaupt schwimmt und wer sich beispielsweise darum kümmert, dass alle Container am richtigen Platz stehen, haben die Entscheidung für den Schritt in die Branche auf jeden Fall beeinflusst.

Wie sieht Ihr beruflicher Alltag aus?
Bröske: Ein Kollege hat unseren Job einmal so formuliert: »Man weiß eigentlich immer, wie der Tag anfängt, aber selten, wie er endet«.

Ich arbeite im Claims-Bereich beim Schiffsversicherungsmakler Georg Duncker und wir wickeln jegliche Art von Schäden ab, die man so in der weltweiten Schifffahrt antreffen kann. Das reicht von Kollisionen, über Maschinenschäden, bis hin zu Ladungsthemen und hält einen somit immer beschäftigt. Da die Reeder im Ideal­fall selten größere Schäden erleben, stehen wir unterstützend zur Seite und assistieren mit unserem Netzwerk und Know-how, wo wir können, wenn dann doch einmal etwas passiert.
Natürlich und auch glücklicherweise passiert nicht jeden Tag eine »Ever ­Given«, aber es bleibt trotzdem spannend.

Wie war Ihr Weg zu WISTA?
Bröske: Ich bin auf WISTA aufmerksam geworden, als 2021 Hamburg der Gast­geber für das Annual General Meeting von WISTA International war. Georg Duncker war einer der Sponsoren für die Veranstaltung, weswegen ich dann auch als (Noch-)Nichtmitglied daran teilnehmen konnte.

Der Gedanke für mehr Sichtbarkeit von Frauen in der Branche sowie das Netzwerk und die ganze Atmosphäre bei diesem internationalen Treffen hat mir so gut gefallen, dass es nicht lange brauchte, bis ich den Kontakt gesucht habe und schließlich auch Mitglied wurde.
Vor Kurzem bin ich auch Mitglied des Vorstandes als Kontakt-Managerin und freue mich auf die gemeinsame Arbeit und auch darauf, aktiv mitgestalten zu können.

Wenn Sie nicht arbeiten, was beschäftigt Sie?
Bröske: Einen guten Ausgleich zum Job finde ich im Sport und auch in Livemusik. Ich gehe liebend gern auf Konzerte, lerne neue Bands kennen und bewundere, wie viel man aus einem Instrument herausholen kann. Ich war quasi schon in jeder Location in Hamburg, die über eine Bühne verfügt, sei sie noch so klein.

Was bedeutet für Sie »Diversität in der Arbeitswelt«?
Bröske: Diversität in der Arbeitswelt bedeutet für mich in erster Linie, dass eine Position schlichtweg nach Leistung oder Erfahrung besetzt wird und jedem die gleichen Chancen zuteilwerden, ohne sich an Vorurteilen zu bedienen. Jede Entscheidung sollte unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder sexueller Orientierung gefällt werden und jede Person sollte auch die gleiche Wertschätzung für gleiche Leistung erfahren.

Was ist Ihr Beitrag zur Diversität?
Bröske: Ich versuche in meinem Alltag kleinere Kommentare oder Gesten einzubauen, um bei meinen Mitmenschen, aber natürlich auch bei mir selbst, Bewusstsein für Diversität zu schaffen und auf Vorurteile aufmerksam zu machen.

Manchmal erwischt man sich auch selbst dabei, wie man sich an einem Vorurteil bedient, aber wenn einem dies auffällt und man das auch reflektieren kann, ist das auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung, denn es bleibt ein dynamischer Prozess.

Was könnten Unternehmen in der ­maritimen Branche noch tun, um mehr Diversität zu erreichen?
Bröske: Oft ist von Frauenquoten die Rede, um mehr Diversität zu schaffen, jedoch finde ich das keine gelungene Lösung. Ich glaube, dass diese sogar kontraproduktiv ist, denn so wird doch wieder gezielt nach Geschlecht eingestellt und Diversität bezieht sich auch nicht nur auf das Geschlecht. Man sollte einfach bei allen Personalien, egal ob bei vakanten Stellen, Projekten oder Ähnlichem, vollkommen objektiv einstellen und auswählen. Das schließt natürlich nicht nur das Geschlecht ein, sondern auch Religion, Ethnie oder sexuelle Orientierung.

Interview: Anna Wroblewski


 

Über Georg Duncker

  • Versicherungsmakler für Schiffsversicherungen
  • Gegründet 1870
    Vier Standorte weltweit: Hamburg (Headquarter), Singapur, Houston und Rotterdam
  • 3000+ Schiffe im Portfolio

Über Melina Bröske

  • 29 Jahre alt
  • Wohnt seit ihrer Ausbildung in Hamburg
  • Duales Studium bei DS Schiffahrt absolviert (B. Sc. Maritime Management und Schifffahrtskauffrau)
  • 2 Jahre Erfahrung als Operations-Manager im MPP Bereich
  • Seit 2020 bei Georg Duncker

WISTA GermanyHANSA and WISTA empower women in the maritime industry
Im Rahmen einer exklusiven Partnerschaft mit dem deutschen Verband der Women‘s International Shipping & ­Trading Association porträtiert die HANSA in regelmäßigen Abständen ein Mitglied vom WISTA Germany e.V.