Das deutsche Start-up Zero44 aus dem Hause Flagship Founders hat für die 2025 anstehende EU-Regulierung FuelEU Maritime eine neue Software an den Markt gebracht, die Reedern, Schiffsmanagern und Charterern helfen soll, wirtschaftlich sinnvolle Optionen zur Einhaltung der Vorgaben zu finden.
Am 1. Januar 2025 tritt nach der Emissionshandel-Regulierung EU-ETS mit FuelEU Maritime die zweite große EU-Regulatorik zur Dekarbonisierung der Schifffahrt in Kraft.[ds_preview]
Damit soll die Nutzung und Herstellung nachhaltiger Kraftstoffe gefördert werden. Unternehmen, die die künftig erlaubten Treibhausgasintensitäten mit ihren Schiffen überschreiten, müssen Strafen zahlen. Diese steigen im Laufe der nächsten Jahre an. Keiner der traditionell verwendeten fossilen Kraftstoffe erfüllt die Vorgaben der Verordnung.
Unternehmen können selbst entscheiden, welche Wege zur Compliance sie wählen möchten. Diese Wahlfreiheit sorgt zur Zeit aber vor allem für Orientierungslosigkeit, meint so Mancher.
Zu den möglichen Compliance-Optionen gehört das Pooling (Schiffe werden rechnerisch so zusammengelegt, dass sie gemeinsam die vorgegebenen Treibhausgas-Werte erreichen; dies ist innerhalb einer Flotte, aber auch in Kombination mit den Schiffen anderer Unternehmen möglich). Auch Borrowing und Banking sind Möglichkeiten: Beim Borrowing „leihen” die Betreiber erwartete künftige Übererfüllung von Zielvorgaben, um aktuelle Defizite auszugleichen. Beim Banking können sie, wenn sie die Zielvorgaben im Berichtsjahr unterschreiten, diese Differenz ins darauffolgende Jahr übertragen.
Außerdem können Unternehmen Bio-Kraftstoffe in ihren Kraftstoffmix integrieren, um so die Treibhausgas-Intensität ihrer Schiffe zu senken. Und zuletzt besteht auch die Möglichkeit, anfallende Strafen einfach zu zahlen und die Treibhausgasintensität nicht zu senken. Diese Strafen können Reedereien an Charterer und Kunden weitergeben.
Die Frage ist nun: Welche Option ist für welches Unternehmen bei welchen Rahmenbedingungen die beste? Die Antwort darauf hängt von zahlreichen Parametern ab, die sich ständig ändern. Dazu zählen volatile Kraftstoffpreise, Fahrplanänderungen für Schiffe, unterschiedliche Verfügbarkeiten von Kraftstoffen in verschiedenen Häfen und Vereinbarungen in bestehenden Charter- und Schiffsmanagementverträgen.
Zero44 arbeitet bei Entwicklung mit MPCC, Minship und Union Bulk
Zero44 will nun mit einer neuen Software helfen, wirtschaftlich sinnvolle Entscheidungen zu treffen. Sie lässt sich den Angaben zufolge einzeln oder in Kombination mit Zero44’s Software-Modulen für EU ETS- und CII-Compliance nutzen und ist dadurch auch in der Lage, eine insgesamt überlegene Strategie zu ermitteln, die CII-, EU ETS- und FuelEU-Effekte berücksichtigt.
Das FuelEU Maritime-Produkt nutzt dafür das bestehende Zero44-Datenmodell. Dieses verwendet historische Performance-Daten eines Schiffes sowie Machine Learning, um die zukünftigen Verbräuche und Emissionen vorherzusagen und dabei unterschiedliche Kraftstoff-Optionen zu evaluieren. Nutzer sehen dann im Dashboard alle Optionen im Vergleich: Die Höhe einer möglichen Strafzahlung, alternative Biodiesel-Kosten, Pooling-Optionen und weitere Alternativen. Sofern Pooling eine sinnvolle Strategie ist, bietet Zero44 zudem einen Pooling-Marktplatz zwischen seinen Kunden und Dritten.
In die Produktentwicklung floss das Feedback mehrerer Zero44-Kunden ein, darunter MPC Container Ships, Minship Shipmanagement und Union Bulk. Das soll dazu dienen, die Software von Beginn an ganz an den realen Bedürfnissen von Unternehmen zu orientieren.
Friederike Hesse, Co-Gründerin und Geschäftsführerin von Zero44, sagt: „Einige Akteure in unserer Branche vermitteln zur Zeit den Eindruck, Pooling sei das beste Mittel für FuelEU Maritime Compliance. Das greift viel zu kurz und wird der Komplexität von FuelEU Maritime und der Volatilität des Marktumfeldes nicht gerecht.“ Das Ziel müsse vielmehr sein, dass jede Reederei, jeder Schiffsmanager und jeder Charterer zu jeder Zeit vollen Überblick über alle wirtschaftlichen Parameter habe. „Nur auf dieser Basis können wirklich informierte Entscheidungen getroffen werden – und ob diese am Ende auf Pooling, Strafzahlung oder eine andere Methode fallen, wird sich je nach Kontext immer wieder ändern.”