Der Hafenstreik an der US-Ostküste dauerte nur wenige Tage, die Auswirkungen waren weitaus geringer als befürchtet.

Dennoch hat der dreitägige Streik zu längeren Wartezeiten für Schiffe geführt, was sich langfristig auf verfügbare Kapazitäten auswirken wird. [ds_preview]

Der Rückstau, der sich vom 1. bis zum 4. Oktober aufgebaut hat, wird laut einer Analyse von Sea-Intelligence allerdings nicht innerhalb von drei Tagen abgebaut sein. Das Unternehmen rechnet vielmehr damit, dass die Kapazitätseinbußen insgesamt eine Woche ausmachen werden.

Als Beispiel führte Sea-Intelligence zunächst das Angebot zwischen Asien und der US-Ostküste an. Den Daten zufolge sei für Kalenderwoche 46 (Mitte November) zu erwarten, dass in dieser Zeit ca. 17% weniger Kapazität zur Verfügung stehen werden, sofern sich die Auswirkungen auf ein Minium beschränken. Geht man jedoch von einer Woche aus, die es dauert, um den Rückstau zu bewältigen, fällt die verfügbare Kapazität sogar um etwa 40%.

Hafenstreik sorgt für bis zu 40% weniger Kapazität

Weiterhin nehmen die Experten an, dass sich Exporteure zwischen Nordeuropa und der US-Ostküste in der kommenden Woche auf etwa 15% weniger Kapazität infolge des Hafenstreiks einstellen sollen. Sofern die Beseitigung des Rückstaus eine ganze Woche dauert, werde der Verlust auf 30% wachsen. Ähnliches sei zwischen dem Mittelmeer und der USA zu erwarten; hier geht Sea-Intelligence zwischen 10 und 25% an Beeinträchtigung aus.

Sea-Intelligence, Hafenstreik
© Sea-Intelligence

Dass die Reedereien entsprechend darauf reagieren können, halten die Analysten für unwahrscheinlich. „Dazu müssten die Schiffe erheblich beschleunigt werden – vor allem im kürzeren Transatlantikverkehr – und dies in einem Marktumfeld, in dem die Beendigung des Streiks wahrscheinlich eine Fortsetzung des Ratenverfalls bedeuten würde, den wir in letzter Zeit erlebt haben“, teilte Sea-Intelligence mit. „Die Exporteure, insbesondere in Asien, Nordeuropa und im Mittelmeerraum, sollten sich daher auf eine vorübergehende, kurzfristige Kapazitätsverknappung einstellen.“

Der Streik der International Longshoremen’s Association (ILA), die die Hafenarbeiter der Ostküste vertritt, endete verfrüht mit einer vorläufigen Vereinbarung. Eine endgültige Einigung mit dem Arbeitgeberverband United States Maritime Alliance (USMX) soll nun bis zum 15. Januar erreicht werden. Die ILA fordert unter anderem höhere Löhne für die Hafenarbeiter sowie Zusagen, Arbeitskräfte nicht durch autonome Systeme einzusparen.