
Weil die Neptun Werft mit einem Großauftrag für neue Flusskreuzfahrtschiffe ausgelastet ist, wird der zweite Marinetanker bei der Papenburger Meyer Werft gebaut.
Die Deutsche Marine bekommt zwei neue, leistungsstarke Betriebsstofftanker, die nach der Ablieferung die rund 50 Jahre alten Einhüllen-Tanker der Rhön-Klasse ablösen werden. Die Neubauten der neuen Marinebetriebsstoffversorger (MBV) der Klasse 707 entstehen in einem Gemeinschaftsprojekt der NVL-Werft (Lürssen) und der Meyer-Werft-Gruppe. [ds_preview]
Der erste 173 m lange Tankerneubau, der schon im April 2024 auf Kiel gelegt wurde, entsteht komplett auf der zur Meyer-Gruppe gehörenden Neptun-Werft in Rostock, der in diesem Jahr abgeliefert werden soll.
Auch der zweite Neubau, der vermutlich den Namen „Rhön“ erhalten wird, sollte ursprünglich in Rostock bei der Neptun-Werft komplettiert werden. Hierfür hatte in den vergangenen Monaten auch das zur Bremerhavener Rönner-Gruppe gehörende Unternehmen Stahlbau Nord (SBN) einige Stahl-Sektionen zugeliefert, so unter anderem auch die Bugsektion.
Diese Sektionen wurden nun auf der Neptun-Werft zu einer schwimmfähigen Einheit zusammengeschweißt. Doch der vollständige Zusammenbau des zweiten Tankerneubaus wird aus Kapazitätsgründen nun nicht mehr in Rostock, sondern im kleinen Baudock der Meyer Werft in Papenburg erfolgen.
Denn auf der Neptun Werft werden die Bauplätze dringend für die neuen Flusskreuzfahrt-Neubauten benötigt. Kürzlich hatte Viking River Cruises acht weitere Flusskreuzfahrtschiffe aus der Longship-Serie bestellt. Sie sollen in den Jahren 2027 und 2028 abgeliefert werden. Zudem arbeitet die Werft schon an einem Auftrag von zehn anderen Neubauten für Viking, die 2025 und 2026 fertiggestellt werden sollen.
Somit wurde nun der halbe Tanker „Rhön“ mit Schlepperhilfe von Rostock über den Nord-Ostsee-Kanal nach Papenburg zur Meyer Werft überführt, wo dann in den nächsten Monaten die Komplettierung des Tankers erfolgen wird. Die Ablieferung an die Deutsche Marine ist für das erste Quartal 2026 vorgesehen.
Mehr als 900 Mio. € kosten die beiden Tanker. Hauptauftragnehmer ist Naval Vessels Lürssen (NVL), die Meyer-Werft-Gruppe wurde als Unterauftragnehmer mit ins Boot geholt.
Die Einheiten der neuen Klasse 707 können rund 12 Mio. l Kraftstoff an Bord nehmen und gleichzeitig bis zu zwei Kriegsschiffe auf See betanken. Die Doppelhüllentanker stoßen dank einer modernen Abgasanlage weniger Schadstoffe aus als ihre Vorgänger.
Die Neubauten verfügen im Vergleich zu den Vorgängerschiffen um deutlich größere Aufbauten für die Unterbringung von bis zu 42 Crewmitgliedern und 23 eingeschifften Soldaten oder auch Passagieren. Eine Bewaffnung oder militärische Sonderausstattungen gibt es aus Kostengründen nicht.
Der Haushaltsausschuss des Bundestages hatte das Beschaffungsvorhaben im Juni 2021 gebilligt, da die alten Tankschiffe der Klasse 704 im August 2026 das Ende ihrer Nutzungsdauer erreichen. Auch die neuen Tankschiffe sollenüber mehrere Jahrzehnte genutzt werden. Mit ihrer Beschaffung erfüllt die Bundeswehr auch eine Verpflichtung gegenüber der Nato, durchgehend bis 2040 zwei Schiffe mit der Fähigkeit zur Betriebsstoffversorgung auf See bereitzustellen. (CE)