Überseehafen Rostock bleibt auf Rekordniveau
Der Überseehafen Rostock liegt mit seinen Umschlagmengen derzeit auf Rekordniveau. Vor allem die Fähr-, RoRo- und Kreuzfahrtsegmente sorgen für zufriedene Gesichter bei den Verantwortlichen.
In der Hafenstadt an der Warnow gingen im ersten Halbjahr 2025 insgesamt 16,5 Mio. t Fracht über die Kaikanten. Davon wurden 15,7 Mio. t im Überseehafen umgeschlagen. „Das sind beeindruckende 600.000 t mehr als im ersten Halbjahr 2024 und nur 100.000 t weniger als im absoluten Rekordhalbjahr 2023“, berichtete jetzt Gernot Tesch, Geschäftsführer der Hafengesellschaft Rostock Port. Die Umschlagergebnisse des Überseehafens Rostock befinden sich seinen Angaben zufolge seit drei Jahren auf Rekordniveau. Alle Hauptgutarten des größten deutschen Universalhafens an der Ostsee verzeichneten im ersten Halbjahr Umschlagzuwächse. Auch der Fährpassagierverkehr von und nach Nordeuropa nahm zu. Rund 800.000 t (+80.000 t) wurden laut Hafen- und Seemannsamt in den weiteren Rostocker Hafenanlagen wie dem Fracht- und Fischereihafen sowie Chemiehafen Yara verladen. Die Zahl der über Rostock beförderten Fährpassagiere stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 14.000 auf 1,03 Millionen.
Von den insgesamt 15,7 Mio. t umgeschlagener Güter von Januar bis Juni entfielen 8,4 Millionen auf das Fähr- und RoRo-Terminal. Das sind etwa 100.000 t mehr als im Vorjahr. Der Anteil der Fähr- und RoRo-Güter am Gesamtumschlag im Universalhafen Rostock betrug damit 54%. Der Umschlag von Massen- und Stückgütern belief sich auf 7,3 Mio. t . Der Rostocker Überseehafen verzeichnete 3.712 Anläufe (2024: 3.641) von Fähr-, RoRo-, Fracht- und Kreuzfahrtschiffen in den ersten sechs Monaten des Jahres, davon 2.878 Anläufe (2024: 2.869) von Fähr- und RoRo-Schiffen.
Rollende Ladung
Auf den drei Fähr- sowie drei RoRo-Verbindungen von und nach Dänemark, Schweden und Finnland wurden 196.100 Lkw (begleitete Einheiten) transportiert – knapp 3.000 mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Umschlag von unbegleiteten Einheiten nahm ebenfalls zu: 74.100 Trailer beziehungsweise sonstige Ladungsträger rollten über die Kaikanten (+5%). Im ersten Halbjahr 2025 wurden zudem 10.800 Eisenbahnwaggons (+7%) und etwa 70.000 Neuwagen (+30%) über Rostock transportiert.
Kombinierter Ladungsverkehr (KV) wieder auf Wachstumskurs
Der Umschlag intermodaler Einheiten steigerte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4%. Der Terminalbetreiber Rostock Trimodal (RTM) bewegte von Januar bis Juni etwa 56.500 Einheiten. „Damit kehrt der kombinierte Verkehr nach zwei Jahren mit Rückgängen auf den Wachstumspfad zurück, und das trotz des weiterhin schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes und gestiegener Trassenpreise sowie einer Vielzahl an Baumaßnahmen im nahen und entfernteren Hinterland. Auch mittel- und langfristig sehen wir weiter einen wachsenden Bedarf an Intermodallösungen und werden die Kapazitäten im Hafen entsprechend weiter ausbauen“, sagte Tesch bei der Vorstellung der Bilanz. Derzeit werden die fünf unter den Portalkränen befindlichen Gleise auf eine kranbare Länge von jeweils 680 m ausgebaut. Die Maßnahme soll im ersten Quartal 2026 abgeschlossen werden.
Derzeit verkehren wöchentlich 48 Kombiverkehrszüge von und nach Verona (22) in Italien, Bratislava (5) in der Slowakei, Oradea (2) in Rumänien, Dresden (5), Herne (6) und Halle (1) in Deutschland sowie Bettembourg (3) in Luxemburg. Über Bettembourg können unter anderem Lyon in Frankreich sowie Barcelona in Spanien erreicht werden. Seit Juli 2024 komplettiert eine von Lkw Walter betriebene Verbindung nach Karlsruhe (4) das KV-Angebot des Standortes Rostock.
Massen- und Stückgüter
Einen Anstieg gab es auch beim Umschlag von Flüssiggütern. Bis Ende Juni wurden 4 Mio. t über die Kaikanten gepumpt und damit 220.000 t mehr als im Vorhalbjahr. Die Rohölimporte für PCK Schwedt beliefen sich auf 3 Mio. t. Es wurde mehr Gasöl, Naphta und Methanol, aber weniger Biodiesel und Rapsöl umgeschlagen.
Der Umschlag von Schüttgütern lag mit 2,8 Mio. t etwa 140.000 Tonnen über dem Halbjahresergebnis von 2024. Den größten Anteil am Schüttgutumschlag hatte erneut der Umschlag von Getreide mit 1,4 Mio. t , auch wenn dieser etwa 200.000 t unter dem Vorjahr lag. Größere Zuwächse gab es mit plus 330.000 t vor allem beim Umschlag von Kohle und mit plus 60.000 t von Raps.
Im wertschöpfungsintensiven Stückgutbereich fanden 451.000 t ihren Weg über die Kaikanten und damit 161.000 t mehr als im Vorjahreszeitraum. Es wurden mehr Rohre, Windkraftanlagen und -flügel, Krananlagen und Zink verladen.
Projekte und Investitionen
Die Hafenverantwortlichen gaben bei der Vorstellung der Bilanz auch ein Update zu den aus ihrer Sicht wichtigen Infrastruktur-Projekten und Investitionen.
- Neubau der Liegeplätze 33 und 34
Ende des Jahres 2024 wurde der Bauauftrag zum Neubau der Liegeplätze 33 und 34 ausgelöst. Auf einer Länge von etwa 400 m werden damit die beiden letzten Liegeplätze aus den 1960er Jahren auf der Ostseite von Pier II grundhaft erneuert. Mit einer Wassertiefe von 12,50 m und Flächen-belastbarkeit von 5 t pro Quadratmeter entsprechen die Ausbau-parameter im Wesentlichen denen der neu gebauten Liegeplätze 31 und 32.
Die Bauzeit soll nach aktuellen Planungen rund zwei Jahre betragen, die Baukosten sind mit knapp 20 Mio. € veranschlagt. Das Vorhaben wird im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der wirtschaftsnahen Infrastruktur vom Land Mecklenburg-Vorpommern gefördert.
- Verkehrsertüchtigung südlich des Hafenbeckens A
Im Rahmen des Fördervorhabens zur „Verkehrsertüchtigung zweiter Abschnitt“ wurde noch im vergangenen Jahr südlich des Hafenbeckens A auf einer Fläche von rund 10 ha mit umfangreichen Abrissmaßnahmen alter Hallenkomplexe begonnen. Diese sollen in drei Bauabschnitten „bis voraussichtlich Ende 2026“ realisiert und durch umfangreiche Artenschutzmaßnahmen flankiert werden.
Nach der Beräumung stehen die an das Fähr- und RoRo-Terminal angrenzenden Flächen der weiteren Hafenentwicklung zur Verfügung. Das Gesamtvorhaben wird ebenfalls im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der wirtschaftsnahen Infrastruktur gefördert. Das Gesamtvolumen des Vorhabens beläuft sich auf etwa 15 Mio. €.
- Neubau Tiefenwasserliegeplatz 5 im Ölhafen
Im Juni 2022 wurde der Auftrag zur Planung eines Tiefenwasserliegeplatzes im östlichen Bereich des Rostocker Ölhafens vergeben. Ziel ist es, auf Basis qualifizierter und beschleunigter Planungen zeitnah eine Baugenehmigung zu erhalten, um Liegeplatz 5 für zukünftige Energieimporte zu ertüchtigen und über Rostock ausreichend nachhaltige Energien sicher bereitstellen zu können. „Das Genehmigungsverfahren wird derzeit in enger Abstimmung mit der Planfeststellungsbehörde im Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern vorbereitet und in Kürze offiziell eingeleitet. Der Baubeginn ist für das Jahr 2026 vorgesehen“, erklärte Co-Geschäftsführer Jens A. Scharner. In Abstimmung mit der Genehmigungsbehörde führe Rostock Port eine Umweltverträglichkeitsprüfung durch und plant, noch im Jahr 2025 den Antrag auf Planfeststellung zu stellen.
Die Bauzeit wird auf rund zwei Jahre geschätzt. Nach Fertigstellung soll das Hafenbecken des Ölhafens an die bereits auf 16,50 m vertiefte Wendeplatte mit gleicher Wassertiefe angebunden werden.
- EU-Fördervorhaben „Rail-IT-MoS“
Im Rahmen des EU-Fördervorhabens „Rail-IT-MoS“, dessen Investitionsvolumen über die gesamte Projektlaufzeit von 2023 bis 2025 im Überseehafen Rostock rund sieben Millionen Euro beträgt, hat Rostock Port die Sanierung von Bahn- und Weichenanlagen auf dem Fähr- und RoRo-Terminal fortgesetzt. Im Jahr 2024 wurde der zweite von insgesamt vier Bauabschnitten zur Sanierung der Bahn- und Weichenanlagen realisiert.
- Flächenvorsorge für die Hafenentwicklung
Der Hafenstandort Rostock erfreut sich offiziellen Angaben zufolge derzeit einer großen Nachfrage nach Flächen in unmittelbarer Nähe zur Kaikante. „Die Nachfrage übersteigt das vorhandene Angebot weiterhin deutlich“, heißt es. Für die letzten größeren Flächen im Sondergebiet Hafen werden daher derzeit Bebauungspläne vorbereitet beziehungsweise Untersuchungen zur zukünftigen Nutzung durchgeführt. „Die bisherigen erfolgreichen Ansiedlungen und Erweiterungen zahlreicher im Hafen etablierter Unternehmen waren nur möglich, weil in der Vergangenheit vorausschauend Flächenreserven geschaffen wurden“, schreibt Rostock Port. „Angesichts der aktuellen Herausforderungen und Chancen, insbesondere im Zusammenhang mit der Energiewende, ist es unerlässlich, die Bereitstellung hafenaffiner Flächen weiter zu intensivieren. Nur so kann die langfristige Entwicklung des Hafens sichergestellt werden.“
- Kreuzschifffahrt in Warnemünde
Die Kreuzfahrtsaison 2025 begann am 13. April mit dem Anlauf von „Aidamar“ und wird voraussichtlich am 18. Dezember mit dem Anlauf von „Amadea“ der deutschen Reederei Phönix Reisen enden. Für dieses Jahr wurden von 23 Kreuzfahrtreedereien 167 Anläufe von 36 Kreuzfahrtschiffen angemeldet.
„Nach den 148 Anläufen im vergangenen Jahr freuen wir uns über den fortgesetzten Aufwärtstrend. Rostock liegt nach Kopenhagen und Kiel auf dem sehr guten dritten Platz der meist besuchten Ostseekreuzfahrthäfen“, sagte Tesch. Scharner ergänzte: „In dieser Saison werden in Warnemünde weit mehr als eine halbe Million nationale und internationale Kreuzfahrtgäste an und von Bord gehen. Bereits im vergangenen Jahr konnten über die Hälfte aller Schiffsanläufe während der Liegezeit im Hafen mit Landstrom versorgt werden. Für dieses Jahr erwarten wir eine weiterhin steigende Nutzung des Landstromangebots.