Wegen anhaltender Probleme bei der Zollabfertigung drohen Unternehmen damit, aus Hamburg in andere Häfen abzuwandern.

Eine aktuelle Umfrage des AGA Unternehmensverbandes unter Groß- und Außenhändlern zeigt, dass die meisten der Befragten durch lange Bearbeitungs- und Abfertigung[ds_preview]szeiten im Hamburger Hafen erhebliche wirtschaftliche Nachteile in Kauf nehmen müssen.

Mehr als ein Drittel der Befragten (37%) erwägt bereits eine Verlagerung auf andere Häfen in Belgien oder den Niederlanden. »Damit Hamburg auch langfristig nicht den Anschluss verliert, müssen die Behörden alles dafür tun, die Wettbewerbsfähigkeit des Hamburger Hafens zu erhalten. Dafür müssen vorrangig die freien Stellen besetzt und das Personal aufgestockt werden«, appelliert AGA-Präsident Hans Fabian Kruse.

Vier von fünf Unternehmen geben an, dass ihr Unternehmen in der Vergangenheit Probleme bei der Zollabfertigung erlebt hat. Die Beschwerden reichen dabei von Schwierigkeiten bei der telefonischen Erreichbarkeit über willkürliche Entscheidungen und eine fehlende Nachvollziehbarkeit der Prozesse bis hin zu langen Wartezeiten bei der Abfertigung.

»Der Hamburger Zoll ist unflexibel, stur und nicht kundenorientiert.
Bei Problemen rufen die Mitarbeiter selten an und arbeiten strikt nach Schema F.«
Geschäftsführer eines Hamburger Logistikunternehmens.

Rund 54% der Befragten nennt als Wartezeit bei der Abfertigung einen Zeitraum von bis zu sechs Tagen. 21% sogar mehr als sechs Tage. Bislang konnten sich die Unternehmen darauf verlassen, dass die Zollabfertigung innerhalb von ein bis zwei Tagen durchgeführt wurde.

Dadurch entstünden ein Fünftel der Befragten erhebliche Mehrkosten von mehr als 3% des Warenwertes. Größte Kostenverursacher sind längere Lagerzeiten, Standgelder und Containermieten und damit verbundene Umdisponierungsvorläufe beim Weitertransport zum Beispiel mit der Bahn. Zudem müsse eine wachsende Unzufriedenheit der Kunden in Kauf genommen werden, wenn die Lieferung nicht zum vereinbarten Zeitpunkt eintrifft, heißt es.

Der AGA Unternehmensverband und weitere Fachverbände hatten das Bundesfinanzministerium bereits im Juni dazu aufgefordert, die Situation bei der Zollabfertigung im Hamburger Hafen unverzüglich zu verbessern. Oberste Priorität müsse auf der Personalaufstockung liegen.

Der AGA Unternehmensverband vertritt die Interessen von 3.500 Mitgliedsunternehmen mit rund 150.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 288 Mrd. €.