Bernd Leonhardt Schiffahrt KG, Hamburg, 1974–1992

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Als ältester Sohn des Hamburger Reeders Hans Leonhardt gründete Bernd Leonhardt Anfang 1974 seine eigene Reederei. Er behielt Beteiligungen an Partenreedereien der Firma seines Vaters, die, nachdem dieser am Ende desselben Jahres verstorben war, von seinem Bruder Frank Leonhardt weiter-geführt wurde.

Der junge Reeder hatte zwei 1958 bei Orenstein & Koppel und Lübecker Maschinenbau-Gesellschaft gebaute Zwischendecker von Hapag-Lloyd erworben. Die[ds_preview] 6.755 tdw große »Marburg« nannte er »Leo Star«, die 6.825 tdw große »Iserlohn« wurde zur »Leo Soling«. Der begeisterte Sportsegler Bernd Leonhardt verband bei der Namensgebung seiner Schiffe den Anfang seines Namens mit dem von Sportbootsklassen. Bei der japanischen Kagoshima Dockyard & Iron Co. Ltd. bestellte er mit der »Leo Tempest« seinen ersten Neubau, einen 8.427 tdw großen Singledecker. Der Frachter zeichnete sich durch zwei große Luken sowie Ladegeschirr aus, das in Kombination bis zu 40 t heben konnte. Mit einem Baupreis von nur DM 11 Mio. war der Neubau erheblich günstiger, als ihn europäische Werften anbieten konnten. Die japanische Werft lieferte im Jahre 1978 einen weiteren Singledecker an Bernd Leonhardt. Die »Leo Tornado« war mit 8.056 tdw etwas kleiner als die »Leo Tempest«. Im selben Jahr erwarb der Reeder noch einen ähnlichen Frachter aus zweiter Hand von Tradax in Genf: Aus der 1975 von Santierul Naval SA in Rumänien ursprünglich für Odfjell gebauten »Cypress« wurde die »Leo Sharpy«. Somit verfügte die Reederei jetzt über drei Singledecker mit Ladegeschirr sowie über die beiden ehemaligen Hapag-Lloyd-Linienfrachter.

Zu Anfang der 1980er Jahre hatte sich der Container in der Linienfahrt soweit etab­liert, dass die beiden »Oldies« aus den Fünfzigern in einem zudem noch schwachen Markt keine Chancen mehr auf eine auskömmliche Beschäftigung hatten. Bernd Leonhardt war gezwungen, die »Leo Star« und »Leo Soling« im September 1982 aufzulegen. 1984 traten sie ihre letzte Reise zum Abbruch an: »Leo Star« zur Chinese Mainland Shipbreaking in Shanghai, »Leo Soling« zu Desguaces Vige S.A. in San Esteban de Pravia, Spanien.

Neben den fünf eigenen Frachtern unterhielt Bernd Leonhardt seine Teil-Bereederung an den drei Leonhardt & Blumberg-Schiffen »Marita Leonhardt«, »Luise Leonhardt« sowie »Walter Leonhardt«.

Der Reeder Bernd Leonhardt betätigte sich auch noch auf einem anderen Gebiet. Er war bereits Partner des Passagier-Dreimastschoners »Ariadne« (später: »Großherzogin Elisabeth«), als er im Jahr 1980 das ehemalige Vermessungsschiff »Gauss« des Deutschen Hydrographischen Instituts kaufte. Das im Jahre 1942 von D. W. Kremer Sohn in Elms­horn für die Kriegsmarine als Wassertanker »Trave« gebaute Fahrzeug war zum Transport von Frischwasser für Marineschiffe konzipiert worden. Im Sommer 1946, nach knapp vier Dienstjahren, requirierten die US-Streitkräfte das Schiff, das im Sommer 1947 von der Bremer Reederei Ernst Glässel übernommen worden war. Aus dem Vorhaben, es in einen Frachter umzubauen, wurde nichts. Stattdessen ließ das DHI es 1949 zu einem Vermessungsschiff umwandeln und betrieb es bis Ende 1979. Bei ihrer Außerdienststellung hatte die »Gauss« auf 335 Fahrten insgesamt 374.448 sm zurückgelegt. Vom DHI bereits zum Abbruch verkauft, erwarb Bernd Leonhardt das Schiff von der Abbruchfirma Eckhardt & Co. in Hamburg, um es in eine Luxusyacht für zahlende Passagiere umbauen zu lassen. Seinen Plan konnte er allerdings nicht mehr realisieren. Nach längerer Aufliegezeit in Lübeck mit abgelaufenen Papieren endete eines der letzten schwimmenden Fahrzeuge der Kriegsmarine schließlich auf einer Abwrackwerft.

Von der »Leo Tornado« hatte sich Bernd Leonhardt bereits 1983 getrennt. Sie ging an die Shanghai Ocean Shipping Co. in Shanghai (Mgrs. COSCO). Im Jahr 1987 verkaufte er die »Leo Sharpy« an eine Panama-Gesellschaft. Mit dem Verkauf der »Leo Tempest« an eine Reederei mit Sitz in Singapur im Jahr 1992 stellte Bernd Leonhardt den eigenen Reedereibetrieb ein, widmete sich aber in kleinerem Rahmen weiterhin unterschiedlichen Schifffahrtsgeschäften.

Dieser Artikel basiert auf der Reihe »Deutsche Reedereien«, Band IX, erschienen im Verlag Gert Uwe Detlefsen, Bad Segeberg, www.gud-verlag.de


GF