Keine Angst vorm Sommerloch

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Den Urlaubsmonat Juli haben die Containerschiffsreeder gut überstanden. Trotz des deutlichen Rückgangs der Befrachtungsaktivität zogen die durchschnittlichen Tagesraten der Schiffe erneut leicht an.

Es war kein so großer Satz wie im Juni, als die Durchschnittsraten[ds_preview] am Containerschiffsmarkt laut ConTex um satte 20 % anzogen. Unterm Strich hat das Marktniveau nach Einschätzung der Hamburger Schiffsmakler im Juli aber immerhin noch um über 5 % zugelegt. Keine schlechte Bilanz für einen ruhigen Sommermonat, in dem die Reeder in früheren Jahren zu oft schon Einbußen hinnehmen mussten. Damit hat der Chartermarkt seit Februar in einer Tour dazu gewonnen und gerade im Bereich der größeren Einheiten wieder einen Level erreicht, mit dem etwas ältere, stärker entschuldete Schiffe gut zurechtkommen. Weitere Raten-Klimmzüge gelangen den Reedern vor allem in den Segmenten von 2.500 bis 2.800 teu sowie bei den Baby-Panamaxen um 3.500 teu. Letztere erreichten mit dem Abschluss der für 3.414 TEU ausgelegten »Centaurus« für 24 Monate durch CSAV einen neuen Jahreshöchstwert von 20.000 US$/Tag. Der geschirrlose Frachter war ursprünglich von der Hartmann Reederei bei den Nordseewerken als »Frisia Cottbus« in Auftrag gegeben worden. Nachdem sich die Leeraner Reederei und die Werft vermutlich wegen Eigenkapitalengpässen auf die Auflösung des Vertrags geeinigt hatten, schlug die griechische Diana Shipping Services SA zu und übernahm die »Frisia Cottbus« zusammen mit einem Schwesterschiff für angeblich je 38 Mio. €. Die CSAV-Charter tritt der Frachter nach Maklerangaben ab September in Fernost an. Für die Positionierung nach Asien schloss das Schiff zuvor einen Time Charter Trip bei Hapag-Lloyd ab, allerdings zu einer deutlich niedrigeren Rate von 8.400 US$/Tag, wie berichtet wurde.

Asien dominiert weiterhin

Eine so scharfe Diskrepanz zwischen den Märkten im atlantischen und dem pazifischen Ozean ist sicher nicht repräsentativ – zumal mit der »Box Voyager« (3.426 TEU) bereits eine weitere 24-Monatsperiode zu 20.000 US$ gemeldet wurde, mit Anlieferung in Europa und ebenfalls bei CSAV. Grundsätzlich hinkt die Marktentwicklung am Nordkontinent den asiatischen Märkten aber deutlich hinterher. Der Hamburger Makler Harper Petersen spricht zum Beispiel mit Blick auf das Segment der 2.500-TEU-Schiffe mit Ladegeschirr von einem Ratenvorteil bei Anlieferung in Asien von rund 1.000 US$/Tag. Denn dort werden wegen des anhaltenden Exportbooms in China sowohl Schiffe als auch Container-Equipment am dringendsten benötigt.

Erhöhte Anfragen verzeichneten Makler weiterhin bei den Subpanamax-Typen mit und ohne Ladegeschirr von 2.500 bis 2.800 TEU. Laut ConTex wurden 2.500-TEU-Schiffe Ende Juli zu 13.246 US$/Tag auf Zweijahresbasis gehandelt, gegenüber nur 12.174 US$/Tag zu Monatsanfang. Obwohl sich die Raten zu Monatsende nur noch seitwärts bewegten, gebe es immer »noch beträchtlichen ungedeckten Bedarf« in diesen Größenklassen, wie ein großes internationales Maklerhaus hervorhob. Zu den auffällig aktiven Befrachtern in diesen Bereichen zählte neben CSAV ebenfalls Hapag-Lloyd.

Weitere Verbesserungen konnten auch die mittelgroßen Einheiten um 1.700 TEU mit Ladegeschirr erzielen, auch wenn es hier und da Ausreißer nach unten gab – so zum Beispiel der Abschluss der »Northern Delight« (1.709 TEU) bei MSC zu 7.300 US$. Ein vergleichbares Schiff hatte zuvor schon 7.700 US$/Tag erzielt, wie Makler berichten. Laut ConTex kletterte die Durchschnittsrate bis Ende Juli aber weiter auf über 8.100 US$/Tag an, wobei die Charterer offenbar zunehmend das Problem haben, dass sie verfügbare Schiffe nicht mehr direkt in den gewünschten Positionen vorfinden. Ganz nahe Anlieferungstermine lassen sich damit immer schwerer realisieren. In aktuellen Charterverhandlungen würden Reedereien inzwischen auf Tagesraten von mehr als 9.000 US$ für 1.700-TEU-Typen drängen, heißt es. Bei den gegenwärtigen Trends arbeitet die Zeit dabei für sie. Denn die Spot-Verfügbarkeit von Schiffsraum nimmt durch die rasante Reaktivierung der Containerschiffsflotte in diesem Jahr von Woche zu Woche ab. Laut AXS Alphaliner ist die Aufliegerquote per Anfang August bereits auf unter 2 % gesunken.

Neue Anfragen für Spätsommer

Trotzdem sind die Perspektiven für die kommenden Monate keinesfalls sicher. »Eine vorsichtige Beurteilung des Marktes ist nach wie vor ratsam. Wir stellen uns noch längerfristig auf eine Marktsituation ein, die kein auskömmliches Ratenniveau bietet«, heißt es bei einer alteingesessenen Hamburger Reederei. Da die Befrachtungsaktivität derzeit saisonal bedingt auf Sparflamme läuft, rechnen Makler zumindest für August noch mit erhöhtem Druck auf die Raten in mehreren Segmenten. Für Anfang September seien schon diverse neue Anfragen der Linienreeder zu verzeichnen; ganz aktuell mangele es aber an Beschäftigungsangeboten. Insofern müssten solche Schiffe, die nicht noch ein paar Wochen abwarten können oder wollen, eventuell eine geringere Rate akzeptieren, warnte ein Makler.

Die Signale vom Container-Frachtenmarkt sind nicht ganz eindeutig. Offenbar haben die Linienreeder große Probleme, die für die Hochsaison geplanten Peak Season Surcharges auf die Box-Raten wie geplant einzuführen. Zumindest sind die für Juli geplanten neuen Zuschläge nach Speditionsangaben weitgehend ins Wasser gefallen. Ob die Carrier mit ihren Ankündigungen für August mehr Erfolg haben, war zu Redaktionsanschluss der HANSA noch unklar. Laut dem European Feight Forwarding Index der Danske Bank schätzen die europäischen Speditionen das Verschiffungsaufkommen aktuell schwächer ein, was jedoch nur eine kurzfristige Erscheinung sein dürfte. Der Erwartungs-Indikator in Bezug auf die Stellplatznachfrage im September zeigt immerhin einen Anstieg von 61 auf 66 Zähler an. Sollte sich der Handel nach den Sommerferien wie erwartet weiter hochschaukeln, könnten den Carriern auch die geplanten Peak Season Surcharges wohl noch glücken. Das würde dann höhere Umsätze im Liniengeschäft bedeuten und wohl auch steigende Bereitschaft zum erneuten Einchartern.