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Mit hocheffiziente Installationsgeräte sollen Großprojekte realisiert werden

Mit seiner neuen Hubinsel Thor schafft Bauherr Hochtief die technischen Vorraussetzungen, Windenergieanlagen auch in Wassertiefen bis zu 50 m zu installieren[ds_preview]. 800 neue Offshorewindenergieanlagen pro Jahr sind ein sportliches Ziel, und um das zu erreichen, muss die Ausrüstung stimmen. Die vom Hamburger Planungs-büro Overdiek entworfene und auf der Christ-Weft in Danzig gebaute Hubinsel »Thor« gehört eindeutig zu dem Equipment, mit dem die Plansollerfüllung zum Schutz des Klimas realistisch erscheint.

Mit einer freien Decksfläche von 1.850 Quadratmetern ist die »Thor« fast doppelt so groß wie die im Einsatz bewährte »Odin« und ist eine der größten Hubinseln für die Montage von Windenergieanlagen auf See. Der fest installierte Liebherr BOS Kran mit einer Kapazität von 500 t ist für sicheres und effizientes Arbeiten vom Wasser aus ausgelegt.

Mit den 85 m langen Beinen kann sich »Thor« in bis zu 50 m tiefem Wasser sicher aufstellen. Mit »Odin« und »Thor« kann Hochtief zwei ausgereifte technische Lösungen für Montagearbeiten in der Nord- und Ostsee vorweisen. Einsatzfähig sind die Hubinseln auch weltweit in der Öl- und Gasindustrie.

Mit dem Engagement im Offshorebereich füllt Hochtief eine Lücke, denn die ehrgeizigen Klimaschutzziele lassen sich verwirklichen, wenn ausreichend Montagekapazitäten auf dem Weltmarkt zu ordern sind. Herkömmlichen Montageschiffe und -plattformen sind für die Windräder der neuen Generation nicht ausreichend. So beträgt das Gewicht der Gondel ohne Rotorblätter beim Typ M5000 Areva Multibrid 260 t, das Gewicht der drei Rotorblätter 49,5 t mit einem Rotordurchmesser von 116 m. Der Rotordurchmesser beim Siemens Typ SWT 3.6 erreicht 120 m, das Gondelgewicht beträgt 125 t und die drei Rotorblätter 75 t. Mit 126 m Rotordurchmesser liegen Repower Typ 5 M und Typ 6 M vorn, ein Gondelgewicht von 280 t und Rotorblättergewicht von 75 t bringt BARD 5.0 auf die Waage, das Gondelgewicht Repower 6M beträgt 330 t. Über erheblich größere Anlagen mit höherem Gondelgewicht wird bereits nachgedacht. In Wassertiefen von 50 m beträgt das Gesamtgewicht des Bauwerks mittlerweile über Wasser mehr als 1.000 t, je nach Bauart kommen für den Jacketanteil noch einmal 1.000 t dazu, Tripod und Tripiles mit Kreuz erreichen Gewichte von bis zu 900 t. Für die Installation von Gründungsstrukturen und Windenergieanlagen der nächsten Generation werden Installationsschiffe benötigt, die über Krankapazitäten jenseits der 1.000 t verfügen.

Steigende Anforderungen beim Bau von Windenergieverlangen immer größere und leistungsfähigere Hubplattformen. Mit der nun enormen Zuladung von 3.300 t und 10.000 t Hublast ist die Hubinsel »Thor« deutlich größer dimensioniert als die »Odin« und durch die schnelle Hubgeschwindigkeit von 1,2 m pro Minute komfortabel bei starkem Seegang. »Wir haben der ›Thor‹ eine hohe Unabhängigkeit auch bei den sehr harschen Bedingungen der Nordsee mitgegeben. Hochtief verfügt mit der ›Thor‹ über eine Plattform, die das ganze Jahr arbeiten kann. Diese Alleinstellung unterstreicht den Willen von Hochtief neue Maßstäbe in der Branche zu setzen«, betont Projektleiter Thor und Mitinhaber des Büros Overdick Diplom Ingenieur Reiner Klatte.

Vom Grobentwurf bis zur Fertigstellung betrug die Planungs- und Bauzeit ab April 2006 vier Jahre, 6.400 t Stahl, 150 t Rohrleitungen und 118 km Kabel verbaut. Die Bauabschnitte gliederten sich in die Herstellung des Pontons, Outfitting Schiffsysteme, Kranmontage und Montage Helideck sowie Beinmontage. Besonders im Details geplant wurden einzelne Schiffssysteme: Hubsystem, Antrieb, Steuerung / Navigationssysteme, Isolierung, Sprinkleranlage, Klima-und Lüftungstechnik, Stromversorgung, Rohrleitungen, Ausstattung der Kabinen und weiterer Räume (Werkstatt, Messe etc.), Pumpen, Kläranlage, Ölabscheider, Tanks, Müllpresse, Festmach- und Verholeinrichtungen.

Die Crew setzt sich aus Nautikern und leitendem technischen Schiffspersonal zusammen, jedes Mitglied der Besatzung hat einen Background aus der Metallbearbeitung oder aus dem Elektrohandwerk. Zum Kernteam gehören zwölf Personen, als Unterkünfte stehen 48 Betten bereit. Als besondere Ausstattung verfügt die »Thor« über Recreation Area mit Sitzecke und TV auf jedem Wohndeck und einem Fitnessraum unter dem Main Deck.

Gearbeitet wird im 2-Schichtsystem über zwölf Stunden am Tag während einer sieben Tage Woche. 14tägig wird die Crew per Helicoptertransport oder abhängig von der Lage des Einsatzortes alternativ per Crewboot ausgewechselt. Der Proviant wird auf See oder wenn ein (Schutz-)Hafen angelaufen wird in Empfang genommen, die Lagerkapazitäten für die Versorgung gliedern sich in Tiefkühlraum 82 m³, Kühlräume 70 m³ und einen Raum für Trockenproviant 35 m³.

Extremen Bedingungen war die Hubinsel »Thor« bereits während der Bauphase ausgesetzt, doch wer als Sohn des Göttervatters Odin über Wind und Wellen gebietet, hält auch besondern Belastungen stand. Farbarbeiten, Schweißarbeiten und das Einsetzen der Beine musste bei den tiefen Temperaturen von bis zu minus 22 °C und viel Schneefall in den Wintermonaten 2009 / 2010 erfolgen. Eine weitere Herausforderung stellte die Verschleppung von Bremerhaven nach Hamburg dar. Für die Unterquerung einer Hochspannungsleitung bei Stade auf dem Weg von Bremerhaven in den Hamburger Hafen stand ein Zeitfenster von 30 Minuten bei den entsprechenden Tideverhältnissen zur Verfügung. Nun stellt die die »Thor« bereits seit Mai im Nordseewindpark Bard Offshore 1 erfolgreich ihre herausragenden Eigenschaften bei höchster Zuverlässigkeit unter Beweis.