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Grußwort zur SMM 2010

Nunmehr zum 24. Mal findet in Hamburg die »Shipbuilding, machinery & maine technology international trade fair hamburg« (SMM) statt und führt[ds_preview] Unternehmen und Experten aus der ganzen Welt zusammen. Mit knapp 2.000 Ausstellern aus 60 Ländern sind erneut alle Ausstellungsflächen ausgebucht und Hamburg ist einmal mehr nicht nur das Tor zur Welt, sondern für die Zeit der SMM auch das Schaufenster der Weltschiffbauindustrie. Eine gute Gelegenheit für die deutschen Unternehmen, sich mit ihren klima- und umweltfreundlichen technischen Lösungen einem breiten, interessierten Fachpublikum zu präsentieren und mit Produkten »Made in Germany« zu überzeugen.

Die internationale Schiffbauindustrie hat im letzten Jahr eine regelrechte Sturmflut durchlebt, die immer noch nicht überstanden ist. Allerdings mehren sich die Anzeichen einer leichten Entspannung.

Auch für die deutsche Schiffbauindustrie zeichnet sich nach dem Krisenjahr 2009 mit seinem historischen Negativrekord bei Neubestellungen eine Stabilisierung ab. In den ersten sechs Monaten konnten insgesamt elf neue Aufträge hereingenommen werden. In derselben Zeit lieferten die Seeschiffswerften 23 Einheiten im Wert von rund 1,82 Mrd. € ab. Obwohl es im zweiten Quartal keine weiteren Stornierungen gab, sanken somit unter dem Strich die Auftragsbestände noch weiter ab auf nunmehr 89 Einheiten mit ca. 1,46 Mio. CGT im Wert von rund 7,68 Mrd. €. Rein rechnerisch wäre damit noch für ein Jahr Arbeit auf allen Werften vorhanden. Jedoch verteilen sich die Aufträge nicht gleichmäßig, sondern konzentrieren sich auf einige wenige Standorte. Mehr denn je gilt es daher neue Aufträge zu akquirieren.

Trotz der aktuellen Marktverzerrungen, die sich im weltweiten Schiffbaumarkt auf Grund von Staatshilfen und Überkapazitäten ergeben, sind die deutschen Unternehmen zuversichtlich, sich auch in Zukunft erfolgreich behaupten zu können. Es gelang ihnen in den letzten Jahren im Bereich des Spezialschiffbaus erfolgreich zu diversifizieren und das aktuelle Orderbuch spiegelt nunmehr auch die geänderten Geschäftsfelder wider: Von den 89 Einheiten im Auftragsbestand sind allein 16 RoRo-Schiffe, 29 Yachten bzw. Passagierschiffe und nur noch vier Containerschiffe. Trotz aller Bemühungen gelang es jedoch nur begrenzt neue Aufträge in den Segmenten des Spezialschiffbaus für deutschen Werften zu akquirieren, da natürlich auch andere Anbieter versuchen diese Nischen zu besetzen.

Im Zuge der anhaltenden Schiffbaukrise sind zunehmend offensive Stützungsmaßnahmen einiger Regierungen zugunsten ihrer Industrien zu beobachten. Sie unterstützen ihre Betriebe massiv mit Aufträgen, Subventionen oder Bürgschaftsprogrammen. Eine Entwicklung, die im Ergebnis zu einer Zementierung bestehender Wettbewerbsverzerrungen führt. In einem solchen Umfeld muss auch die internationale Staatengemeinschaft für einen fairen Wettbewerb sorgen. Der VSM fordert daher von der Bundesregierung wie auch der EU einen intensivierten Einsatz für die Schaffung fairer Wettbewerbsrahmenbedingungen. Unverzichtbare Voraussetzung hierfür ist eine Wiederaufnahme der Marktbeobachtung durch die EU, um Verstöße offenzulegen und zu dokumentieren.

Für die deutschen Schiffbauer sind in dieser Situation eine effektive Innovationspolitik vor allem aber ein funktionsfähiger und angemessener Finanzmarkt unerlässlich. Denn leider lässt sich weiterhin eine starke Zurückhaltung deutscher Banken sowohl in der Schiffs- wie auch in der Bauzeitfinanzierung beobachten. Hiervon sind alle Bereiche der maritimen Industrie gleichermaßen betroffen. Insbesondere die Finanzierung von Spezialschiffen wird von den Banken sehr restriktiv behandelt und Alternativen sind daher dringender erforderlich als bisher.

Vor diesem Hintergrund gilt es, die Zukunftsstrategie LeaderSHIP Deutschland neu zu justieren und intensiv voranzutreiben. Zu diesem Zweck arbeiten auf Einladung des Maritimen Koordinators, Hans-Joachim Otto, Vertreter der maritimen Industrie, der Bundestages, der Banken und der Küstenländer derzeit an der Schaffung eines neuen Maßnahmenpaketes, das tragfähige Lösungen insbesondere für die Bereiche »Finanzierung«, »Innovation« und »Nachfragestimulierung« aufzeigen soll.

Neben dem Spezialschiffbau bieten auch Geschäftsfelder jenseits des Schiffbaus, insbesondere die Offshore-Windenergie und die Meerestechnik neue Chancen und zusätzliche Marktpotenziale. Hinzu kommen neue Möglichkeiten aufgrund eines steigenden Bedarfs an umwelt- und klimaschonenden maritimen Transportlösungen, die es für die deutsche Schiffbauindustrie zu sichern gilt. Der VSM fordert daher neben der Steigerung der Investitionen in Forschung, Entwicklung und Innovation sowie der Mittelerhöhung für die maritimen Förderprogramme auch die Optimierung der Förderbedingungen sowie die Erweiterung des Anwendungsbereiches auf alle maritimen Zukunftsmärkte, insbesondere auf die Bereiche »Offshore« und »Binnenschiffbau«.

Gerade in wirtschaftlichen Krisenzeiten stehen viele Unternehmen vor neuen Herausforderungen und strukturellen Neuausrichtungen. Die SMM kann dazu mit Ideen und wichtigen Anregungen beitragen. Zum einen durch die Präsentation neuester Entwicklungen. Und zum anderen durch den Wissensaustausch, von dem alle Teilnehmer profitieren. Heute sind Kreativität, Möglichkeiten der Begegnung und des produktiven Gedankenaustausches sowie innovative Themen und Konzepte mehr gefragt denn je. Damit kommt auch dem die Messe begleitenden Konferenzprogramm eine große Bedeutung zu.

In diesem Sinne wünsche ich allen Besuchern der SMM erfolgreiche Gespräche, gute Geschäfte und angenehme Tage in unserer schönen Hansestadt.