Container im Türkeiverkehr auf dem Vormarsch

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Im Verkehr zwischen Nordwesteuropa und der Türkei gewinnen Container- und Shortsea-Dienste[ds_preview] immer mehr an Bedeutung. Experten rechnen angesichts des Wirtschaftswachstums in beiden Regionen in den kommenden Jahren mit hohen Verkehrszuwächsen, die durch die Verlagerung von Straßentransporten auf den Seeweg verstärkt wird. Ein Signal setzt zu Jahresanfang die türkische Linienreederei Turkon durch die Aufstockung ihres Med-Express-Dienstes. Künftig wird ein viertes 1.900-teu-Schiff auf der Strecke eingesetzt, womit die 2008 begonnene Umstellung von 1.100-teu-Schiffen abgeschlossen wird. Die Einfädelung des letzten 1.900-teu-Frachters war in Folge des Umschlagrückgangs 2009 aufgeschoben worden. Nach der rasanten wirtschaftlichen Erholung der Türkei und seiner wichtigsten Handelspartner Deutschland und Frankreich im Vorjahr hat Turkon seine Pläne nun jedoch umgesetzt. In den ersten drei Quartalen 2010 wuchs die türkische Wirtschaft kräftig um je 11,7 %, 10,3 % und 5,5 %. Für das Gesamtjahr geht die Deutsch-Türkische Handelskammer von einem BIP-Wachstum zwischen 7 und 8 % aus. Die Türkei sei »das stärkste Wachstumsland Europas und gehört zu den wichtigsten Logistikregionen der Welt«, so die Kammer. Nach Beobachtung des Shortsea-Förderzentrums im Bundesverkehrsministerium haben die Anfragen nach Transportlösungen unter Einbeziehung des Seeschiffs in die Türkei in der Krise weiter zugenommen. Das Land »sei einer der ganz vorn genannten Märkte«, sagt Projektmanager Markus Heinen. »In den nächsten vier Jahren sollte sich da sehr viel tun.« Aus dem Lebensmitteleinzelhandel sei kürzlich eine sehr interessante Anfrage eingegangen, wo es darum ging, Reefer-Verkehre aus der Türkei für Westeuropa auf das Seeschiff zu verlagern, so Heinen.

Nach Schätzungen aus Agenturkreisen belief sich der Türkei-Nordeuropa-Verkehr im vergangenen Jahr auf rund 570.000 teu (davon 300.000 teu südgehend). Vergleichs­zahlen für 2009 waren nicht verfügbar. Vorläufige Umschlagzahlen aus den Häfen deuten aber auf erhebliche Steigerungen gegenüber dem Vorjahr hin. So verbuchte der Hamburger Hafen im Fahrtgebiet Türkei in den ersten neun Monaten des Vorjahres ein Plus von 14,5 % auf 14.600 teu. Die Statistik enthält nur Umschläge im Direktverkehr und berücksichtigt nicht die als »signifikant« eingestuften Transhipment-Verkehre via Mittelmeer-Hubs wie Marsaxlokk (Malta) oder Antwerpen. Der Schelde-Hafen, der den Großteil der Türkei-Ladung abfängt, hat noch keine Details zu den Volumina auf der Route veröffentlicht.