Markt durch Belugas Probleme im Umbruch

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Nach dem Abzug eines Großteils der Charterschiffe von der Bremer Projektreederei Beluga[ds_preview] durch Tramp-Reeder und Emissionshäuser werden die Karten in der Projekt- und Schwergutschifffahrt neu gemischt. HCI Capital, Ownership und das Bremer Emissionshaus Blue Water Capital – an dem Beluga-Gründer Niels Stolberg mehrheitlich beteiligt ist, er hat angeblich aber keine Stimmrechte mehr – hatten in etwa zeitgleich die Charterverträge für über vierzig Schiffe aufgekündigt. Das Leeraner Emissionshaus Oltmann und das Elbe Emissionshaus EEH hatten ihre Frachter offenbar schon kurz vorher abgezogen. Der US-Investor Oaktree Capital Management, der Mitte vergangenen Jahres mit einem dreistelligen Millionenbetrag bei Beluga eingestiegen war und Anfang März die Kontrolle übernommen hatte, erklärte zunächst, dass ausreichend Liquidität zur Verfügung gestellt werde, um die Firma zu stärken. Oaktree’s Forderungen nach einem Schuldenschnitt und Ratenverzicht ging den Eigentümern der Beluga-Schiffe dann aber zu weit.

Ob das einstige Vorzeigeunternehmen in die Insolvenz schlittert oder mit einer stark geschrumpften Flotte einen Neuanfang wagen kann, stand bei Redaktionsschluss in der Schwebe. Genauso wie die Aussichten für die zurückgeholten Charterschiffe. Nach Angaben von Marktinsidern stecken die Frachtraten in der Projektfahrt immer noch im Keller. Je nach Fahrtgebiet und Ladungsart sollen die Raten um 40 % und mehr unter Vorkrisenniveau liegen. Auch die Tagesraten im Zeitchartermarkt seien für jüngere Schiffe nicht kostendeckend. 12.000-Tonner mit Hebekapazitäten von über 250 t kämen aktuell kaum auf 8.000 US$ pro Tag, hieß es bei einem Hamburger Befrachtungsmakler. Um den Markt nicht durch eine Vielzahl von Spot-Schiffen zu destabilisieren, streben die in der Interessengemeinschaft »Charterschiffe Beluga« zusammengeschlossenen Owner die Bildung eines Pools zur gemeinsamen Vermarktung an. Zumindest für eine Übergangsperiode dürften zahlreiche Schiffe aber nicht umhinkommen, sich im Spotmarkt zu verdingen. Sollte der Containerschiffsmarkt weiter anziehen, könnten die Frachter auch in den Box Trades geschlossen werden. Dafür müsste die Verfügbarkeit von Schiffen mit Zellgerüsten, die für die Containerfahrt optimiert und damit Wettbewerbsvorteile genießen, aber weiter abschmelzen, heißt es. Neben den 72 Schiffen, die bis vor einigen Wochen unter der Beluga-Flagge fuhren, stehen noch zahlreiche Mehrzweck-Neubauschiffe für Beluga zur Ablieferung an. Das Unternehmen gibt auf seiner Webseite nur neun Neubauten an. die Datenbank IHS Fairplay taxiert das Beluga-Programm hingegen auf 23 Neubauprojekte. Die dürften nun die erhöhte Aufmerksamkeit anderer Operateure, die noch Geld für den Flottenausbau haben, auf sich ziehen. In einer Research-Notiz der niederländischen Marktforschungsfirma Dynamar, die der Hansa vorliegt, werden unterschiedliche Szenarien durchgespielt. Als Interessent käme die dänische Reederei Clipper Projects in Frage, deren Flotte durch Beluga-Neubauten mit Hebekapazitäten von 250 t bis 750 t vielleicht sinnvoll ergänzt werden könnte, spekuliert Dynamar. Als weitere Marktteilnehmer, die für Schiffszukäufe in Frage kämen, werden Combi-Lift, ScanTrans and Thorco Shipping aufgelistet.

Auch die Leeraner Briese/BBC Chartering-Gruppe, die immer schon einen Teil der Beluga-Flotte für sich gechartert hatte, gelte als Kandidat für einige Schiffe – »schon zur Verteidigung der eigenen Position«. Das Unternehmen würde verhindern wollen, dass die Konkurrenz ihre Position durch Beluga-Tonnage ausbaut, so Dynamar. Tätig geworden ist Briese / BBC Chartering bereits am Chartermarkt. Die beiden 2008 gebauten Mehrzweckfrachter »Svenja« und »Fabian« (962 TEU) wurden für zunächst sechs Monate von EEH gechartert. Die Schwesterschiffe waren zuvor von BBC an Beluga Chartering untervermietet worden.
mph