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Ganzheitliche Lösungen sind bei der Energieversorgung und den Antriebsanlagen im Spezialschiffbau und bei innovativen Schiffsentwürfen zunehmend erfolgsentscheidend.

Wärtsilä kann in der letzten Zeit zahlreiche interessante Aufträge zur Ent­wicklung von Spezialschiffen und neuen innovativen Feedern sowie zur[ds_preview] Lieferung der zugehörigen Antriebsanlagen vermelden. Während es bei in China und in den Niederlanden zu bauenden vier Baggern und einem Tauchhilfs- und Bauschiff im Wesentlichen um Lösungen für den Antrieb und die entsprechenden Aggregate geht, hat das Unternehmen von der in Cardiff ansässigen Graig-Gruppe den Auftrag zum Entwurf einer neuen Generation von Container-Feedern erhalten.

Folgeauftrag von Van Oord

Bereits 2008 hatte Wärtsilä vom niederländischen Bagger­unternehmen Van Oord den Auftrag zur Lieferung der Motoren und der Antriebsanlage der »Athena« bekommen. Nun folgte der Auftrag für das zu bauende Schwesterschiff »Artemis«. In beiden Fällen umfasst der Auftrag die Dieselmotoren und die Festpropeller der großen Schneidkopf-Saugbagger mit Eigenantrieb, die von der IHC-Baggerwerft in Kinderdijk (Niederlande) gebaut werden. Für den Hauptantrieb kommen auf beiden Schiffen jeweils drei Sechszylindermotoren der Baureihe 46 F zum Einsatz (maximale Nennleistung 7.200 kW bei 600 min-1). Der Bagger »Artemis« soll im zweiten Quartal 2013 abgeliefert werden.

Zwei weitere Aufträge für die Ausrüstung von Baggern wurden von chinesischen Gesellschaften erteilt. In einem Fall geht es um die Lieferung von zwei 16-Zylinder-Motoren der Baureihe 32 (maximale Nennleistung 8.000 kW bei 750 min-1) und die Antriebsanlage eines Hopperbaggers, der bereits in China im Bau ist und im dritten Quartal 2012 geliefert werden soll. Der zweite Auftrag betrifft die Lieferung der Motoren und Antriebsanlagen für zwei Bagger einer staatlichen Baggergesellschaft. Beide sollen schon Anfang 2012 in den Einsatz gehen. Einzelheiten zur Antriebsanlage wurden nicht genannt.

Beim Auftrag eines in Singapur im Bau befindlichen Tauchhilfs- und Bauschiffes geht es um eine komplette Lösung für die Hauptstromversorgung und die Stromverteileranlage sowie den integrierten Hauptantrieb. Wärtsilä beabsichtigt die Systeme Anfang 2012 zu liefern. Nach Plan soll das Schiff im zweiten Quartal 2013 in Dienst gestellt werden. Auftraggeber ist die Werft Keppel Singmarine, Eigner und Betreiber des Schiffes ist die niederländische SBM Offshore NV. Der Auftrag umfasst die Lieferung von zwei Neunzylinder- und vier Sechszylindermotoren der Baureihe 26 (die maximale Nennleistung beträgt 3.060 bzw. 2.040 kW bei 1.000 min-1), die vollautomatische Elektrik des Schiffes, je zwei Getriebe und Verstellpropeller sowie fünf Querstrahler.

»Marlin«-Feeder für Graig

Den wohl bedeutendsten Auftrag aus dem Bereich der Container-Feeder hat Wärtsilä kürzlich von der Graig-Gruppe erhalten. Das Vorhaben ist seitens Graig auf bis zu 26 Einheiten einer neuen Generation Feeder angelegt, die von Wärtsilä in Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber und Det Norske Veritas entwickelt wurde. Als wesentliche Merkmale der Schiffe werden genannt: optimale Linien für einen weiten Geschwindigkeitsbereich, vergrößerte Container-Kapazität bezogen auf die Schiffsgröße und Anordnung der Brücke vorn. Für die unter der Bezeichnung »Marlin« bekannt gewordenen drei Schiffsentwürfe werden derart überraschende Zahlen zur Effizienz genannt, dass schon heute, bevor das erste Schiff in Fahrt ist, vom Beginn eines zweiteiligen Feeder-Marktes gesprochen wird, auf dem Feeder nach dem Marlin-Konzept mit Abstand an der Spitze stehen werden. Der erste Typ läuft unter der Bezeichnung »Marlin 2000 Blue«, hat eine konventionelle Antriebsanlage mit Dieselmotor und soll bei flexibel wählbaren Reisegeschwindigkeiten zwischen 10 und 20 kn erhebliche Einsparungen beim Kraftstoffverbrauch bieten. Die generelle Einsparung an Kraftstoff bei diesen Schiffen wird von Wärtsilä mit etwa 30 % pro transportiertem TEU angegeben, wobei 20 % mehr TEU geladen werden können als bei Schiffen vergleichbarer Größe. Der Entwurf dieses Typs zielt auf den Einsatz in Asien.

Die Schiffe des zweiten Typs mit der Bezeichnung »Marlin 2500 Jade« sind etwas größer als der erste Typ, erhalten auch Dieselmotoren als Antrieb, für die jedoch eine Abgasnachbehandlung mit SCR-Anlage oder Scrubber vorgesehen ist. Die Vorteile des breiten Feldes der Dienstgeschwindigkeiten und der Einsparungen beim Kraftstoffverbrauch sollen auch hier gelten.

Der anspruchsvollste Entwurf nennt sich »Marlin 2500 Green« und entspricht in weitestem Umfang den Ansprüchen an einen umweltfreundlichen Seetransport, der unter Verwendung von Wechselmotoren und mit dem Einsatz von Flüssigerdgas als Kraftstoff bewirkt wird. Damit richtet sich dieser Entwurf klar auf den Einsatz der Schiffe in den küstennahen Bereichen, den ECAs (Emission Control Areas).

Der erste Auftrag von Graig umfasst drei Schiffe des Typs Marlin 2000 Blue und eine Option auf drei weitere dieser Schiffe, wobei Übereinstimmung zwischen den Partnern erzielt wurde, dass die Serie auf 26 Schiffe auch anderen Typs ausgedehnt werden soll. Die ersten beiden Schiffe werden nach Plan im August und September 2013 abgeliefert, anschließend folgen alle zehn Wochen zwei weitere Schiffe. Über dazu passende Charterverträge wird zurzeit verhandelt. Soweit bekannt wurde, ist die Finanzierung der Neubauten mit Hilfe einer europäischen Bank und der China Exim Bank gesichert.

Hans-Jürgen Reuß