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Nach der Umrüstung auf der Lloyd Werft verfügt das in »OIG Giant II« umbenannte Schiff über ein dynamisches Positionierungssystem, genauere Manövrierfähigkeiten und mehr Raum für Arbeiter.

Direkt aus dem brasilianischen Hafen Vila Velha kommend, traf im August bei der Lloyd Werft das dort erst Anfang 2010[ds_preview] für die K/S Combi Lift abgelieferte Schwergut-Dockschiff »Combi Dock IV« zu einem Großumbau ein.* Das 162,3 m lange und 25,4 m breite Schiff wurde in den darauffolgenden Wochen, ähnlich wie bei dem bereits im Jahr 2009 gelieferten Schwesterschiff »Blue Giant« (jetzt »OIG Giant I«), umfangreich ausgerüstet. Als »OIG Giant II« kommt es nun für die Offshore Installation Group (OIG), einem Gemeinschaftsunternehmen von Harren & Partner und Goldman Sachs Capital Partners (GSCP), weltweit zum Einsatz.

Schon kurz nach der Ankunft bei der Werft wurde mit Hilfe eines Schwimmkrans ein vorgefertigtes Hubschrauberlandedeck auf den Bug aufgesetzt, das in Norwegen aus Aluminium hergestellt und bei der zur Rönner-Gruppe gehörenden Stahlbaufirma Con-Mar (ehemals Lühring-Werft) in Brake zusammengebaut wurde. Das Gewicht des Decks beträgt ca. 30 t, davon allein 25 t für die Stahlstützen, die anschließend mit dem Vorschiff verschweißt wurden.

Größte Position beim Umbau zum Offshore Construction Vessel war der Einbau eines zusätzlichen Wohnmoduls für rund 100 Personen, das auf dem Gelände der Werft ebenfalls schon vorgefertigt und als festes Modul aufgesetzt wurde. Beim ersten Umbau eines Schiffes vom Typ Combi Dock, der »Blue Giant«, geschah dies noch in der Form von gestapelten einzelnen Containern. Dieses Stahlmodul, das bereits komplett eingerichtet mit Hilfe eines Schwimmkrans im Anschluss an die vorderen Decksaufbauten der »OIG Giant II« eingehängt wurde, hat ein Gewicht von rund 500 t. Dieser sieben Decks hohe Aufbau mit Kabinen, Sozialräumen, Pantrys, einer Wasseraufbereitungs- und biologischen Kläranlage hat eine Grundfläche von 13 m x 18 m und ragt nun gut 21 m aus dem ehemaligen Schwergutladeraum in die Höhe. Ferner wurde für Tauchereinsätze eine Einstiegsluke auf der Steuerbordseite im Laderaum eingebaut. Dazu musste ein 7,80 m x 7,40 m großer quadratischer Einschnitt in den Schiffsboden erfolgen. Durch diesen so genannten »Moonpool« werden Taucher und auch Arbeitsgeräte ins Wasser gelassen. Zusätzlich zum Hauptantrieb wurden während der Umbauarbeiten sechs weitere Generatoren für eine ausreichende Energieversorgung installiert.

Ein Dynamic Positioning System (DPS), das bisher noch nicht installiert war und den Anforderungen zukünftiger Aufgaben entspricht, sorgt dafür, dass die »OIG Giant II« auf See über GPS satellitengestützt sehr genau auf Position gehalten wird. Dafür war es notwendig, dass das vordere Bugstrahlruder versetzt und vergrößert wurde. Dieses neue Bugstrahlruder hat nun eine Leistung von 1.800 kW. Zusätzlich wurde dem Bugstrahler ein weiteres hydraulisch ausklappbares Querruder hinzugefügt. Zudem verfügt das Schiff nun über zwei Heckstrahler mit einer Leistung von jeweils 1.750 kW.

Zwei jeweils um 360° drehbare Azipod-Thruster mit einer Leistung von 2.000 kW verleihen der »OIG Giant II« sehr gute Manövriereigenschaften. Diese Azipod-Propeller weisen einen Durchmesser von 3 m auf und reichen 3,3 m weit vom Schiffsboden ins Wasser. Für eine bessere Kursstabilität wurde von der Stahlbaufirma BVT noch ein verlängertes Skeg geliefert. Das Gewicht dieser 12 m langen und rund 3,5 m breiten Ruderleitflosse am Unterwasserschiff zwischen den Wellen beträgt rund 34 t.

Seit der im Oktober erfolgten Ablieferung wird das Dockschiff von OIG für Offshore-Projekte eingesetzt. Zu diesem Zweck mussten auch die Säulen der beiden vorderen 350 t Liebherr-Dock-Krane erhöht und die Ausleger um 10 m verlängert werden. Ferner wurden die Krane mit einem Anti ­Heave Compensation (AHC)-System ausgerüstet. Die umgebauten Schwergutkrane weisen nun ein Safe Working Load (SWL) von 2 x 360 t und 1 x 200 t für Hafenumschlagsarbeiten sowie 500 t im kombinierten Betrieb für Subsea Installation Works bis zu einer Wassertiefe von 2.500 m auf.

Direkt im Anschluss an den Umbau hat die »OIG Giant II« die Gewässer vor den Orkney-Inseln an der Nordküste Schottlands angesteuert, um drei Turbinen für ein Gezeitenkraftwerk zu installieren. Bis 2013 sollen in der für ihre vorherrschenden Strömungsgeschwindigkeiten bekannten Meeresregion insgesamt 90 Turbinen installiert werden.

Die Schiffe verfügen über vergleichsweise große Decksflächen und Stauräume, um die Mitnahme umfangreichen Gerätes und zu installierender Anlagen zu erlauben. Zusätzliche Schwergutschiffe zum Transport von Equipment werden nicht benötigt und die niedrige Frequenz wiederholter Hafenanläufe zur Neuausrüstung lässt die Schiffe in weiter entlegenen und tieferen Seegebieten operieren. Die »OIG Giant I« war in den vergangenen drei Jahren im Golf von Mexiko für den staatlichen Ölkonzern Pemex, insbesondere zur Reparatur von Bohrinseln, im Einsatz.

Als Spezialisten für Offshore-Dienstleistungen, beispielsweise für Verankerungen von sogenannten Floating Production Storage Off-Loading Units, die als schwimmende Lager in der Förderung von Erdöl und Erdgas eingesetzt werden, hat sich OIG das norwegische Unternehmen Global Mooring Services AS (GMS) an Bord geholt. Geschäftsführer von OIG ist Kapitän Heiko Felderhoff, der zunächst lange Jahre für die Reederei zur See fuhr, bevor er für Harren & Partner und verschiedene Tochterunternehmen vor allem für Großprojekte aus dem Schwergutbereich verantwortlich zeichnete. Nicht zuletzt wirkte er maßgeblich bei der Entwicklung der »Combi Dock«-Reihe mit.

Die Flotte der in Singapur ansässigen OIG soll nach eigenen Angaben bis Ende 2013 auf sechs Einheiten anwachsen. Zwei der mittlerweile bei den P+S Werften in Stralsund bestellten, im dreistelligen Millionen-Euro-Volumen zu bauenden weiteren Einheiten werden ebenfalls auf dem »Combi Dock«-Typ basieren und zusätzlich mit speziellem Offshore Equipment – wie beispielsweise mit einem System zum Verlegen von sogenannten Flex Pipes – ausgerüstet. Die beiden Neubauten werden auf den P+S Werften als Bau-Nr. 2105 (»OIG Giant III«) und 2106 (»OIG Giant IV«) geführt. Die neuen OIG-Schiffe werden über drei leistungsfähige Krane verfügen, zwei davon mit einer Tragfähigkeit von jeweils 400 t, eine Heckrampe für rollende sowie eine Dockfunktion für schwimmende Ladung. Diese Schiffe können sich so absenken, dass Ladung eingeschwommen werden kann. Mit einer Gesamtlänge von 172 m, einer Breite von 25 m und einem durchgängigen Laderaum mit einer Länge von ca. 100 m und einer Breite von ca. 18 m, der sich je nach Bedarf sowohl horizontal als auch vertikal unterteilen lässt, bieten die Schiffe maximalen und flexiblen Stauraum für die zu installierende Offshore-Technik.


Christian Eckardt