Print Friendly, PDF & Email

Die Clubs drehen wieder stärker an der Prämienschraube. Nach zwei »weichen«

Jahren zieht der Markt für die Reedereihaftpflicht deutlich an

Die Versicherungskosten der Reedereien dürften im neuen Jahr wieder schneller zu steigen. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen vieler Mitgliedsfirmen trauen[ds_preview] sich mehrere P&I Clubs vor den traditionellen Renewals am 20. Februar 2012 mit höheren Beitragssteigerungen aus der Deckung. Immerhin neun von 13 Clubs der International Group haben einen General Increase von 5 % auf die Vorschusszahlungen angekündigt. Anfang 2011 hatten nur vier der Vereine eine so hohe Forderung aufgestellt – wenn man von einem Ausreißer absieht: dem Japan Club, der 10 % mehr verlangt hatte. Die Spannbreite von 0 % bis 5 % liege im Bereich der Erwartungen, »wir hatten allerdings weniger Clubs am oberen Ende dieses Korridors vermutet«, kommentierte der Londoner P&I-Makler Tysers. »Die Vereine sind in einer guten Verfassung, wohingegen ihre Mitglieder brutale Bedingungen auf ihren Märkten vorfinden«, kritisierte er. »Wenn es jemals einen Zeitpunkt gab, an dem die Mitglieder die Hilfe ihrer Clubs benötigen, dann ist es jetzt. Sie sollten bereit sein, ihre Mitglieder durch eine kostenneutrale Prolongation zu unterstützen.« In den jetzt beginnenden Prämienverhandlungen mit den Clubs sollten sich Reeder mit einer vernünftigen Schadensstatistik entschlossen zur Wehr setzen, empfiehlt Tysers in seinem jüngsten Marktreport. Angesichts der starken Kapitalpolster der P&I-Anbieter stünden die Chancen noch gut, eine Einfrierung der Prämie zu erreichen. Die meisten Clubs hätten ihre freien Reserven 2011 auf einen Rekordwert gesteigert und zudem beteuert, dass sie sich für die für 2013 angekündigten strengeren Solvabilitätsanforderungen der EU gewappnet hätten. »Nächstes Jahr werden die Ausgangsbedingungen schwieriger sein«, warnt Tysers.

Die P&I Clubs begründen die schärferen Prämienziele ihrerseits mit einer erneuten Zunahme der Schäden sowie den sinkenden Kapitalerträgen. Beim Marktführer Gard hatten beide Faktoren zusammen den Halbjahresgewinn (per 20. August 2011) bereits auf 6 Mio. US$ zusammenschrumpfen lassen – einen Bruchteil des Vorjahresgewinns. Die kombinierte Schadenkostenquote (Schadenersatzzahlungen und Kosten im Verhältnis zu Prämieneinnahmen) lag bei 102 % und damit in der Verlustzone. Für das Gesamtjahr kalkuliert Gard sogar mit 105 %. Daran sei zu erkennen, dass man das P&I-Geschäft vorübergehend gezielt subventioniere, um die Mitglieder zu entlasten. Damit die technischen Verluste angesichts der Kosteninflation nicht aus dem Ruder laufen, müsse der Club nun mit der Prämie gegensteuern, so Gard-Vorstandschef Claes Isacson. North P&I mit Sitz in Newcastle sieht trotz eines technischen Gewinns sowie eines Zinsertrags von 2 % aus den Kapitalanlagen im ersten Halbjahr ebenfalls Nachbesserungsbedarf bei den Prämien. Die freien Reserven waren 2011 auf einen Rekordstand von über 312 Mio. US$ geklettert, dürften 2012 aber nur noch leicht zunehmen. Auch die Briten spüren nach eigenen Angaben steigenden Kostendruck durch die Schäden. Nach einem sehr gemäßigten Schadensverlauf im Vorjahr sei wieder das alte Niveau erreicht, sagte ­North-Geschäftsführer Alan Wilson. »Wir sind uns aber der schwierigen Marktbedingungen bewusst, mit denen unsere Mitglieder konfrontiert sind«, bekräftigte er. Die allgemeine Beitragsanhebung von 5 % sei vor diesem Hintergrund maßvoll.