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Auch in schwierigen Zeiten spielen die Werften eine wichtige Rolle in der Schifffahrt. Ihr Aufgabenfeld hat sich zuletzt aber deutlich verändert. Anstelle von Neubauten treten verstärkt die Themen Reparatur, Umbau und Lebenszeitverlängerung

Die Umsätze für Schiffsreparaturen, Umbauten und Wartungen auf deutschen Werften haben sich 2011 mit 770 Mio. € auf Vorjahresniveau gehalten. Laut[ds_preview] dem Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) waren die Tendenzen bei den einzelnen Betrieben aber uneinheitlich. Erfolg­reich seien Werften immer dann gewesen, wenn die Auftraggeber hohen Wert auf Qualität, Termintreue und umfangreichen Engineering- und Designaufwand legten. Aufgrund der Bemühungen zur Emissions­reduzierung und der steigenden Treibstoffpreise bieten Umbauarbeiten und Nach­rüstungen zur Effizienzsteigerung sowie Umweltschutztechnologien nach Ansicht des Verbands weiterhin ein starkes Nachfragepotenzial. Einige der wichtigsten Umbauwerften sind im Folgenden aufgelistet:

Blohm + Voss

Das bereits 1877 von Hermann Blohm und Ernst Voss gegründete und in Hamburg ansässige Unternehmen setzt unter seinem neuen Eigentümer Star Capital Partners im Umbau- und Reparaturgeschäft insbesondere auf Offshore- und Kreuzfahrtschiffe sowie Megayachten, wobei letztere auch weiterhin neu gebaut werden sollen (weitere Informationen auf S. 22).

Bredo

Bredo steht für Bremerhavener Dock und wurde 1996 von der Muttergesellschaft Seebeckwerft gegründet. Je 25 % des Unternehmens gehören der Kramer-Gruppe, der Rönner-Gruppe, der Kaefer Isoliertechnik und der Petram-Gruppe. Vier Schwimmdocks mit einer Länge von 116 bis 200 m stehen auf dem Gelände, in denen Schiffe der unterschiedlichsten Bauarten Platz haben. Zusätzlich verfügt die Werft über eine eigene Reparatur-Pier sowie Fertigungs- und Montagehallen in den Hafengebieten Bremerhavens, die zu einer höheren Flexibilität beitragen. Die Schwerpunkte des Unternehmens liegen auf Verlängerung, Umbau, Umrüstung, Instandhaltung und Reparaturmaßnahmen.

Elsflether Werft

Gründer der Werft an der Hunte, die sich in den ersten Jahrzehnten ausschließlich auf den Neubau von Handelsschiffen konzentriert hat, war 1916 der Schiffbauingenieur Franz Peuss. Seit 1996 wurde das Geschäftsfeld auf Reparaturen und Umbauarbeiten umgestellt. Werftchef ist Klaus Wiechmann, der das Amt seines Vaters Kurt im vergangenen Jahr übernahm. Die Werft verfügt über alle für den Schiffbau, Reparatur, und Umbau notwendigen Gewerke wie Schiffs- und Stahlbau, Rohrlegerei, Maschinenbau, Zimmerei, Tischlerei und Elektrik. Zu den bekannten Kunden der Werft zählt die »Gorch Fock«, die in den Jahren 2000 bis 2008 bereits fünfmal Station bei dem Unternehmen machte. Am 16. Januar dieses Jahres kam sie erneut für eine Woche in die Elsflether Werft, wo das Schiff für die darauffolgende Dockung bei Bredo vorbereitet wurde. Gemeinsam mit Mitarbeitern der Elsflether Werft wurden dort Schäden am Rumpf beseitigt. Teilweise musste die Außenhaut des Schiffes ausgetauscht und konserviert werden. Nach den Arbeiten bei Bredo wird das Segelschiff erneut auf der Elsflether Werft erwartet, wo es aufgetakelt werden soll.

Die Werft plant den Neubau eines hochmodernen Umbau- und Reparaturzentrums mit Liftdockanlage, Liftdockhalle und Werkstatthalle, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden.

Emder Werft- und Dockbetriebe

Die Emder Werft und Dockbetriebe (EWD) sind eine 100-prozentige Tochter der ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS). Ihre Ursprünge gehen auf die Emder Nordseewerke zurück, welche 1903 gegründet worden sind. In Zukunft werden die EWD sich auf Reparaturen, Endausrüs­tung und Service konzentrieren. Sie verfügen über eine gut ausgebaute Infrastruktur mit zwei Schwimmdocks, einem Trockendock, Kaianlagen sowie spezialisierten Werkstätten. Auf die vier Bereiche zivile Schiffe, Marineüberwasserschiffe, U-Boote und Offshore legt das Emder Unternehmen sein Hauptaugenmerk. Aktuell wird der Einsatzgruppenversorger »Bonn« auf der Werft endausgerüstet und erprobt.

Kröger Werft

Die Kröger Werft gehört seit 1987 zur Lürssen-Gruppe und beschäftigt sich neben dem Neubau von Yachten mit einer Länge von 65 bis 90 m für den Mutterkonzern vor allem mit der Reparatur und Wartung von Marine- und zivilen Schiffen. Gegründet wurde die Kröger Werft 1928 von den Brüdern Hans und Karl Kröger zusammen mit dem Schiffbauingenieur Walter Brauer

unter dem Namen Yacht- und Bootswerft Gebr. Kröger in Warnemünde. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründeten die Gebrüder Kröger weitere Werften in Rendsburg, Husum und Schacht-Audorf. Sie stellte keine Yachten mehr her, sondern Marineschiffe und Frachter. Nach der Integration in die Lürssen-Gruppe lieferte Kröger 2003 die erste Yacht aus.

Lindenau Werft

Gegründet wurde die Werft 1919 in Memel als damals eine der modernsten der Welt. Am heutigen Standort in Kiel-Friedrichsort baute die Lindenau Werft noch bis zum vergangenen Jahr Schiffe mit bis zu 50.000 dwt. Zuletzt wurde dort am 28. April 2011 der Doppelhüllen-Bunkertanker »Ebba 2« an Glüsing übergeben. Seit einigen Jahren spezialisiert sich die Werft jedoch auf das Thema Refitting. Zu Jahresanfang lag das Segelschulschiff »Gorch Fock« zur Wartung im Lindenau-Dock. Als sich größere Instandhaltungsarbeiten am Schiff abzeichneten, gewann allerdings die Elsflether Werft den Millionenauftrag. Nicht zuletzt deswegen musste die 2008 insolvent gegangene Lindenau Werft weitere Mitarbeiter entlassen. Der Betrieb, an dessen Spitze Dieter Kühne steht, verfügt über zwei Schwimmdocks.

Lloyd Werft

Ursprung und Entwicklung der Lloyd Werft in Bremerhaven sind eng mit der bremischen Reederei »Norddeutscher Lloyd« verbunden, die 1857 ihren Betrieb in Bremen aufnahm. Zur gleichen Zeit wurde in Bremen eine kleine Werft gegründet, die fünf Jahre später in den Neuen Hafen nach Bremerhaven verlegt wurde. Im weiteren Verlauf verlagerte sich der Standort wegen der gestiegenen Schiffsgröße an seinen heutigen Platz im Kaiserhafen. Im Hauptgeschäft konzentriert sich die Werft heute auf Reparaturen, Konversion und Modernisierung (siehe Interview auf S. 18/19). Seit Anfang 2011 ist der Unternehmer Dieter Petram mit 50,2 % Mehrheitsgesellschafter an der Lloyd Werft.

Mützelfeldtwerft

Die 1895 von Franz Mützelfeldt gegründete Werft in Cuxhaven baute in der Vergangenheit vor allem kleinere Schiffe wie Schlepper, Schwimmkrane, Fischereifahrzeuge und Frachtschiffe. Unter ihren neuen Eigentümern fokussiert sich das Unternehmen nun insbesondere auf Umbauten und Dockings (siehe Porträt auf S. 34).

MWB

Die Motorenwerke Bremerhaven (MWB) bestehen seit 1957. Sie wurden von der damaligen Industrieverwaltungsgesellschaft zunächst als Schiffsreparaturbetrieb unter dem Namen IVG Schiffs- und Motorenreparaturwerk gegründet. Nach Abtrennung mehrerer Betriebszweige wurde 1994 die bis heute bestehende MWB geschaffen. Eigentümer der Werft ist seit 1993 Dieter Petram.

Im vergangenen Jahr wurde die Viermastbark »Sea Cloud« bei MWB restauriert. Zuletzt standen Reparaturen am Containerschiff »Bonn Express« an, das die Werft am 10. Mai wieder verließ. Anschließend kam das Schwesterschiff »Heidelberg Express« ins Bremerhavener Dock.

Neue Jadewerft Wilhelmshaven

1948 wurde in Wilhelmshaven die Jadewerft gegründet. Nach diversen Problemen musste sie 1979 schließlich Konkurs anmelden. Danach wurde die Werft von neuen Gesellschaftern fortgeführt und firmierte fortan als Neue Jadewerft, deren wesentliche Anteile der Bremer Vulkan hatte. Dietmar Janssen hat die Geschäftsführung bei dem Unternehmen, das seit 2006 zur Lürssen-Gruppe gehört, inne. Schiffseinheiten mit einer Länge von bis zu 150 m können in der Stadt an der Jade instandgehalten, repariert und umgebaut werden, darunter auch große Marineschiffe.

Peters Schiffbau

Jürgen Peters gründete bereits 1871 das Unternehmen in Wewelsfleth an der Störmündung der Elbe. Geschäftsführer ist Mark Dethlefs. Auf der Werft sind über 680 Neubauten entstanden sowie etliche Reparatur- und Umbaumaßnahmen durchgeführt worden. In den vergangenen zehn Jahren baute die Peterswerft, wie sie umgangssprachlich genannt wird, Containerschiffe, Mehrzweckfrachter und Passagierschiffe – mit einer Länge von bis zu 135 m und einer Breite von bis zu 21,70 m. Megayachten werden bei der 100-prozentigen Tochter Kusch Yachts konstruiert. Die erste komplett bei Peters Schiffbau gefertigte Megayacht lief 2004 vom Stapel. Das Forschungsschiff »Solea« wurde in Wewelsfleth zur Privatnutzung umgebaut, und nach der Umgestaltung des Baggers „Josef Möbius“ auf der Peterswerft verfügt dieser über mehr Ladekapazität. Das jüngste Projekt von Peters ist das Fischereischutzboot »Seefalke« (siehe Meldung S. 21).

Rickmers Lloyd Dockbetrieb

Dieter Petram ist Mehrheitseigentümer des 1973 gegründeten und traditionell mit dem Standort Bremerhaven verbundenen Betriebes, der ein Tochterunternehmen der Lloyd Werft ist. Die Wurzeln liegen in der Rickmers Werft, die bereits 1834 erbaut wurde. Damals lag die Werft am Ufer der Geeste in Geestemünde, einem heutigen Stadtteil Bremerhavens. Heute befinden sich Betriebsstätte mit Pieranlagen, Kranen und Schwimmdocks im Kaiserhafen.

Im Kerngeschäft hat sich der Betrieb auf Schiffsreparaturen und -umbauten, Reparaturen von Komponenten des Schiffsbetriebes sowie von Haupt- und Hilfsantrieben spezialisiert. Das Schwimmdock, in dem Schiffe mit bis zu 150 m Länge und 20,5 m Breite eingedockt werden können, hat eine Tragfähigkeit von 7.200 t. Bei Dockungen größerer Einheiten gibt es eine enge Kooperation mit der Muttergesellschaft, der Lloyd Werft. Hier kann das Unternehmen bei Bedarf zwei Trockendocks und ein Schwimmdock nutzen.
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