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Mit dem vierten Teil endet die HANSA-Serie über deutsche Offshorehäfen. Diesmal werden diejenigen Standorte an der Nordsee vorgestellt, die sich der Branche als Basis- bzw. Installationshäfen anbieten. Von

Der Offshore-Hafenatlas des Zentralverbands der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) führt acht Häfen an bzw. in der Nähe der Nordsee auf[ds_preview], die beim Bau von Offshore-Windparks die Funktion eines Basishafens übernehmen können: Um sie soll es im letzten Teil der Offshorehäfenserie gehen. Laut der ZDS-Definition erfolgt in den Basishäfen die Vormontage der Windenergieanlagen, bevor sie zu den jeweiligen Parks verschifft werden. Zu den Grundvoraussetzungen eines solchen Installations­hafens gehören ausreichend verfügbare Lager- und Montageflächen (je nach Projekt 5 bis 15 ha), schwerlastfähige Hinterlandanbin­dungen, Kaiflächen und Verladekapazitäten (Einzelgewicht von 600 bis 1.000 t) sowie eine Wassertiefe von min­destens 8 m. Zudem muss das Aufjacken von Errichterschiffen möglich sein.

In die Frage der Finanzierung des notwendigen Häfenausbaus ist derweil offensichtlich Bewegung gekommen. Als die Serie vor drei Monaten startete, hatten die Regierungschefs der fünf norddeutschen Bundesländer gerade eine Öffnung des KfW-Sonderprogramms »Offshore-Windenergie« für den Ausbau der Häfeninfrastruktur und für den Bau von Spezialschiffen gefordert. Einen entsprechenden Antrag hat mittlerweile auch die SPD-Fraktion in den Bundestag eingebracht. Nach einem Treffen der Ministerpräsidenten aller Länder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel verkündete Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen Ende Mai, dass das Programm nun tatsächlich geöffnet werden solle. Eine endgültige Entscheidung aus Berlin stand bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe allerdings noch aus.

Rendsburg-Osterrönfeld

Der neue Schwerlasthafen Rendsburg Port in Osterrönfeld soll im Rahmen der Hafenkooperation Offshorehäfen Nordsee SH (s. HANSA 6/12) zusammen mit Brunsbüttel die Funktion eines Basis- und Produktionshafens übernehmen. Anfang Juni ist dort erstmals ein Schiff gelöscht wor­den: An Bord hatte es 32 Turmteile für eine Windkraftanlage. Die beiden mobilen Hafenkrane, die im Tandembetrieb bis zu 250 t heben können, sollen ab Juli einsatzbereit sein. Bei einem Tiefgang von 9,5 m und einer Kaimauerlänge von 300 m hält die neue Hafenanlage Belastungen von bis zu 90 t/m² stand. Verbunden ist sie mit einem 80 ha umfassenden Gewerbegebiet, das unter

anderem für Zulieferer von Windenergieanlagen sowie Hersteller von schweren Maschinen und Anlagen zur Verfügung steht. Insgesamt ist der Terminal 2,2 ha groß, wobei die Vorstaufläche demnächst um 1,5 ha erweitert werden soll.

Turbinenhersteller Repower, der in Osterrönfeld seine Entwicklungsabteilung angesiedelt hat, hatte am Standort ursprünglich auch eine Produktionsstätte aufbauen wollen. Diese Pläne sind allerdings wieder auf Eis gelegt worden. Dafür plant das Bauunternehmen Max Bögl, ab dem kommenden Jahr direkt am Hafen Türme für Wind­energieanlagen zu produzieren – zunächst für Onshore-, später eventuell auch für Offshore-Anlagen. Mit weiteren Unternehmen werden derzeit Gespräche geführt.

Brunsbüttel

Angesichts des enormen Platzbedarfs der Offshore-Windbranche in den Installationshäfen zeichne sich bereits jetzt ab, dass man mit den zur Verfügung stehenden Hafenkapazitäten nicht hinkommen werde, meint Frank Schnabel, Geschäftsführer bei Brunsbüttel Ports. »Auch diverse Anfragen von Unternehmen hinsichtlich Ansiedlungsflächen zeigen deutlich, dass die bereits bekannten Standorte nicht ausreichend sind, um die Windenergieplanungen in der Nordsee umsetzen zu können«. Weitere Kapazitäten wie zum Beispiel die Multi-Purpose-Pier, die derzeit in Brunsbüttel mit einem Fokus auf die Offshore-Windenergie geplant werde, würden daher dringend benötigt. Die neue Pier soll der Branche als öffentliche Hafenanlage zur Verfügung stehen und im Verlauf des Jahres 2016 in Betrieb gehen. Die Entwicklungsgesellschaft Brunsbüttel (Egeb), die vom Land Schleswig-Holstein mit der Konzeptionierung und Durchführung des Projekts beauftragt worden ist, rechnet mit Kosten von rund 33 Mio. €. Die Landesregierung hat bereits zugesagt, sich mit 25 Mio. € beteiligen zu wollen. Nach Angaben der Egeb haben in einem ersten Markterkundungsverfahren drei potenzielle Betreiber ihr Interesse bekundet. Die Anlage wird 8 ha groß sein und im Hinterland durch weitere 16 bis 26 ha für Unternehmensansiedlungen sowie Lagerung und Montage von Komponenten ergänzt werden.

Unterdessen investiert Brunsbüttel Ports aktuell 15 Mio. € in die Ertüchtigung des mittleren Liegeplatzes im Elbehafen, um den Universalliegeplatz auf die Anforderungen der Zukunft auszurichten – insbesondere auch für den Umschlag von Stückgütern wie Windkraftanlagen. Noch gibt es in direkter Hafennähe keine Offshore-Produktionsstätten, allerdings sind in der Vergangenheit schon häufig Windenergiekomponenten umgeschlagen worden: zuletzt 30 jeweils 55 m lange Rotorblätter von Vestas Blades, die über Brunsbüttel nach Nord­amerika exportiert wurden. Der Hafen erlaubt einen tidenunabhängigen Tiefgang von 11,7 m (bei Hochwasser 14,4 m) und ist für das Aufjacken von Installationsschiffen geeignet. Freie Flächen in einer Größenordnung von rund 50 ha können dem Betreiber zufolge jederzeit bereitgestellt werden.

Cuxhaven

In Cuxhaven hat man sich früh auf die Offshore-Branche und ihre Anforderungen eingestellt: Schon 2003 ist ein Masterplan zum Bau einer Offshore-Basis erarbeitet worden, der seit 2005 konsequent umgesetzt wird. Als erster Schritt ist dabei am tiefen Fahrwasser der Elbe eine 1.500 m² große Schwerlastplattform mit einer Belas­tungsgrenze von 90 t/m² entstanden, von der aus komplett vormontierte Offshore-Wind­energieanlagen verladen werden können. Direkt daran angrenzend betreibt Cuxport einen 24 ha großen Mehrzweckterminal mit vier Liegeplätzen: Auch hier werden Komponenten zwischengelagert, vormontiert und umgeschlagen. Seit März 2009 steht darüber hinaus der Offshore-Terminal 1 mit drei Liegeplätzen und einer Fläche von 14 ha zur Verfügung, der seither für den Umschlag sämtlicher in Cuxhaven her­gestellter Komponenten genutzt wird. Mit dem 12 ha großen Offshore-Terminal 2, der sich aktuell in der finalen Bauphase befindet, wird der Hafen demnächst vier zusätzliche Liegeplätze anbieten können.

Über Schwerlaststraßen sind alle Terminals mit den benachbarten Produzenten verbunden: Ambau fertigt Turmteile und Großrohrsegmente für Offshore-Windparks (unter anderem alle zwölf Türme für das Testfeld »Alpha Ventus«) und die zur Bard-Gruppe gehörende Cuxhaven Steel Construction (CSC) produziert Tripile-Fundamente. Die Cuxhavener Hafenentwicklungsgesellschaft hat in unmittelbarer Nachbarschaft eine 100 ha große Gewerbefläche erschlossen, die schon zu einem großen Teil verpachtet ist: Auf 20 ha will Ambau eine zweite Produktionshalle bauen, 50 ha sind für Strabag Offshore Wind reserviert. Die Tochter des internationalen Baukonzerns, die in Cuxhaven bereits anhand eines Testfundaments den Offshore-Einsatz simuliert hat, plant dort die Produktion von Schwerkraftfundamenten.

Insgesamt hat die öffentliche Hand in den vergangenen Jahren gut 170 Mio. € für den Ausbau der Infra- und Suprastruktur bewilligt. Hinzu kommen private Investitionen von bislang mehr als 100 Mio. €, die in den kommenden Jahren noch einmal um mindestens die gleiche Summe ergänzt werden sollen. Vor Kurzem hat Niedersachsen Ports zudem vom Land den Planfeststellungs­beschluss für eine Erweiterung des Europakais mit einem zusätzlichen Liegeplatz erhalten, der für Jack-up-Schiffe ausgebaut werden soll. Über ein Finanzierungskonzept zu den Kosten von 32 Mio. € laufen derzeit Gespräche.

Unterdessen konnte Cuxport Anfang Mai vermelden, dass Eon für den Bau seines Offshore-Windparks »Amrumbank West« den Mehrzweckterminal als Basishafen nutzen will. Schon im vergangenen Jahr hatte mit OMS (Offshore Marine Services) ein Anbieter von Dienstleistungen für die Bereiche Service und Wartung sowie Seekabellogistik einen Vertrag zur Nutzung einer 12.000 m² großen Servicefläche unterschrie­ben. »Damit ist die auch geografisch sehr gut positionierte Offshore-Basis Cuxhaven in allen Teilbereichen der Offshore-Windenergie, also Produktion, Installation sowie Service und Wartung aktiv«, betont Cuxport-Geschäftsführer Hans-Peter Zint.

Bremerhaven

Auch Bremerhaven verfolgt ehrgeizige Ziele: Die Stadt will sich zum europäischen Zentrum der Offshore-Windenergie entwickeln (s. HANSA 3/12). Erste Schritte in diese Richtung sind gemacht – so haben sich mit Weserwind (Fundamente), Power­blades (Rotorblätter), Areva Wind sowie Repower Systems (beide Turbinen) gleich vier führende Produzenten aus der Branche im Bereich des Labradorhafens angesiedelt.

Die öffentliche Hand hat dort 2008 und 2009 rund 43 Mio. € investiert, um drei insgesamt 280 m lange Kajenbereiche für den Umschlag schwerer­ Lasten zu verstärken und neue Gewerbeflächen zu erschließen. Mit dem Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) ist darüber hinaus in direkter Nachbarschaft eine renommierte Forschungseinrichtung vertreten, die unter anderem zwei Prüfstände zum Test von Rotorblättern betreibt.

Da alle Schiffe auf ihrem Weg in den Labradorhafen durch eine Schleuse müssen, die für Errichterschiffe zu klein ist, ist der Standort jedoch derzeit in seinen Möglichkeiten begrenzt. Weiter im Norden der Stadt sind daher zwei weitere Hafenbereiche hergerichtet worden, um die anstehenden Projekte abwickeln zu können: Im Kaiserhafen ist die ABC-Halbinsel, ein Bereich des BLG-Autoterminals, verstärkt worden, um Offshore-Komponenten für Windparks zwischenlagern zu können. Während aktuell die Tripod-Fundamente für »Borkum West 2« mit einem Ponton ins Baufeld transportiert werden, sollen jene für »Global Tech 1« gleich an Ort und Stelle auf das HGO-Errichterschiff »Innova­tion« verladen werden. Ein weiterer Liegeplatz ist an der Stromkaje am südlichen Ende des Containerterminals (CT Süd) für die Abfertigung von Jack-up-Schiffen ertüchtigt worden. RWE Innogy hat beim Terminalbetreiber Eurogate eine 17 ha große Fläche auf dem Gelände gepachtet und plant dort, zukünftig die Komponenten für den Windpark »Nordsee Ost« umzuschlagen. Momentan greift RWE ebenfalls auf den Kaiserhafen zurück, um die aus Norwegen gelieferten Jacket-Fundamente direkt vom Ponton auf das Installationsschiff »Victoria Mathias« zu verladen. Das alles ist jedoch nur eine Zwischenlösung, denn das größte Projekt steht der Stadt noch bevor: der Offshore-Terminal Bremerhaven (OTB), der bis 2015 seinen Betrieb aufnehmen soll. Der neue schleusenfreie Terminal direkt an der Weser und in der Nähe des Labradorhafens wird eine Kajenlänge von 500 m und eine Wassertiefe von gut 14 m haben. Für Umschlag, Vormontage und Lagerung sind 25 ha geplant, für die Ansiedlung weiterer Unternehmen 200 ha im direkt angrenzenden Gewerbe­gebiet. Ziel ist es, dass über den OTB jedes Jahr bis zu 160 Windenergieanlagen inklusive Fundamenten umgeschlagen werden.

Die Kosten für das Großprojekt sind mit 200 Mio. € veranschlagt. Erstmals will das Land Bremen nicht nur den Betrieb, sondern auch die Finanzierung und den Bau einer Hafenanlage an private Investoren vergeben. Das Konzessionsverfahren, mit dessen Durchführung die Hafengesellschaft Bremenports beauftragt ist, läuft derzeit. Nachdem die Bewerbungsfrist am 6. Juni abgelaufen ist, haben zwei Konsortien ihre Angebote abgegeben, wie die Unternehmen auf Nachfrage bestätigt haben: die BLG zusammen mit Hochtief sowie Rhenus im Verbund mit Strabag. Mitte des kommenden Jahres soll entschieden werden, wer den Terminal bauen und betreiben wird.

Bremen

Im Offshore-Hafenatlas des ZDS wird auch der Neustädter Hafen in Bremen, Europas größter Hafen für Stückgut und Projektladung, als Basishafen aufgeführt. Er verfügt über eine 2.400 m lange Kaje, eine tidenabhängige Wassertiefe von bis zu 10,6 m und eine 45 ha große Freilagerfläche. Zwar sieht sich der Hafen nicht so sehr als Standort für Produzenten aus der Offshore-Branche, doch hat die Verschiffung von Komponenten für Windenergieanlagen in den vergangenen Jahren auch in Bremen an Bedeutung gewonnen. Über den Umschlag hinaus setzt die BLG als Betreiberin der Anlage auf weitere Dienstleistungen wie die Bereitstellung von Flächen und Geräten für Montagearbeiten, die aufgrund von Kapazitätsengpässen bei den Herstellern ausgegliedert werden. Konkret angedacht ist darüber hinaus, zeitweise Pufferlagerflächen für an der Weser gefertigte Komponenten zur Verfügung zu stellen.

Brake

Anfang Mai ist in Brake der zweite Liegeplatz für Großschiffe am erweiterten Niedersachsenkai feierlich eröffnet worden. Das Land Niedersachsen und der Hafen­eigentümer Niedersachsen Ports haben in zwei Bauabschnitten insgesamt knapp 60 Mio. € in die Anlage investiert. Sie verfügt jetzt über eine 450 m lange Kaimauer und erlaubt einen Tiefgang von bis zu 11,9 m. In dem neuen Bereich können Las­ten von bis zu 1.000 t Stückgewicht umgeschlagen werden.

Schon seit Jahren werden über den Braker Hafen Onshore-Windenergieanlagen verschifft – seit Inbetriebnahme des Niedersachsenkais im August 2009 zuneh­mend auch Komponenten für den Offshore-Bereich. Zur Lagerung und Vormon­tage stehen auf dem Terminal 30 ha zur Verfügung, für die Ansiedlung von Unternehmen in direkter Hafennähe weitere 80 ha. Terminalbetreiber J. Müller bietet unter der Marke J. Müller Wind Logis­tics & Services ganzheitliche Logistikdienstleistungen an.

Wilhelmshaven

Mit einem aus China finanzierten Millionenprojekt hat Ende April Wilhelmshaven auf sich aufmerksam gemacht: Die Jade Werke GmbH, eine Tochter der chinesischen Jiangsu Hantong Group, will noch in diesem Sommer auf einer 11,8 ha großen Fläche im Nordhafen mit dem Bau einer 50 Mio. € teuren Fertigungsstätte für Offshore-Fundamente beginnen. Ab kommendem Jahr sollen dann für die Produktion jährlich 60.000 bis 100.000 t Stahl aus Asien geliefert werden, die zwei- bis viermal pro Monat über die Kaianlagen von Niedersachsen Ports umgeschlagen werden. Der Hafenbetreiber Rhenus Midgard wird die betriebliche Logistik übernehmen und eine Schwerlaststraße sowie Lagerflächen bereitstellen.

Der hinter einer Schleuse liegende Nordhafen mit einem tidenunabhängigen Tiefgang von bis zu 11,5 m eignet sich von allen Wilhelmshavener Hafenbereichen generell am besten für die Offshore-Branche. Von hier wurden unter anderem schon die Fundamente und die Umspannplattform für den Windpark »Alpha Ventus« verschifft. Der Fokus des Rhenus-Terminals liegt auf den Bereichen Großstahlbau und Modulmontagen sowie auf der Bereitstellung der dafür benötigten Flächen. Auch für die Ansiedlung weiterer Unternehmen ist im näheren Umfeld Platz vorhanden.

Emden

Durch die Ansiedlung eines Produzenten von Offshore-Windenergieanlagen und zugleich Windparkbetreibers hat sich Emden frühzeitig eine gute Ausgangslage im Wettbewerb der Basishäfen geschaffen: Die Bard Holding hat 2005 ihren Hauptsitz von Bremen nach Emden verlegt und produziert dort im Binnenhafenbereich des Jarßumer Hafens Gondeln und Rotorblätter für »Bard Offshore 1«, Deutschlands ersten kommerziellen Offshore-Windpark in der Nordsee. Allerdings müssen die Komponenten zur Montage ins niederländische Eemshaven verschifft werden, da die Wassertiefe und die Größe der Schleuse in Emden einen Transport kompletter Rotorsterne nicht zulassen. Vor einigen Monaten ist bekannt geworden, dass die Rotorblattfertigung von Bard mangels Folgeaufträgen noch in diesem Jahr eingestellt werden muss.

Seit die Nordseewerke Emden vor gut zwei Jahren von der Siag-Gruppe übernommen wurden, dreht sich auch dort alles ums Thema Offshore-Wind. Produziert werden auf einer Halbinsel mitten im Emder Hafen Türme, Fundamente und Umspannplattformen. Von der Insolvenz der Mutter Siag Schaaf Industrie sind die Nordseewerke nicht betroffen. Erfahrungen im Umschlag von Windenergiekomponenten hat der Standort darüber hinaus durch das in Aurich ansässige Unternehmen Enercon, das den Hafen zur weltweiten Verschiffung seiner Onshore-Windenergieanlagen nutzt – rund 900 waren es im vergangenen Jahr. Mehrere Umschlagbetriebe und Dienstleistungsunternehmen bieten der Offshore-Branche schon erfolgreich ihre Dienste an, unter anderem zur Versorgung und Wartung der Offshore-Windparks in der Deutschen Bucht.

Der Emder Hafen hat eine Kailänge von insgesamt etwa 9.000 m und eine Wassertiefe von 5 m im Binnenhafen bis 11,9 m im tideabhängigen Außenhafen. Freie Flächen stehen aktuell nur noch begrenzt zur Verfügung. Nach dem Hafenentwicklungskonzept der Stadt Emden, das auf dem niedersächsischen Landesraumordnungsprogramm basiert, sollen jedoch künftig gut 1.000 ha zusätzliche Fläche für eine hafenorientierte wirtschaftliche Nutzung (u. a. für Unternehmensansiedlungen, Vormontage und Lagerung von Offshore-Komponenten) zur Verfügung gestellt werden: Davon können 134 ha auf dem sogenannten Rysumer Nacken sofort bebaut werden. Insgesamt sind in dem 12 km vom jetzigen Hafen entfernten Gebiet am seeschifftiefen Wasser der Ems 476 ha als Hafen­entwicklungsgebiet nutzbar. Nach einem möglichen Ausbau und der Ansiedlung weiterer Produzenten könnten Windenergieanlagen von dort aus direkt verschifft und müssten nicht mehr zur Montage nach Eemshaven gebracht werden.

Eine technische Potenzialanalyse zum Rysumer Nacken ist derzeit in Arbeit und soll als Grundlage für die weitere Hafenentwicklung herangezogen werden. Um auch in Zukunft für die Offshore-Branche interessant zu bleiben, hofft man in Emden auf eine schnelle Entscheidung der Landesregierung in dieser Sache.


Anne-Katrin Wehrmann