Traditionswerft wird in Einzelteilen verkauft

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Der Gläubigerausschuss der Hamburger Sietas Werft hat Ende Juni entschieden, die Unternehmensgruppe[ds_preview] in Einzelteilen an industrielle Partner zu verkaufen. Die Einzelangebote seien in der Summe höher als das abgegebene Gesamtangebot und böten mehr Zukunftssicherheit, da es sich um Investoren aus der Schiffbaubranche handele, teilte Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann mit.

Für die Sietas Werft liegt ein Angebot der Veka Group aus den Niederlanden vor. Die Schlussverhandlungen sollen bis Ende Juli abgeschlossen werden. Das Familienunternehmen aus Werkendam hat seine Wurzeln im Binnenschiffbau und fertigt nach mehreren Zukäufen auch Küstenmotorschiffe und Yachten. Die Veka-Gruppe, die laut Brinkmann einen mittleren dreistelligen Millionenumsatz im Jahr erzielt und Gewinne schreibt, will mit Sietas weiter wachsen und neue Geschäftsfelder erschließen, beispielsweise im Offshore-Markt. 

Der Käufer will mindestens 300 der noch bestehenden 400 Arbeitsplätze bei Sietas erhalten. Bezahlen muss Veka für die älteste deutsche Werft nichts, dafür bieten die Niederländer eine Perspektive. Daher haben sich die Gläubiger auch entschieden, sich an den Kosten zum Erhalt und zur Modernisierung der Werft zu beteiligen, »weil sonst hohe Abwicklungskosten für eine notwendige Transfergesellschaft entstünden«. Geld fließt indes aus den Verkäufen der Tochtergesellschaften Norderwerft und Neuenfel­der Maschinenfabrik (NMF). 

Die Norderwerft geht an die Bremer Lürssen-Gruppe, die das höchste Angebot abgab. In dem zweistelligen Millionenbetrag sind auch Docks der Sietas Werft, die bei der Norderwerft liegen, enthalten. Lürssen will zusätzlich zu den 94 Mitarbeitern der Norderwerft bis zu 40 Arbeitnehmer einstellen, die bei Sietas gegebenenfalls nicht weiterbeschäftigt werden können. Der Werftkonzern hat schon lange nach einem Standbein in Hamburg gesucht – zuletzt bei Blohm + Voss – und wird auf der Norderwerft vermutlich Megayachten reparieren und umbauen.

Bei NMF sind noch zwei Bieter im Rennen – einer aus Korea, einer aus der EU –, mit denen parallel Schlussverhandlungen geführt werden. Alle 134 Mitarbeiter sollen übernommen werden. Der Kaufpreis soll ebenfalls im zweistelligen Millionenbereich liegen. Unterm Strich werde für die Gruppe finanziell ein Überschuss erzielt. Mit dem Geld würden vor allem die Gläubiger ausgezahlt, so Brinkmann.

Manager Rüdiger Fuchs verlässt Sietas mit Abschluss des Verkaufsprozesses. Seine Aufgabe, den Spezialschiffbau für die Werft zu erschließen, sei erfüllt, sagte er.