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Dem europäischen Offshore-Windmarkt wird bald ein weiteres Errichterschiff zur Verfügung stehen: Die vom dänischen Unternehmen A2Sea bestellte »Sea Installer« soll Ende September ihre Bauwerft in China verlassen.

Etwa 50 Tage wird es dauern, bis die »Sea Installer« nach ihrer für Ende September geplanten Abfahrt aus China in[ds_preview] Europa ankommt. Der auf Offshore-Projekte speziali­sierte Windkraftdienstleister A2Sea wird dann neben diversen Crew Transfer Vessels über fünf Jack-up-Schiffe verfügen. Haupteinsatzorte sind derzeit Offshore-Windparks vor der britischen Küste. Seine neueste Errungenschaft hatte das Joint Venture, an dem Siemens 49 % der Anteile hält und der dänische Ener­gieversorger Dong Energy 51 %, vor gut zwei Jahren bei der chinesi­schen Werft Cosco-Werft in Auftrag gegeben und dafür rund 135 Mio. € investiert. Nun steht das Hubschiff kurz vor seiner Auslie­ferung. »Das Deck- und Kranlayout basiert auf über zehn Jahren Erfahrung bei der Er­richtung von mehr als 700 Windkraft­anlagen und mehr als 300 Offshore-Fundamenten«, sagt A2Sea-Chef Jens Frederik Hansen.

Die 132 m lange und 39 m breite »Sea Installer« verfügt über eine freie Decksfläche von 3.350 m² und ist mit ihren vier jeweils 83 m langen Hubbeinen in Wassertiefen von bis zu 45 m einsetzbar. Bei einer Ladekapazi­tät von 5.000 t kann sie acht komplette Windenergieanlagen gleichzeitig transportieren. Je nach Auslegerlänge hebt der Hauptkran Lasten von bis zu 800 t. Die Größe des Schiffes und die Transitgeschwindigkeit von bis zu 12 kn sollen nach Unternehmensangaben die Einsatzeffizienz gerade auch in küstenfernen Offshore-Windparks erhöhen: In vielen Fällen werde es möglich sein, die Großkomponenten direkt an den Produktionsstandorten an Bord zu nehmen und damit Extratransporte zur Zwischenlagerung zu vermeiden, heißt es aus der Firmenzentrale im dänischen Fredericia.

Technik und Antrieb von Siemens und Voith

Erstmals hat Siemens ein Installationsschiff mit Antriebs- und Automatisierungstechnik ausgestattet und damit die Bedeutung des Geschäftsfelds Offshore-Windenergie innerhalb des Unternehmens weiter gestärkt. Der Neubau von A2Sea ist mit einem diesel-elektrischen Antrieb versehen und hat das Automatisierungssystem Siship Imac von Siemens Industry erhalten. Für das Antriebssystem hat Siemens das Projektmanagement, das Engineering und die Inbetriebnahme übernommen. Außerdem wurden die Hauptgeneratoren und Verteilungstransformatoren für die Mittelspannungsverteilung des Schiffes geliefert.

Der Antrieb der »Sea Installer« stammt von Voith. Die drei Voith-Schneider-Propeller (VSP) als Hauptantrieb haben eine Leistung von jeweils 3.800 kW und sollen für effizientes Steuern sorgen, insbesondere beim dynamischen Positionieren (DP), sowie für sicheres Navigieren auch bei hohem Seegang. Zusätzlich soll die installier­te Rollstabilisierung sowohl während der Fahrt als auch im DP-Modus die Rollbewegungen des Schiffes reduzieren und so eine stabile und sichere Arbeitsumgebung garantieren.

Im Bugbereich hat die Cosco-Werft den Voith Inline Thruster VIT 2300-1500 mit einer Eingangsleistung von 1.500 kW eingebaut. Dieser Strahler ist nach Unternehmensangaben der weltweit größte mit der permanent mag­netischen Synchronmaschinen-Technologie (RIM Drive). Im Vergleich zu konventionellen Querstrahlern zeichnet sich der VIT durch geringe Ge-

räusch­entwicklung, große Laufruhe sowie niedrige Vibrationen aus.

Da der Gesamtantrieb kompakt ist, kann er auch bei räumlich beschränkten Einbauverhältnissen installiert werden. ­Dies hat speziell bei diesem Schiff die Gelegenheit zur Optimierung des Bugwulstes eröffnet; ein Vorteil, der in den Schleppversuchen zu einer Widerstandsverringerung von 10 % geführt hat, wie es heißt.

A2Sea hat mittlerweile ein sechstes Jack-up Vessel bei der Cosco-Werft ge­ordert, das sich lediglich durch einen größeren Hauptkran von seiner Schwester unterscheidet und 2014 ausgeliefert werden soll. Voith hat kürzlich verkündet, auch diesmal das Antriebssystem zu liefern.

Die »Sea Installer« soll Anfang kommenden Jahres das erste Mal eingesetzt werden und für Dong Energy im britischen Offshore-Windpark »Gunfleet Sands« zwei der neuen 6-MW-Turbinen von Siemens zum Testen installieren. Anschließend wird das Hubschiff den Windpark »West of Duddon Sands«, ebenfalls vor der englischen Küste gelegen, errichten.

Weitere Schiffsneubauten seien aktuell nicht in Planung, sagt A2Sea-Chef Hansen. »Die Zeit wird zeigen, ob es irgendwann zusätzlichen Bedarf geben wird.«


Anne-Katrin Wehrmann