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Alle sprechen von mehr Umweltschutz auf den Meeren und meinen doch im Wesentlichen immer die »Verschmutzung« durch die Schiffsabgase. Das allein ist aber nur ein Bruchteil vom Ganzen.

Viele Fachleute, so auch der Experte der ICS (International Chamber of Shipping), David Tongue, sagen zu Recht, da[ds_preview]ss das Schiff das mit Abstand umweltfreundlichste Transportmittel der Welt ist und nur mit 3 % an der weltweiten Luftverschmutzung beteiligt ist.

Wenn man aber vom »grünen Schiff« spricht, meinen wir die Beurkundung durch Klassifikationsgesellschaften bei Einhaltung und Installation mehrerer Anlagen und Systeme. Nur als Beispiel für andere Gesellschaften sei hier GL’s Environmental Passport (EP) genannt. In diesem »Forderungskatalog« werden Geräte und Systeme aufgeführt, die wünschenswert wären.

Für diese gibt es aber entweder keine offizielle Zulassung (IMOPrüfresolution), z.B. den »5-ppm-Entöler«, oder deren Ratifizierung bei der IMO steht noch an, z.B. das Ballast Water Treatment System (BWTS). Beim BWTS wäre es an der Zeit, dass Deutschland seine Zusage der Ratifizierung (bis spätestens 2012) einlöst, denn Reeder und Zulieferindustrie brauchen Planungssicherheit für ihre immensen Investitionen in dieser wichtigen Frage des Umweltschutzes.

Beim »5-ppm-Entöler« beziehen sich die Klassifikationsgesellschaften nur auf Testergebnisse, die beim Test nach IMO MEPC.107(49) erreicht wurden.

Die Bundesrepublik hatte bei der IMO das von vielen Herstellern durchgeführte Prüfverfahren als nicht regelkonform erfolgreich reklamiert. Das für die Prüfungen von Entölern erforderliche Dokument MEPC.1/Circ.643 wurde 2008 von der IMO veröffentlicht und wird lediglich in einer deutschsprachigen Erläuterung des GL erwähnt.

Die ehemalige Hamburger Firma NFV hatte bereits 1999 ein GL-Zertifikat (Nr. 14 643 – 99 HH) für einen »5-ppm-Entöler«, den man für die Bundesmarine entwickelt hatte und dessen umfangreiche Prüfungen 2004 nur zum Teil in die MEPC 107(49) übernommen wurden. Diese NFV-Technik war auch bei der ersten Prüfung nach MEPC 107(49) für NFV-Entöler erfolgreich und die Testergebnisse lagen wieder unter 5 ppm. Ein Zertifikat wurde 2004/2005 abgelehnt, da es keine IMO-Richtlinien hierfür gibt. Wenn heute Testergebnisse unter 5 ppm vorgelegt und nun doch Zertifikate ausgestellt werden, sollte man sehr genau prüfen, wie und unter welchen Bedingungen (Rückspülungen, Reinigungsintervalle, Chemikalienzugabe, Leistungsänderung usw.) diese Resultate zustande gekommen sind. Diese Testergebnisse sind noch kein Beweis für eine reibungslose Funktion unter Bordbedingungen.

Eberhard Runge