Postpanamax-Nachfrage schürt Hoffnung

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Am Zeitchartermarkt für Containerschiffe zog die Befrachtungsaktivität zu Jahresanfang deutlich an. Die Tagesraten sind stabil auf niedrigem Niveau. Für große Schiffe erwarten die Reeder nach Chinesisch Neujahr deutlich höhere Raten.
Nach dem chinesischen Kalender steht das Jahr 2013 im Zeichen der Wasserschlange[ds_preview], die als überaus klug, weise und ideenreich gilt. Wer einen kühlen Kopf behält und klare Entscheidungen trifft, für den kann es ein Jahr des beständigen Fortschritts werden, heißt es. Da bleibt nur zu hoffen, dass auch der Chartermarkt mehr Chancen bieten wird, als ihm viele Markteilnehmer bislang zutrauen. Eine Mehrzahl der Befrachtungsmakler ging Ende 2012 davon aus, dass es höchstens geringfügige Verbesserungen um durchschnittlich 15 % beim Ratenniveau geben wird. Das kam auch bei der Marktumfrage zum Ausdruck, die auf dem HANSA-Forum präsentiert wurde.

Geringe Nachlässe

Die ersten Wochen des neuen Jahres brachten zumindest eine deutliche Belebung der Befrachtungsaktivität, die dazu beitrug, den Markt weiter zu stabilisieren. Das durchschnittliche Ratenniveau in den Größenklassen von 1.100 bis 4.250 TEU fiel zwischen Mitte Dezember und Mitte Januar laut dem ConTex nur noch leicht um 1,4 % ab. Während sich die Situation bei Schiffstypen mit eigenem Ladegeschirr und Behälterkapazitäten bis 2.500 TEU kaum veränderte, standen die geschirrlosen Typen von 2.700 bis 4.250 TEU aufgrund des hohen Spot-Angebots an Tonnage weiter unter Druck. Im Vergleich zum Vormonat gaben die ConTex-Bewertungen für diese Segmente um bis zu 3,3 % nach.

Nur im Postpanamax-Segment, das im ConTex keine Berücksichtigung findet, kris­tallisierte sich im Monatsverlauf eine festere Tendenz heraus. Während die Mediterra­nean Shipping Company (MSC) Anfang Januar den Neubau »HS Paris« (6.552 TEU) noch zu angeblich 15.500 $/Tag für mindes­tens sechs Monate unter Vertrag nehmen konnte, musste derselbe Befrachter kurz darauf für ein ähnlich großes Schiff (»Miramarin«, 6.572 TEU) bereits 20.000 $ Tagesrate zahlen. »Das sind einige Tausend Dollar mehr, als MSC erwartet hatte«, sagte ein Makler. Über mehrere andere Schiffe zwischen 5.500 und 6.500 TEU wird derzeit noch intensiv verhandelt, wobei die Reeder wachsendes Selbstvertrauen an den Tag legen. So wird gemunkelt, dass ein Eigner kurz vor dem Charterabschluss für ein 5.500-TEU-Schiff zu 14.000 $/Tag seine Zustimmung zurückzog, um das Schiff möglichst zu einer höheren Rate weiter vermarkten zu können. Kurz zuvor hatte ­Hyundai Merchant Marine einen gleich großen Frachter zu 13.500 $ für eine kurze flexible Periode verlängert.

In den Bereichen über 5.500 TEU sei die Verfügbarkeit von Charterschiffen dieses Jahr sehr begrenzt. »Wir gehen davon aus, dass sich die Raten in den kommenden Wochen verbessern werden, weil das Verhältnis von Angebot und Nachfrage in diesen Sektoren recht gesund ist«, erklärte ein Hamburger Makler. Wenn die Linienreedereien nach Chinesisch Neujahr mit den Charterprogrammen für die Hochsaison beginnen, könnte die Entwicklung schnell an Dynamik gewinnen.

Die Reeder hoffen, dass der Funke vom Postpanamax- auf das Panamax-Segment überspringt, wenn die wenigen freien Schif­fe dort verchartert worden sind. Allerdings könnte es dauern, bis das Angebot im Panamax-Bereich genug ausgedünnt ist, damit die Tagesraten steigen können. Wegen der schwachen Neugeschäftsaktivität und weiteren Rücklieferungen von Schiffen sei die Zahl der beschäftigungslosen Panamaxe weltweit auf rund 50 angestiegen, ist zu hören. »Einige Reeder denken bereits darüber nach, Schiffe gebündelt aufzulegen«, berichtet ein Makler. Besonders angespannt ist die Lage im Atlantik, wo kleinere Panamaxe Gerüchten zufolge für kurze Einsätze teils für unter 7.000 $/Tag zu haben sind.

Subpanamaxe wieder über 6.000 $

Bei den Subpanamaxen mit Kapazitäten von 2.700/2.800 TEU und ohne eigenes

Ladegeschirr verzeichneten Makler nach einem Rückgang bis auf 5.000 $/Tag wie­-

der eine leichte Erholung. Zu Redaktionsschluss erzielten solche Einheiten in Asien Tagesraten von bis zu 6.750 $ für kurze Perioden. Eine Reihe von Schiffen ist dort inzwischen kalt aufgelegt worden, bis sich die Märkte wieder verbessern. 2.500-TEU-Typen mit Geschirr können einige Hundert Dollar mehr am Markt erzielen, auch wenn sich die Nachfrage ak­tuell etwas beruhigt hat. Zu den jüngsten Abschlüssen in diesem Segment zählt die Vertragsverlängerung für die »Frisia Hannover« für zehn Monate zu angeblich 6.900 $/Tag in Asien. In den Feeder- und Handy-Klassen unter 2.000 TEU bewegte sich der Markt zuletzt seitwärts. Zum Teil konnten Befrachter die Raten bei Charterabschlüssen in Asien etwas drücken, während im Mittelmeer die Reeder leichte Steigerungen für Feederschiffe aushandeln konnten. Moderne verbrauchsarme Schiffe wie der Dae-Sun-1000-Typ erzielen weiterhin Aufschläge von rund 2.000 $ gegenüber Standardtypen wie etwa dem CV 1100. In den kommenden Wochen könnten die Feeder in Asien allerdings erneut unter Druck kommen, weil die Linienreeder die Zahl der Abfahrten direkt nach Chinesisch Neujahr stark reduzieren und deshalb auf weniger Zubringerverkehre angewiesen seien, warnen Makler. Laut SeaIntel Maritime Analysis werden die Abfahrtkapazitäten in Fernost Mitte Februar um mehr als ein Viertel reduziert, da angesichts der Betriebsferien in China weniger Ladung für den Export bereitsteht.Europäische Seefrachtspediteure rechnen damit, dass die Verschiffungsaktivität im Laufe des Februars aber wieder etwas anzieht. Das geht aus dem European Freight Forwarding Index der Danske Bank hervor, der für Februar mit 54 Indexpunkten im Seefrachtsektor eine leichte Wachstums­tendenz erwarten lässt.


Michael Hollmann