Die erste Liebe vergisst man nicht

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Es war im April 1997. In Las Palmas auf Gran Canaria sah

ich sie zum ersten Mal, die Barkentine »Thalassa[ds_preview]«. Ihr wohl­gerundetes Hinterteil gefiel mir sofort und ihr hoher Wuchs beeindruckte mich sehr. Bisher war ich nur auf Jollen und Seekreuzern unterwegs gewesen, aber nun sollte es ein Törn auf einem Großsegler sein und gleich eine Langreise von den Kanaren zurück nach Holland, fast 2.000 Seemeilen.

Der Empfang durch die holländische Crew war herzlich, sodass ich mich gleich geborgen fühlte, obwohl ich erst nach und nach die etwa 200 Enden des laufenden Gutes den 17 Segeln des Schiffes zuordnen konnte.

Ich interessierte mich für die Geschichte des Schiffes. Als Trawler »Relinquenda« lief es 1980 auf einer holländischen Werft vom Stapel. Nach einer Kollision mit einem Unterwasserhindernis versank das Schiff 1984 in 20 m Tiefe, wurde geborgen und rostete im niederländischen Lauwersoog vor sich hin, bis es 1994 von zwei Enthusiasten erworben, entkernt und 1995 als seetüchtiger Dreimaster wieder in Dienst gestellt wurde. Inzwischen ist das Schiff als regelmäßiger Teilnehmer an maritimen Events wie dem Hamburger Hafengeburtstag, der Kieler Woche oder der Hanse Sail Rostock gern gesehen.

Mit jungen Trainees geht es im Rahmen der Tall Ship Races der STI (Sail Training International) jährlich auf große Fahrt. Reizvoll sind auch die sogenannten Whiskytörns von Hamburg aus in die Irische See oder die Charterfahrten auf der Ostsee im Sommerhalbjahr.

Mein erster Törn ging über Funchal und La Coruna, dann quer über die Biskaya nach Brest und weiter durch den stürmischen Englischen Kanal bis nach Amsterdam.

Seitdem bin ich dem Tall-Ship-Segeln verfallen. Ich kenne inzwischen neun dieser stolzen Schwäne des Meeres – darunter auch solch prominente wie die norwegische Bark »Statsraad Lehmkuhl«. Aber es zieht mich in jedem Jahr wieder zu meiner ersten Liebe, der Barkentine »Thalassa«, die mir unter den Kapitänen Arnold Hylkema, Jacob Jan Dam und Lammert Osinga nun schon fast 12.000 Seemeilen Seglerglück geschenkt hat.