HSH gibt notleidende Schiffe im Paket an Navios

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Die HSH Nordbank hat ein neues Modell für die Refinanzierung insolvenzbedrohter Schiffe[ds_preview] entwickelt, welches keine sofortigen Wertberichtigungen in ihrem Schiffskreditbuch auslöst. Auf Initiative des Instituts werden zunächst zehn notleidende Schiffsgesellschaften – fünf Containerschiffe zwischen 2.700 und 3.400 TEU sowie fünf MR1-Produktentanker – gebündelt und an die griechische Schifffahrtsgruppe Navios verkauft. Die früheren Eigentümer – acht KG-Fonds und zwei Privatreedereien – haben den Großteil ihres Kapitals damit verloren, denn sie konnten den Weiterbetrieb der Schiffe auch nicht aus eigenen Mitteln sicherstellen.

Die Frachter werden zum Darlehenswert an die an der New Yorker Börse notierte Reedereigruppe verkauft, die dafür eine spezielle Zweckgesellschaft gründet. Die Kaufsumme für die Schiffe beträgt insgesamt 300 Mio. $, wovon jedoch 170 Mio. $ auf ein partiarisches Darlehen seitens der HSH selbst entfallen, das erst nachrangig bedient wird. Navios stellt für den Erwerb der Schiffe 10 Mio. $ Eigenkapital zur Verfügung und hat zusätzlich ein erstrangig besichertes Hypothekendarlehen in Höhe von 120 Mio. $ von einem bislang unbekannten Fremdkapitalgeber erhalten. Die griechische Firma bekommt auf ihr Eigenkapital eine Vorzugsrendite von 12,7 % pro Jahr, nach Betriebskosten, Zinsen und Tilgung für das erstrangig besicherte Darlehen. Das HSH-Darlehen wird gewinnabhängig zu 80 % aus allen Überschüssen nach Betriebs- und Kapitalkosten zurückgezahlt, 20 % des Mehrertrags behält Navios ein.

In den ersten sechs Jahren nach dem Vertragsschluss dürfen die Schiffe nur mit dem Einverständnis der HSH veräußert werden. Sollten mit dem Abverkauf aller Einheiten nicht die gesamten Forderungen der Bank abgelöst werden können, wird Navios von den verbleibenden Verbindlichkeiten enthaftet. Bis dahin müsse die Landesbank auch keine Verluste abschreiben. »Der Wert bleibt in voller Höhe bestehen. Es gibt keine Abschreibung am Tag eins«, stellte Wolfgang Topp, Generalbevollmächtigter und Leiter der Sanierungsabteilung der Bank, klar. Das Modell sei von der Wirtschaftsprüfungsfirma KPMG geprüft und abgesegnet worden. Eventuelle Abschreibungen seien, je nach Verlauf der Frachten- und Schiffsmärkte, erst am Ende der Laufzeit von bis zu zehn Jahren zu tätigen. Zudem entlaste die Bank ihre Bilanz durch den Beitrag von Navios sowie des erstrangig besicherten Darlehensgebers sofort um 130 Mio. $.

Bei der Transaktion handelt es sich ausnahmslos um Schiffe, die in der Abbaubank (Restructuring Unit / RU) der HSH geführt werden. Bankmanager Topp sagte, deutsche Reedereien seien ebenfalls an vergleichba­ren Portfolio-Übernahmen interessiert.

Dass die Wahl im ersten Fall auf Navios fiel, hänge damit zusammen, dass die Gesellschaft seit längerer Zeit aktiv auf der Suche nach Schiffen sei. Der Generalbevollmächtigte kann sich weitere solche Transaktionen für RU-Schiffe mit einem Darlehenswert von 1 Mrd. € vorstellen, möglichst noch in diesem Jahr. Bei der Restrukturierung der ersten zehn Schiffe sei Eile geboten gewesen, weil die Bank neben Tilgungen zunehmend auch auf Zinsen habe verzichten oder sogar Betriebskosten vorstrecken müssen, unterstrich Topp.

Das Schiffskreditbuch in der RU bei der HSH beträgt den Angaben zufolge 9 Mrd. €. Insgesamt habe die RU ein Volumen von 50 Mrd. €, das bis Ende 2014 auf 38 Mrd. € reduziert werden müsse. Zudem hat sich die Bank verpflichtet, das Schiffskreditbuch in der Kernbank im selben Zeitraum von 17 auf 15 Mrd. € abzubauen.
mph/nis