Frachtschiff-Kontor sammelt »gestresste« Tonnage ein

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Die Schiffseigentumsgesellschaft Frachtschiff-Kontor will ihren Bestand dieses Jahr auf über zehn[ds_preview] Schiffe ausweiten. Die Firma, die im Herbst 2012 vom Sanierungsberater und früheren HSH-Nordbank-Manager Jan Duken gemeinsam mit den Hamburger Reedereien F. Laeisz, H. Schuldt und Rickmers aufgezogen wurde, hat nach eigenen Angaben bis Anfang April bereits vier Containerschiffe im Gesamtwert von rund 100 Mio. $ übernommen. Sieben weitere Transaktionen im Umfang von über 150 Mio. $ befänden sich in Vorbereitung, teilte Frachtschiff-Kontor mit. Als sogenannte Asset-Plattform ohne eigene Bereederungskapazität bietet das Unternehmen Übergangslösungen für in­solvenzgefährdete Schiffe mit einem Loan to Value (Beleihungsauslauf) über 100 an. In solchen Fällen reicht der Marktwert nicht zur Besicherung des Hypothekendarlehens aus.

Frachtschiff-Kontor übernimmt die Schif­fe höchstwahrscheinlich zu Preisen, die deutlich über dem Marktwert liegen, um ausstehende Schulden der Schiffe decken. Die Firma übernimmt einen Großteil der exis­tierenden Finanzierung und steuert vermutlich nur in sehr geringem Umfang Eigenmittel bei. Im Gegensatz zu den gängigen Einschiffs-KG-Finanzierungen bietet sie den Banken aber eigenen Angaben zufolge höhere Sicherheiten: Über eine Holding-Garantie wird dabei eine Überkreuzbesicherung zwischen allen Schiffen der Flotte hergestellt. Vorteil für die Kreditgeber der überschuldeten Schiffe: Sie können im Zuge der Krediterneuerung und des Eigentümerwechsels zu Frachtschiff-Kontor erhebliche Abschreibungen vermeiden, die bei einer direkten Verwertung der Schiffe auf Marktwertniveau anfallen würden. Zudem müssen sie die Schiffsgesellschaften nicht auf der Bankenbilanz konsolidieren, »das haben uns mehrere Wirtschaftsprüfungsgesellschaften bestätigt«, sagte Duken.

Unter der neuen Struktur lassen sich zudem zusätzliche Tilgungsaussetzungen und Zins­kostenreduzierungen leichter rechtfertigen als bei Anschlussfinanzierungen für den vorherigen Schiffseigner, heißt es in der Branche.

Innerhalb von vier bis fünf Jahren sollen sich die Schiffswerte ausreichend erholt haben, damit Frachtschiff-Kontor die Schiffe – ohne Verlust für die Bank – verkaufen oder refinanzieren kann. »Bis dahin können die Banken das Engagement für einige Jahre in den Schrank stellen«, sagt Duken. Bis es zu einem Verkauf kommt, können die drei beteiligten Reedereien an der Bewirtschaftung der Schiffe verdienen. Die Aufträge für Bereederung und Befrachtung würden jeweils der Reihe nach an Laeisz, Norddeutsche Reederei und Rickmers vergeben.

Seit Anfang April soll auch schon ein fünftes, finanziell schwer angeschlagenes Schiff ans Kontor geholt worden sein, wie Makler berichten. Dem Vernehmen nach handelt es sich um den 2.500-TEU-Frachter »Juli Schulte«.