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Europas Kreuzfahrtindustrie verbessert ihre Umweltbilanz, doch der Naturschutzbund Deutschland kritisiert weiterhin die Schiffsemissionen
Mit vielen Maßnahmen an Bord und Land hat die Kreuzfahrtindustrie nach Angaben ihres Verbandes Cruise Lines International Association (CLIA) »messbare F[ds_preview]ortschritte beim Umweltschutz« erzielt. Der Verband sprach sich Anfang August in Hamburg für einen »konstruktiven Dialog mit Umweltschutzorganisationen« aus.

»Emotionalisierende Kampagnen und unzutreffende Vergleiche« seien hingegen kontraproduktiv, sagte Helge Grammers­torf, National Director von CLIA Deutschland. Behauptungen, ein Kreuzfahrtschiff verursache so viele Emissionen wie 5 Mio. moderne Pkw auf gleicher Strecke, seien »irreführend und unzutreffend«, so Grammerstorf. Er verwies auf Experten der Universität Flensburg: Vergleiche man nur die Transportleistung von Kreuzfahrtschiffen gegenüber anderen Verkehrsträgern, könne man Kreuzfahrtschiffe bereits zu den effizientesten Verkehrsmitteln zählen. »Zudem sind Kreuzfahrtschiffe nicht nur Transportmittel. Neben dem reinen Transport bieten sie nämlich auch Hotelunterbringung, Gastronomie und Freizeitinfrastruktur, was den Vergleich weiter zugunsten der Kreuzfahrtschiffe beeinflusst.«

NABU: Alle Schiffe sind schädlich

»Fast alle Schiffe schaden Gesundheit und Umwelt«, sagte hingegen der Naturschutzbund Deutschland (NABU) in einer Mitteilung vom August. Eine Analyse habe ergeben: »Kaum ein Kreuzfahrtschiff, das in den kommenden Jahren in Europa unterwegs sein wird, ist aus Gesundheits- und Umweltsicht empfehlenswert.« Am besten schnitten demnach noch die Anbieter TUI und Hapag-Lloyd Kreuzfahrten ab. Der NABU beklagte vor allem das Fehlen von Rußpartikelfiltern. Rußpartikel aus Dieselmotoren seien demnach allgemein mit der Giftigkeit von Asbest gleichzusetzen. Auch setzten die Reeder immer noch auf Schweröl as Kraftstoff.

Scrubber zur Abgasreinigung bezeichnete das Papier als »inakzeptabel« und mahnte: »Eine Umstellung auf den vergleichsweise sauberen Schiffsdiesel wäre dabei sofort möglich.« Besonderes Augenmerk legte die Kritik auf die gesundheitliche Belastung von Hafenanwohnern. »Die Luftschadstoffbelastung, die von den untersuchten 20 Kreuzfahrtschiffen ausgeht, entspricht damit insgesamt derjenigen von rund 120 Mio. modernen Pkw.«

Verbrauch pro Passagier sinkt

Die CLIA machte hingegen geltend, der Anteil von schwefelarmen Kraftstoff nehme ständig zu: »Aber die Kraftstoffkapazitäten reichen noch nicht aus, um die ganze Schifffahrt mit schwefelarmem Marinediesel zu versorgen.« Dafür hätten kraftstoffsparende Maßnahmen wie reibungs­armer Silikon­anstrich, Routenmanagement, optimiertes Design und ökonomische Durchschnitts­geschwindigkeit insgesamt dazu beigetragen, »den Verbrauch von Kreuzfahrtschiffen in den vergangenen 20 Jahren pro Passagier um bis zu 70 %« zu verringern.

Auch bei der Abgasreinigung gehe es voran, selbst wenn das Nachrüsten von Ruß­partikelfiltern in vielen Fällen technisch und aus Platzgründen noch nicht realisierbar sei. Neue Bordtechnologie sorge ferner beim Abwasser und der Abwärmenutzung, bei der LED-Beleuchtung und dank einer sparenden Klimasystemsteuerung für weiteres umweltfreundliches Einsparpotenzial.

Hinsichtlich der vom Branchenverband genannten Emissionsminderung und der Stromversorgung in Häfen warf der NABU der Kreuzfahrtbranche indes eine »Verzögerungstaktik« vor: »Die werbewirksamen Schlagzeilen haben die Unternehmen eingefahren, während ihre Schiffe heute noch immer mit wenig Rücksicht auf Verluste Dreck durch die Schornsteine ausstoßen«, sagte NABU-Umweltexperte Malte Siegert.

Die CLIA sieht allerdings Hindernisse auf dem Weg zum sauberen Schiffsbetrieb: Die Nutzung von umweltfreundlicherem Landstrom oder extern bereitgestellter Energieversorgung scheitere mitunter an deren geringer Verfügbarkeit. Sauberer LNG-Betrieb im Hafen komme indes voran: »Pilotprojekte für den Einsatz von LNG-Bargen werden derzeit entwickelt.« Dabei würden weder Schwefeloxide noch Rußpartikel produziert. Stickoxid- und Kohlendioxid-Emis­-

sionen ließen sich demnach um 80 bzw. 30 % verringern.

Umweltschutz könne zudem auch die Urlauber direkt einbeziehen: »So bieten einige Reedereien nachhaltige Landausflüge an und unterstützen Umweltschutzprojekte in den verschiedenen Destinationen.«
SG