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Seit der Havarie der »Costa Concordia« sind Standards und Vorschriften rund um das Thema Sicherheit so hoch wie nie
Die Katastrophe der »Costa Concordia« Anfang 2012 rückte das Thema Sicherheit auf Kreuzfahrtschiffen in den Mittelpunkt öffentlichen Interesses. Immerhin muss im Notfall auf [ds_preview]einem Ozeanriesen die Einwohnerzahl eines ganzen Dorfes evakuiert werden – wenn es sein muss nachts, bei schlechtem Wetter, hohen Wellen und unter Zeitdruck.

Die Sicherheitsstandards in der Kreuzfahrtbranche sind hoch. Als Reaktion auf die Havarie der »Concordia« hat die Cruise Lines International Association (CLIA), der weltgrößte Verband der Kreuzfahrtindus­trie, die Schrauben noch weiter angezogen und das sogenannte »Global Cruise Indus­try Operational Safety Review« (OSR) initiiert. »Als Ergebnis haben wir zahlreiche neue Sicherheitslinien eingeführt – jede von ihnen geht über die strengen internationalen regulatorischen Vorgaben hinaus und wurde von allen CLIA-Mitgliedern übernommen«, sagt Michael Ungerer, Chef von Aida Cruises. »Das Operational Safety Review ist Teil unserer langjährigen Bemühungen, um kontinuierliche Verbesserungen und Innovationen bei der Schiffssicherheit und den Betriebsabläufen an Bord«, sagt Christine Duffy, Präsidentin der CLIA.

Anforderungen übererfüllt

Reedereien wie Aida verweisen im Kundenkontakt auf die Sicherheitsbilanz der Branche: »Während der letzten 20 Jahre hält die gesamte Kreuzfahrt innerhalb der Reisebranche die beste Sicherheitsbilanz, mit mehr als 90 Mio. gereisten Menschen auf der ganzen Welt.« Mancher Beitrag zur Sicherheit der Passagiere hat sich somit schon länger bewährt. Das SOLAS-Abkommen (Safety of Life at Sea) wurde 1913 als Reaktion auf die »Titanic«-Katastrophe ins Leben gerufen und wird im November 100 Jahre alt.

Laut bisheriger SOLAS-Regel soll die maximale Anzahl an Passagieren in einem Standard-Rettungsboot oder Tender im »Lifeboat-Modus« 150 Personen nicht überschreiten. Die IMO fordert eine Einbootungszeit sämtlicher 150 Personen von maximal 30 Minuten. Inzwischen werden aber auch Rettungsboote mit höherer Personenkapazität gebaut. So wurden etwa für die »Norwegian Epic« von Norwegian Cruise Line gesonderte Rettungsboote mit einer Kapazität von bis zu 300 Passagieren ent­wickelt.

Investitionen in Millionenhöhe

Die Reedereien und Werften inspizieren ihre Flotten und rüsten weiter auf. So wird etwa Carnival Cruise Lines in den kommenden Monaten rund 300 Mio. in den Ausbau der Sicherheitssysteme auf allen ihren 24 Schiffen investieren. Vor allem die Feuerschutz- und Brandbekämpfungseinrichtungen werden auf den neuesten Stand gebracht. Darüber hinaus soll die technische Unabhängigkeit, die sogenannte Re­dundanz, der zwei separaten Maschinenräume weiter erhöht werden.

Ein weiterer Bereich, in den aus Sicherheitsgründen stark investiert wird, ist die medizinische Ausstattung an Bord. So entspricht beispielsweise der jüngste Kreuz­fahrtauftrag der italienischen Werftgruppe Fincantieri (Hull 6231) neuesten Anforderungen. Zur Ausstattung gehört ein eigener Klinikbereich, mehrere moderne Behandlungsräume, ein intensivmedizinischer Bereich, eine Apotheke und ein Labor. Um zudem im gesamten Schiff ein wirksames Überwachungs- und Kommunikationssystem zu gewährleisten, werden alle Durchsage- und Alarmanlagen sowie eine IP-Videoüberwachung aus Glasfaserarchitektur in­tegriert.

Sicherheitstechnik spielt an Bord überhaupt eine entscheidende Rolle: »Kreuzfahrtschiffe sind mit modernster Naviga­tionstechnik ausgestattet. Ihre Sensoren z.B. können den Untergrund auf den Zentimeter genau vermessen. Hindernisse erkennt der Kapitän dadurch sofort«, sagt Stefan Jäger, Präsident der European Cruiser Association (EUCRAS) in Wiesbaden. Sein Fazit: »Die Autofahrt oder der Flug zum Schiff ist gefährlicher als die Kreuzfahrt selbst.«

Zu einem ähnlichen Resultat kommt der ADAC. Der renommierte Automobilclub hat im letzten Jahr die Sicherheit auf insgesamt zehn Kreuzfahrtschiffen der größten Reedereien geprüft. Das Ergebnis: zwei Mal vergab der ADAC die Note »sehr gut« für die »Aida Bella« und die »Aida Diva«. Sämtliche anderen Kreuzfahrtschiffe erhielten die Bewertung »gut«. »Die getesteten Schiffe waren alle auf dem neuesten technischen Stand, also mit modernen Sicherheits-, Rettungs- und Brandschutzeinrichtungen ausgerüstet. Die Crews waren in den meisten Fällen professionell und routiniert bei den Übungen«, heißt es im Testbericht.


SG