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Für Imtech ist die Kreuzfahrtbranche ein wichtiger Markt neben Marine und der

Frachtschifffahrt. Sven Hanke und Jens-Gunter Graef sprechen über Schiffsumbauten, Hygiene- und Klimalösungen sowie die neue Aufstellung des Konzerns in den USA
Wie hoch sind die Kundenanteile der Sparten Kr[ds_preview]euzschifffahrt, Yachten und Frachtschifffahrt bei Imtech Marine?

Jens-Gunter Graef: Frachtschifffahrt ist derzeit natürlich ein schweres Brot, demnach ist der Kundenanteil am Cruising wesentlich höher.

Sven Hanke: Aber nach »Gewerk« differenziert hat die Frachtschifffahrt z.B. bei der Navigationstechnik die Nase vorn, bei der Klimatechnik sind es wiederum die Kreuzfahrtschiffe und Yachten. Das Servicenetz für Navi­gations- und Kommunikationstechnik ist weltweit am dichtesten, Reparaturen haben hier natürlich eine höhere Priorität als bei der Klimatechnik.

Umbauprojekte nehmen einen immer größeren Stellenwert ein. Trifft das, und wenn wo, auch für Imtech zu?

Hanke: Der Umsatz weist eine Verteilung von 10 % Umbau und 90 % Neubau auf. Während das Neubaugeschäft im Moment sehr stark vom Marineschiffbau geprägt wird, ist der Anteil am Kreuzfahrtschiffbau eher rückläufig. Bei Umbauprojekten von Klimatechnik in der Kreuzfahrtindustrie liegen wir bei einem sehr hohen Marktanteil. Vor zehn Jahren war der Kreuzfahrtschiffneubau auf einem bisher nicht wieder erreichten Höchststand, und es ist üblich, nach zehn Jahren erste größere Überholungen vorzunehmen und die Technik auf den neuesten Stand zu setzen. Ein beeindruckendes Beispiel war der Umbau der 1996 gebauten »Carnival Destiny« dieses Frühjahr, die danach in »Carnival Sunshine« umbenannt wurde. Das Schiff lag 49 Tage bei Fincantieri in Triest. Wir haben mit der Reederei die Spezifikation der kompletten Klimatechnik erarbeitet und bei der folgenden Ausschreibung den Auftrag für die Anlagen der öffentlichen Bereiche gewonnen.

»Ein Krankheitsausbruch führt dazu, dass ein Schiff aus dem Service genommen werden muss, was bis zu 10 Mio. $ kosten kann«

Die Branche, insbesondere die Werften und Zulieferer, beklagen zunehmend den logistischen Aufwand. Woher kommt das?

Hanke: Die Umbauprojekte werden immer größer, die Reedereien kommen mit der Vorbereitung nicht mehr hinterher. Die Aufträge werden immer knapper vergeben, bis vor wenigen Jahren bekamen wir den Zuschlag vier bis fünf Monate vorher. Heute ist die Vorlaufzeit teilweise um ein Drittel oder mehr verkürzt – und das bei heute noch wesentlich komplexeren Umfängen. Hinzu kommen kurzfristige Änderungen seitens der Architekten, die teilweise wiederum größere Umbauten und Anpassungen während der Bauphasen zur Folge haben.

Imtech Marine hat in Zusammenarbeit mit Air Solution ein Verfahren zur Bekämpfung von Erregern wie Noro, EHEC, Legionellen oder Salmonellen entwickelt und Ende 2012 auf den Markt gebracht. Der Wirkstoff (L.O.G.) wird durch die Klimaanlage in der Raumluft verteilt. Ist das System bereits im Einsatz?

Hanke: Noch nicht, wir sind derzeit im Prüfungsstatus. Die einzelnen Reederei-Abteilungen, wie Klima, Sicherheit und Hotel, aber auch die US Coast Guard und die Gesundheitsbehörde müssen ihre Zustimmung geben, das braucht seine Zeit. Wir sind aber sehr zuversichtlich, das Interesse ist groß und die Gespräche mit zwei großen amerikanischen Reedereien sind sehr weit fortgeschritten.

Die Technik ist einfach und die Investi­tionskosten sind sehr gering, man kann kaum von Return on Investment reden. Ein Krankheitsausbruch führt dazu, dass ein Schiff bis zu zehn Tage aus dem Service genommen werden muss, aber mit Besatzung und Passagieren an Bord belaufen sich die Kosten auf 7–10 Mio. $. Der Einbau kann im laufenden Betrieb erfolgen.

Imtech Marine ist auch in Florida, dem Zentrum des Kreuzfahrtmarktes, vertreten. Wie lange gibt es die Niederlassung in Fort Lauderdale schon und welche Kunden betreuen Sie dort?

Graef: Den Standort in Fort Lauderdale gibt es bereits seit den achtziger Jahren. Seit drei Jahren ist nun auch Imtech Marine mit Marine HVAC Services dort vertreten. Miami und Fort Lauderdale sind Zentren

der Kreuzschifffahrt, aber auch bedeutende Handelshäfen. Es gibt zahlreiche kleinere Werften, deren Hauptgeschäft Yachten sind. Zudem ist der Golf von Mexiko mit der Offshore-Industrie nicht weit.

Hanke: Im Februar dieses Jahres haben wir alle einzelnen Büros von Imtech Marine in Florida in Fort Lauderdale zusammenlegen können. Dazu gehört das ganze Portfolio, also von Elektronik, NavCom, Klima bis hin zu Kältetechnik. Das Florida-Office ist der erste Imtech Marine Service Hub außerhalb Europas, der den gesamten Leistungsumfang inklusive des speziellen HVAC-Know-hows von Imtech Marine abdeckt. Was den Bereich HVAC angeht, so liegt der Schwerpunkt noch in der Kundenbetreuung, langfristig soll aber ein eigenständiger Servicestandort mit Servicetechnikern entstehen.


Karina Wieseler