»Es gibt viele Highlights in meinem Archiv«

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Herr Andreas, wie ist es zu Ihrem Interesse für Schiffe gekommen?

Torsten Andreas: Die Begeisterung für Schiffe habe[ds_preview] ich meinen Eltern zu verdanken, die mich schon im Vorschulalter mit nach Bremerhaven genommen haben, um die großen Passagierschiffe anzuschauen. Neben den Ausflügen an die Wesermündung sind wir auch oft sonntags in die stadtbremischen Häfen gefahren, um dort Schiffe zu gucken. Beides hat mich so fasziniert, dass ich als Kind schon Schiffe gemalt habe.

Warum sind Sie Schiffsfotograf geworden?

Andreas: Ich habe 1971 meine erste Kamera von meinem Vater geschenkt bekommen. Somit konnte ich auch anderen zeigen, welche Schiffe ich gesehen hatte.Das erste von mir aufgenommene Schiff war ein BP-Tanker an der Lloyd Werft in Bremerhaven. Den habe ich mit einer Brennweite von 50 mm fotografiert. Ich sah das Schiff zwar groß vor mir, doch als ich den Abzug bekam, war ich ziemlich enttäuscht, denn der Tanker erschien doch relativ klein auf dem Foto. Mit dem ersten verdienten Geld als Lehrling bei Hapag-Lloyd habe ich mir eine Spiegel­reflexkamera gekauft und später noch ein 135 mm Teleobjektiv dazu. Damit war ich für damalige Verhältnisse gut ausgerüstet.

Welche Schiffstypen fotografieren Sie am liebsten?

Andreas: An der Weser gab es damals die Werften AG Weser und den Bremer Vulkan, die jeweils Großtanker gebaut haben. Die AG Weser hat anfangs Tanker mit rund 250.000 dwt für Esso gebaut, der Bremer Vulkan sogar 320.000-dwt-Tanker für Shell, die mich sehr beeindruckt haben. Vor allem fand ich es spannend zu sehen, wie solch große Schiffe auf der relativ schmalen Weser zur Nordsee überführt wurden.

Sie sind nunmehr seit über 40 Jahren dabei. Was waren neben den großen Tankern auf der Weser Ihre besonderen Erlebnisse?

Andreas: Ich habe mir zwei Wünsche erfüllt: Zum einen habe ich im August 1985 eine Skandinavien-Reise gemacht, um in den Fjorden aufgelegte Schiffe zu fotografieren. Im norwegischen Vestnes konnte ich viele Tanker aufnehmen, die zu den größten der Welt zählten. Darunter waren die gut 550.000 dwt großen Tanker von Shell, die »Bellamya« und die »Batillus«. An einem Platz lagen Tanker mit zusammen über 3 Mio. dwt, die ich alle auf einem Foto abgelichtet habe.

Das zweite Highlight war eine Geschäftsreise per Schiff durch fernöstliche Länder und Häfen im Spätsommer 1984. Auf dieser Reise habe ich mir einen Tag frei genommen und bin nach Nagasaki geflogen. Von dort ging es im Auto weiter zur Tachibana Bay. Zur damaligen Zeit gab es ein sogenanntes »Japanese Government Oil Storage Programm«. Die Regierung hatte dazu diverse nationale VLCCs gechartert, mit Rohöl beladen und einzeln als Lagerschiffe vor Anker gelegt, 13 davon in der Tachibana Bay im Süden Japans. Dort habe ich in gut vier Stunden

jeden Tanker einzeln aufnehmen können. Das war der bisher wichtigste und schönste Tag in meinem Fotografenleben.

Gibt es ein Lieblingsschiff in Ihrer Sammlung?

Andreas: Es gibt viele Schiffe, die ich als Highlights meiner Sammlung bezeichne. Dazu zählen beispielsweise auch Stückgutfrachter vom Typ SD 14 oder andere Serientypen der 1960er- und 70er-Jahre. Das habe ich meinem langjährigen Freund Joachim Pein zu verdanken, mit dem ich zahlreiche Fototouren sowohl in die Westhäfen (Amsterdam bis Dünkirchen) als auch in skandinavische Fjorde gemacht habe. Er war vormals mehr der Fan der Stückgutfrachter und ich war Tanker-

Fanatiker. Das Resultat unserer langen maritimen Freundschaft war, dass er sich bald mehr für Supertanker begeistern konnte und ich mich mehr für Frachter.

Das größte jemals gebaute Schiff, die »Seawise Giant«, besser bekannt als »Jahre Viking«, habe ich leider nie gesehen. Der Tanker war auch nur ein einziges Mal in Europa. Die Chance hätte ich seinerzeit, im Januar 1995, ergreifen sollen, aber eine Tour nach Antifer in Frankreich war mir damals zu teuer.

Wann und wo fotografieren Sie heut­­zu­tage Schiffe?

Andreas: Wenn es die Zeit erlaubt, fotografiere ich die Schiffe meistens an der Elbe. Als Bremer fahre ich aber auch ab und an in meinen »Heimathafen«. Ansonsten versuche ich, jedes Jahr ein- oder zweimal einen Kurzurlaub in Rotterdam zu verbringen, um in Europas größtem Hafen zu »jagen«. Ein Abstecher an die Schelde nach Antwerpen ist häufig auch dabei. Die Antwerpener Schleusen sind ein faszinierender Ort, an dem die Schiffe sozusagen zum Anfassen nah vorbeikommen.

Wo würden Sie darüber hinaus gerne mal hinfahren, um Schiffe zu fotografieren?

Andreas: Nach Singapur würde ich gerne reisen. Am südlichen Ende der Straße von Malakka gibt es eine kleine Mönchsinsel, auf der »Shipspotter«-Kollegen schon tolle Bilder gemacht haben. Das wäre noch ein Highlight meiner Fotografenkarriere.


Thomas Wägener