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Im zweiten Teil der HANSA-Serie über Fort- und Weiterbildungseinrichtungen in der maritimen Branche stehen die Bereiche Schiffs(betriebs)technik, Schiffbau und Schiffsmaschinenbau im Fokus.
Nach Schule, Ausbildung oder Studium sollte das Lernen nicht aufhören – davon ist Holger Jäde überzeugt: »Mittlerweile erfährt das lebenslange Lernen[ds_preview] die gleiche Wertigkeit wie der Schulabschluss, der Facharbeiterbrief oder das Fachhochschulzeugnis«, meint der Geschäftsführer der Berufsbildungsstelle Seeschifffahrt (BBS). Neben den internationalen Vorgaben, die eine regelmäßige Weiterbildung zum Erhalt der nautischen und technischen Befähigungszeugnisse und -nachweise vorschreiben, ergibt sich laut Jäde ein weiterer Fortbildungsbedarf aus den stetig wachsenden Anforderungen in der Schifffahrt: »Ein vor zehn Jahren ausgebildeter Schiffsmechaniker wird ohne lebensbegleitendes Lernen den ständig steigenden Anforderungen in der Schiffsbetriebstechnik über kurz oder lang nicht gewachsen sein.«

Für Reedereien sei eine nachhaltige Personalplanung und -entwicklung unabdingbar – das könne mit der Ausbildung zum Schiffsmechaniker beginnen und »sollte noch lange nicht mit dem Erhalt des Befähigungszeugnisses zum Kapitän oder Leiter der Maschinenanlage enden«. Am Markt bestehe nur der, der sein Personal konsequent aus- und weiterbilde. Neben den staatlichen Angeboten, beispielsweise an den seemännischen Berufsschulen, stelle das breit gefächerte Fort- und Weiterbildungsprogramm privater Anbieter erst sicher, dass deutsche Beschäftigte in der globalen Seeschifffahrt weiterhin eine Chance hätten, sagt der BBS-Geschäftsführer.

Auch im Schiffbau und Schiffsmaschinenbau reicht einmal Gelerntes nicht aus, um bis zum Ende des Berufslebens auf dem neusten Stand zu bleiben. »Wir sind eine Branche mit hoher Innovationsfähigkeit«, betont Reinhard Lüken, Hauptgeschäftsführer des Verbands für Schiffbau und Meerestechnik (VSM). »Wer diesen Job 40 Jahre oder länger machen will, muss up to date bleiben und dafür sorgen, dass er sich auf neue Technologien einstellt.« Eigenes Engagement und Offenheit gegenüber neuen Ideen sei gerade im Schiffbau von großer Bedeutung, meint auch Patrick Kaeding, Leiter des Fachausschusses Aus- und Fortbildung bei der Schiffbautechnischen Gesellschaft (STG) und Professor für Schiffstechnische Konstruktionen an der Universität Rostock. »Aktuelle Themen wie Energieeffizienz und maritimer Umweltschutz und die damit verbundenen Änderungen im gesetzlichen und technischen Regelwerk machen es erforderlich, dass man permanent am Ball bleibt«, so Kaeding. Eine gute Anlaufstelle seien hier zum Beispiel die Weiterbildungseinrichtungen der Klassifizierer wie die Maritime Academy von DNV GL. Darüber hinaus sei es wichtig, die einschlägige Fachliteratur zu verfolgen sowie Konferenzen und Vorträge zu besuchen, die unter anderem die STG regelmäßig anbiete.

Die folgende Übersicht präsentiert private Anbieter von Fort- und Weiterbildungen in den Bereichen Schiffs(betriebs)technik, Schiffbau und Schiffsmaschinenbau. Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Der dritte Teil der Serie wird sich in der kommenden Ausgabe mit den Themen Management und Finanzierung beschäftigen

Blohm+Voss Ausbildungszentrum

Hermann-Blohm-Straße 3, 20457 Hamburg

Tel.: 040/31191531

Das Ausbildungszentrum von Blohm+Voss steht auch anderen Unternehmen für Aus- und Weiterbildungszwecke offen. Angeboten werden unter anderem Fachschulungen und Lehrgänge in den Bereichen Metallbearbeitung, Fräsen und Drehen, CNC-Programmierung, Rohr- und Blechbearbeitung, Technisches Zeichen, Schiffbau und Thermisches Trennen, Pneumatik sowie Schweißen. In Zusammenarbeit mit dem TÜV werden auf der Werft zudem Schweißerprüfungen inklusive Prüfbescheinigungen oder Zertifikaten gemäß aktuellen Vorschriften und Normen durchgeführt.

www.blohmvoss.com

Caterpillar Motoren Trainingszentrum

Falckensteiner Straße 2–4

24159 Kiel, Tel.: 0431/3995-2697

Das Trainingszentrum von Caterpillar Motoren in Kiel bietet Schulungen für alle aktuellen Cat- und MaK-Motoren an, die in der Schifffahrt, der Öl- und Gasindustrie sowie zur stationären Energieerzeugung eingesetzt werden. Der Fokus des Trainingsprogramms, das sich sowohl an Crewmitglieder als auch an Serviceteams von Händlern richtet, liegt auf der Instandhaltung und Wartung der Maschinen. Schulungsinhalte werden an die Bedürfnisse der jeweiligen Teilnehmer angepasst, wobei theoretischer Unterricht mit praktischen Übungen an realen Trainingsmaschinen verknüpft wird. Die Kurse werden in Kleingruppen mit höchstens acht Teilnehmern abgehalten und beinhalten eine Besichtigung der benachbarten Produktionsstätte.

Training_Center_Kiel@cat.com

DNV GL, Maritime Academy Germany

Brooktorkai 18, 20457 Hamburg

Tel.: 040/361492110

Die Maritime Academy Germany ist nach der Fusion von Det Norske Veritas (DNV) und dem Germanischen Lloyd (GL) durch die Zusammenführung der Akademien beider Klassifikationsgesellschaften entstanden. Unter den insgesamt 17 Katego-rien, die das erweiterte Portfolio derzeit umfasst, befinden sich auch die Rubriken Schiffstechnik mit acht unterschiedlichen Kursen, Schiffsbetrieb mit zehn sowie Schiffbau/Design mit 22 Themen. Im Bereich Schiffstechnik erhalten Quer- und Neueinsteiger im Kurs »Basiswissen Schiffstechnik« einen Überblick über Verbrennungskraftmaschinen, den Ladungsbetrieb, die Sicherheitsausrüstung und anderes mehr. Für Fortgeschrittene sind vor allem Trainings zu »Schäden an Schiffsstrukturen und Ausrüstung« sowie »Maschinenschäden und Reparaturen« nachgefragt. In der Kategorie Schiffbau/Design steht im zweiten Quartal unter anderem der Kurs »Zertifizierter Beschichtungsinspektor gemäß IMO PSPC« im Programm. Die Maritime Academy legt nach eigenen Angaben besonderen Wert auf eine praxisnahe und interaktive Vermittlung der schifffahrtsrelevanten Trainingsinhalte.

www.dnvgl.com/maritime-academy

MAN Diesel & Turbo PrimeServ Academy

Stadtbachstr 1, 86153 Augsburg Tel.: 0821/322-1397

Als Produzent von Schiffsantriebssystemen betreibt MAN Diesel & Turbo weltweit 13 firmeneigene Schulungszentren, die sogenannten MAN PrimeServ Academies. Eine davon befindet sich am Unternehmenssitz in Augsburg, wo abgestimmt auf die jeweilige Zielgruppe unterschiedliche technische Trainings zum gesamten Motorenportfolio angeboten werden. Daneben können auch Vor-Ort-Schulungen gebucht werden. Das Ziel ist, die technische Kompetenz der Teilnehmer für den Betrieb und die Wartung der Motoren optimal vorzubereiten und dadurch zu einer Verbesserung der Produktivität und Sicherheit beizutragen. Zugleich werden damit nach Unternehmensangaben Leistung, Laufzeit und Effizienz der Maschinen gesteigert. Die Akademien sind mit realen Motoren und Turboladern ausgestattet, sodass das erlernte theoretische Wissen unmittelbar in der Praxis angewendet werden kann. Künftig werden auch webbasierte Schulungen ins Programm aufgenommen, die praktische Trainingseinheiten mit E-Learning kombinieren. Besonders nachgefragt sind derzeit Trainings in den Bereichen Gas, Dual Fuel, Automatisierungssysteme und Common-Rail-Technologie.

www.mandieselturbo.com

Maritimes Kompetenzzentrum

Wiekstraße 5

23570 Lübeck-Travemünde

Tel.: 04502/887399

Das Maritime Kompetenzzentrum der Berufsbildungsstätte Travemünde entwickelt Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen für die maritimen Handwerksberufe Bootsbauer und Segelmacher. Die Schulungsangebote richten sich sowohl an Lehrlinge, Gesellen und Meister als auch an kaufmännische Mitarbeiter und Betriebsinhaber. Inhaltlich hat sich das Kompetenzzentrum auf Themen wie Moderne Kunststofftechnik, Oberflächentechnik, Motoren- und Antriebssysteme, Bordelektrik, Schweißverfahren und Konstruktionstechnik (mit der Software »MultiSurf«) spezialisiert.

www.marikom.de

MET Maritime Education & Training Center der Interschalt maritime systems AG

Osterbrooksweg 42

22869 Schenefeld

Tel.: 040/83033-220

Neben vier Sichtbrückensystemen verfügt das MET Maritime Education & Training Center von Interschalt über einen Maschinenraumsimulator, was Fortbildungen auch für technisches Personal sowie kombinierte Trainings für nautische und technische Schiffsoffiziere ermöglicht. Alle Simulatoren sind mit Originalgeräten unterschiedlicher Hersteller ausgestattet, wodurch eine große Realitätsnähe gewährleistet ist: Ingenieure können so beispielsweise das Zuschalten, Abschalten und Synchronisieren von Generatoren mit Echtstrom üben und finden dabei ein realistisches Umfeld vor. Zu den inhaltlichen Schwerpunkten gehören Schulungen in den Bereichen Teamarbeit (»Engine Resource Management«) und technischer Anlagenbetrieb (»Power Management«). Das Angebot richtet sich sowohl an Schiffsingenieure mit unterschiedlich langer Berufserfahrung als auch an Schiffsbesichtiger.

www.interschalt.de

MTC Marine Training Center Hamburg

Schnackenburgallee 149

22525 Hamburg

Tel.: 040/5330742-0

Das MTC Marine Training Center Hamburg hat rund 25 unterschiedliche Fortbildungsveranstaltungen für technisches Schiffspersonal im Programm, die Themen wie »Engine-Room Resource Management« sowie technische Praxisübungen umfassen. Für die Trainings stehen ein Maschinenraumsimulator, ein MAN-ME-Simulator und eine Werkstatt zur Verfügung, in der Kurse für Zwei- und Viertaktmotoren von MAN Diesel & Turbo durchgeführt werden. Zudem ist eine Hochspannungsschaltanlage für die international vorgeschriebenen Schaltberechtigungskurse vorhanden.

www.mtc-simulation.com

Nautitec

Bergmannstraße 36, 26789 Leer

Tel.: 0491/9120200

Das Nautitec Shiphandling Simulator and Training Center verfügt über zwei Maschinenraumsimulatoren vom Typ Transas ERS 5000 TechSim, die in einem Netzwerk mit den Brückensimulatoren des Trainingszentrums zusammenarbeiten können. Schiffsingenieure haben dort die Möglichkeit, ihre praktischen Erfahrungen in den Bereichen technischer Schiffsbetrieb, Wachdienst, Fehlerbehebung und Teamarbeit (»Engine Resource Management«) zu vertiefen.

www.nautitec-leer.de

Wärtsilä Land & Sea Academy

Witternstraße 4a, 21107 Hamburg

Tel: 040/75190-127

An zehn Standorten weltweit, unter anderem auch in Hamburg, bietet Wärt-silä firmeneigene Trainingszentren zur Schulung von Schiffsingenieuren, Reedereimitarbeitern und Inspektoren an. In diesen Wärtsilä Land & Sea Academies stellt der Hersteller von Schiffsantriebssystemen Simulatoren für seine Produkte zur Verfügung, mit denen die praktische Handhabung des elektronischen Steuersystems und der Bedienungsoberfläche trainiert werden kann. Für ein besseres Funktionsverständnis werden außerdem Übungen an echten Komponenten durchgeführt. Auf Wunsch unterrichten die Ausbilder auch direkt auf dem Schiff, damit die Crew unter realen Bedingungen üben kann.

www.wartsila.com/en/wlsa

Wismar International Graduation Services (WINGS)

Philipp-Müller-Str. 14, 23966 Wismar

Tel.: 03841/7537-926

Wismar International Graduation Services (WINGS), ein Tochterunternehmen der Hochschule Wismar, bietet im Bereich Seefahrt insgesamt 22 Fort- und Weiterbildungskurse an. Durchgeführt werden sie im Maritimen Simulationscenter Warnemünde (MSCW), wo gemeinsame Simulationen des nautischen und technischen Schiffsbetriebs unter gleichzeitiger Einbeziehung der landseitigen Unterstützung durch die Verkehrsleitzentralen möglich sind. Im Programm steht unter anderem ein Training zur richtigen Teamführung und Interaktion im Maschinenteam, das eine Ausbildung für besondere Situationen in Bezug auf Motorschäden beinhaltet. Der Umgang mit Notfällen und Konflikten wird in einer realen Umgebung mithilfe eines Maschinenraumsimulators geübt.

www.wings-seefahrt.de


Anne-Katrin Wehrmann