Print Friendly, PDF & Email

Im dritten Teil der HANSA-Serie über Fort- und Weiterbildungseinrichtungen in der maritimen Branche geht es um die beiden Themenfelder Management und Finanzierung.
In den Zeiten von Schifffahrtskrise und schwierigem Finanzierungsumfeld müssen sich viele Akteure der maritimen Wirtschaft neu aufstellen. Wer sich auf[ds_preview] dem angespannten Markt behaupten will, benötigt neue Lösungen zur strategischen Geschäftsentwicklung und muss neue Finanzierungsmodelle entwickeln. Dabei kommt der Qualifikation der Mitarbeiter eine besondere Bedeutung zu.

»Gerade in der Krise darf bei Aus- und Weiterbildung nicht nachgelassen werden«, sagt Max Johns, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Reeder (VDR). Aus seiner Sicht ist beispielsweise die auf eine europaweite Harmonisierung von Studiengängen und auf internationale Mobilität der Studierenden zielende Bologna-Reform grundsätzlich günstig für die Seeschifffahrt: So könnten diejenigen, die nach einigen Jahren Seefahrt in eine Arbeitsstelle an Land wechseln wollten, ihre Ausbildung durch ein Studium aufstocken und damit ihre Karrierechancen verbessern. »Optimierungsbedarf gibt es allerdings noch in der Verbindung zwischen der Ausbildung für Schifffahrtskaufleute und den dazu passenden Studiengängen«, meint Johns. »Bessere Anrechnungsmöglichkeiten wären hier eine Option.« Ziel müsse es sein, dass die Studiengänge auf der dualen Ausbildung für Schifffahrtskaufleute aufbauten, die weltweit einmalig sei und eine extrem hohe Reputation genieße.

Dass dies funktionieren kann, zeigt die HST Akademie (s. rechts), wo es Schifffahrtskaufleute unter Anrechnung ihrer Ausbildungszeit innerhalb von nur einem Jahr zu einem akademischen Abschluss bringen können. Da die Hamburger Einrichtung jedoch keinen deutschen Kooperationspartner für dieses Programm finden konnte, wird der »Bachelor of Shipping, Trade and Transport« von der London Metropolitan University verliehen. »Das ist klug vorgedacht, aber das sollten wir auch innerhalb Deutschlands schaffen können«, sagt Johns.

Noch Nachholbedarf bei Börsengängen und Anleihen

Neben dem Aspekt der Qualifizierung ist es aus seiner Sicht für die Schifffahrt wichtig, Kenntnisse und Fachwissen aus anderen Branchen und Ländern einzuholen. »Wenn es Börsengänge oder Emis­sionen von Anleihen geht, haben deutsche Reedereien noch zu wenig Erfahrung. Im Management und in der Finanzierung werden darum erfahrene Fachleute von draußen gebraucht, die sich in unterschiedlichen Bereichen auskennen.«

Als Paradebeispiele für eine erfolgreiche Umstrukturierung nach diesem Muster gelten Unternehmen wie die Rickmers-Gruppe und E.R. Schiffahrt, die sich an das neue Geschäftsumfeld angepasst haben, indem sie unter anderem verschiedene Positionen im Management neu besetzt und sich dadurch kaufmännisch oder auch technisch verstärkt haben.

Dass auch andere Reedereien diesen Trend erkannt haben, bestätigt Rüdiger Theophil, Leiter des Hamburger Studienzentrums der Frankfurt School of Finance & Management. Während der dortige berufsbegleitende Studiengang »Ship Financing« anfangs noch zu 95 % durch Mitarbeiter von Banken belegt gewesen sei, habe sich deren Anteil mittlerweile auf gut die Hälfte der Studierenden verringert. »Dafür schicken jetzt vermehrt Reedereien ihre Mitarbeiter zu uns, damit sie neue Erkenntnisse gewinnen und lernen, wie andere Marktteilnehmer denken und worauf es ihnen ankommt«, erläutert Theophil. Bei der Schiffsfinanzierung sei das Thema Fortbildung besonders wichtig, da hier der Markt nach dem Kollaps des KG-Modells sehr dynamisch geworden ist.

Auch Professor Orestis Schinas von der Hamburg School of Business Administration (HSBA) hält es für notwendig, dass die maritime Wirtschaft in die Qualifizierung ihres Personals investiert (s. auch Interview auf S. 78/79). Sein Leitspruch: »Man kann es sich vielleicht leisten, Kapital und Schiffe zu verlieren. Man kann es sich aber nicht leisten, gute Leute zu verlieren. Wenn die einmal weg sind, kommen sie nicht wieder.« Angesichts des Mangels an Fachpersonal sowohl auf See als auch an Land würden Unternehmen mit Investitionen in die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter letztlich ihre eigene Zukunft sichern.

Für Schiffsmakler seien weiterführende Studiengänge indes nicht ganz so entscheidend, meint Alexander Geisler, Geschäftsführer des Zentralverbands Deutscher Schiffsmakler (ZVDS). »Mit der Ausbildung zum Schiffskaufmann bzw. zur Schiffskauffrau haben Berufsanfänger eigentlich das nötige Rüstzeug erworben, das sie brauchen. Danach zählt die Praxis: Vor allem kommt es darauf an, immer möglichst nah am Geschehen zu sein.« International könne ein akademischer Grad wie der eines Bachelors allerdings schon hilfreich sein – insbesondere, um die Englischkenntnisse zu vertiefen. Er rät allen Berufsanfängern, für eine Weile ins Ausland zu gehen, Sprachen zu lernen und über den Tellerrand hinauszublicken.

In der folgenden Übersicht sind ohne Anspruch auf Vollständigkeit private Anbieter von Fort- und Weiterbildungen in den Bereichen Management und Finanzierung aufgeführt. Der vierte und vorletzte Teil der Serie wird in der kommenden Ausgabe Qualifizierungsmöglichkeiten in der Offshore-Windbranche beleuchten.
Anne-Katrin Wehrmann