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Die internationale Konferenzmesse ITS 2014 in Hamburg hat deutlich gezeigt, dass Schlepper und Offshore Support Vessels keineswegs mehr einen Nischenmarkt darstellen. Die Anforderungen an die Spezialfahrzeuge steigen sowohl in Sachen Leistung als auch Effizienz.
Auf der diesjährigen internationalen Messe ITS 2014 (International Tug, Salvage & OSV), die vom 16. bis zum 20. Juni nach mehr[ds_preview] als 30-jähriger Abstinenz erstmals wieder in Hamburg stattfand, präsentierten sich rund 170 Aussteller aus allen Teilen der Welt. Schlepper, Bergungsfahrzeuge und Offshore-Versorger zählen zwar zu den kleineren Fahrzeugen, doch ist ihre Bedeutung für die Schifffahrt nicht minder wichtig. So gab es auf der Messe auch zahlreiche Neuentwicklungen, die den internationalen Besuchern präsentiert wurden. Es ging fast ausschließlich um die Themen Effizienzsteigerung und Umweltfreundlichkeit.

Mit den hybridbetriebenen Schleppern »Bernardus«, den die Damen-Gruppe erst vor wenigen Wochen an das niederländische Unternehmen Iskes abgeliefert hat, und der »Eddy 1« vom ebenfalls in den Niederlanden beheimateten Unternehmen Eddy Tug lagen zwei echte Highlights der Ausstellung an den Landungsbrücken. Besucher hatten Gelegenheit, beide Fahrzeuge zu besichtigen und mit ihnen eine kleine Tour auf der Elbe im Bereich des Hamburger Hafens zu machen.

Bei der »Eddy 1« handelt es sich um einen Prototypen des Designs 30-65. Deshalb hat die Crew auch nicht im Vorfeld an Simulatoren auf exakt diesem Schiffstyp trainieren können. Sie muss sich in den kommenden Wochen genauer mit dem Schlepper vertraut machen und ausprobieren, wie dieser in bestimmten Situationen reagiert, hieß es vonseiten des Unternehmens. Eddy Tug zufolge hat es schon Interessenten für den neuen Schleppertyp gegeben.

Eine ausführliche Schiffsbeschreibung des anderen Gastes in der Hansestadt, der »Bernardus«, erscheint in der kommenden Ausgabe der HANSA.

LNG-Bunkerstation und dazugehöriger Schlepper

Wie auf der ITS bekannt wurde, ist Jensen Naval Architects & Marine Engineers aus Seattle vom Unternehmen LNG America, das sich mit Kraftstoffversorgung und -verteilung beschäftigt, mit dem Bau der nach eigenen Angaben ersten LNG-Bunkerstation für den amerikanischen Markt beauftragt worden. Laut Dan Babcock, Manager der Sparte Business Development bei Jensen, soll das Unternehmen bis zu fünf dieser Bunkerstationen liefern. Babcock rechnet damit, dass die erste Sta­tion in rund drei Jahren ausgeliefert werden kann.

Darüber hinaus hat Jensen einen Schlepper mit Flüssiggasantrieb entwickelt. Das Fahrzeug basiert auf der sogenannten Valor-Klasse. Zwei mit LNG betriebene Motoren von Bergen sollen für die Antriebskraft des Fahrzeugs sorgen. Ein durch eine Doppelhülle geschützter Gastank befindet sich im hinteren Teil des Maschinenraums und reicht bis zur Brücke. Auch die von John Deree gelieferten Generatoren sind im hinteren Teil positioniert, um den Geräuschpegel für die Crew im Hauptmaschinenraum möglichst gering zu halten.

Vorstellung von realistischen Simulatoren

Ein wichtiger Teil der Ausbildung eines Schiffsführers geschieht heutzutage am Computer. Diesem Thema, das ebenfalls eine Rolle auf der ITS spielte, widmen sich die beiden niederländischen Unternehmen VStep und Praxis. VStep hat die vom DNV GL zertifizierten Schleppersimulatoren Nautis Tug Simulators entwickelt. Ziel ist es, die Situationen, wie sie täglich auf See entstehen können, so realistisch wie möglich darzustellen, um angehende Kapitäne auf die Praxis vorzubereiten. Das betrifft zum einen das Symbolisieren unterschiedlicher Schleppermodelle und deren Verhalten und Eigenschaften. Unter anderem können auch ASD-Schlepper dargestellt werden. Des Weiteren besteht mit dem Programm die Möglichkeit, verschiedene Wetterverhältnisse zu simulieren. Mit der virtuellen Trainingssoftware können ferner Notsituationen am Bildschirm, beispielsweise ein Brand, hervorgerufen werden.

Praxis konzentriert sich hingegen auf Automation und Navigation. Das 1965 gegründete Unternehmen vertreibt mittlerweile die zweite Generation seines Produkts mit dem Namen »Mega Guard«. Dieses beinhaltet im Wesentlichen einen kompletten Steuerstand inklusive Monitore, der sowohl auf realen Schiffen als auch zu Trainingszwecken am Simulator genutzt werden kann. »Mega Guard« beinhaltet beispielsweise das sogenannte Vale Control and Monitoring System (VCMS), das unter anderem die Möglichkeit zur Fernsteuerung von Pumpen und Ventilen bietet. Mit dem Power Management System (PMS) kann der Nutzer die Maschinen und Generatoren kontrollieren. Die Features enthalten zudem Blindschaltbilder zur besseren Visualisierung.

Der dänische Hersteller Force Technology hat ebenfalls einen Schlepper-Simulator entwickelt. Dieser hat die Bezeichnung Simflex4. Mithilfe der Software kann der Nutzer einen virtuellen Schlepper steuern und sich gewissermaßen im 360°-Modus auf der Brücke bewegen.

Neuer Motor von Caterpillar

Der Motorenhersteller Caterpillar, für den Schlepper und Offshore Support Vessels (OSVs) ein wichtiges Geschäftsfeld sind, lud im Rahmen der Messe zu einer Besichtigung seines Hauptwerks in Kiel ein. Dort informierte das Unternehmen auch über den neuen Dual-Fuel-Motor vom Typ MaK M 34, der auf dem Design der M-32-C-Motorenserie basiert. Er ist mit sechs, acht und neun Zylindern erhältlich. Der Motor kann mit Erdgas, Marine-Dieselöl (MDO) und Schweröl betrieben werden. Die Leistung ist mit 3.000 bis 4.500 kW angegeben. Der neue Motor ist mit einem zweiten Kraftstoffstrang ausgestattet sowie mit Einspritz- und Zündtechnik.

Ein Dual-Fuel-Motor befindet sich gerade in der Erprobung, und erste Aufträge stünden kurz vor dem Abschluss, hieß es am Rande der Veranstaltung. »Gas ist die Zukunft«, unterstrich Frank Starke, Bereichsleiter bei Caterpillar. Entsprechend stark investiere das Unternehmen in die LNG-Motorentechnologie

Darüber hinaus teilte Caterpillar eine Leistungssteigerung der ebenfalls mit sechs, acht und neun Zylindern erhältlichen Motoren der Typen MaK M 25 E und MaK M 32 E mit. Die Leistung habe sich pro Zylinder von 500 auf 550 kW erhöht, was einer Steigerung von 10% gleichkommt. Die Motoren sollen insbesondere für Schlepper, Bergungsfahrzeuge und OSVs geeignet sein. Der MaK M 32 E ist eine Weiterentwicklung des Mak M 32 C. Caterpillar rechnet damit, den ersten MaK M 25 E am Jahresende in Kiel produzieren zu können


Thomas Wägener