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Die US-amerikanische Schieferöl- und -gasförderung hat in der Schifffahrt nicht nur Auswirkungen auf den Schwergutmarkt. Auch das LPG-Segment verzeichnet eine höhere Nachfrage. Die Reeder

reagieren mit Neubauaufträgen – eine nicht unproblematische Situation
Das Orderbuch ist auf knapp 50% der bestehenden Tonnagekapazität gestiegen. Im Segment der Very Large Gas Carrier (VLGC), das derzeit[ds_preview] 61% der LPG-Flotte stellt, verbesserte sich die Auftragslage innerhalb von 15 Monaten um 59 auf 80 Schiffe. Die erzielbaren Charterraten stiegen zwischenzeitlich kurzfristig auf mehr als 100.000$ pro Tag, wie aus einer aktuellen Analyse der KfW IPEX-Bank hervorgeht. Bei anhaltender Ordertätigkeit bestehe jedoch die Gefahr eines Tonnageüberangebotes ab dem Jahr 2016. Daraus resultieren Risiken für im derzeit hochliquiden LPG-Transportmarkt aktiven Investoren und Banken, schreiben die Analysten.

Das Angebot an Liquefied Petroleum Gas (LPG), also Propan, Butan und deren Gemische, ist eng an die Produktion von Öl und Gas gekoppelt. LPG fällt als Nebenprodukt bei der Erdölraffinierung und als Begleitgas bei der Förderung von Erdöl und Erdgas an. Es ist insbesondere im Zusammenhang mit der boomenden Schieferöl- und -gasproduktion in den USA in den Fokus gerückt. Der Anteil der Vereinigten Staaten am weltweiten maritimen LPG-Handel könnte nach Prognosen von rund 6% auf 18% wachsen. Diverse Midstream-Unternehmen haben den Bau neuer Propan-/Butan-Exportterminals angekündigt, die bis 2018 eine große Kapazitätsausweitung auf 33,3Mio.t pro Jahr ermöglichen würden.

Die aktuell sehr guten Ertragsmöglichkeiten, insbesondere im VLGC-Segment, ziehen industrieerfahrene wie industriefremde Investoren an. Dabei nutzen die initiierenden Sponsoren verstärkt den Kapitalmarkt, was zu einem enormen Wachstum des Orderbuchs führt. In den vergangenen 24 Monaten haben LPG-Reedereien durch Börsengänge insgesamt 1,81Mrd. $ an Liquidität generiert, die größtenteils zur Akquisition von Alt- und Neutonnage verwendet wurde. Davon entfielen 79% auf Investitionen im VLGC-Segment und 21% auf Investitionen im Segment der Middle Gas Carrier (MGC) und der Small Gas Carrier (SGC). Darüber hinaus wurden auch kapitalmarktunabhängig Investitionen getätigt. Diese massiven Investitionsmaßnahmen und Vorhaben führen zu einer Neuordnung der Leading Peers.

Zielmärkte des US-amerikanischen LPG-Exports waren bisher hauptsächlich die Karibik sowie Mittel- und Südamerika. Das angesprochene LPG-Exportwachstum hat zu einer Routenveränderung – neues Exportziel ist Asien – und zu einem verstärkten Einsatz von VLGCs geführt. Diese Großschiffe werden überwiegend über Rahmenverträge mit kurzfristiger Beschäftigung zu Spotmarktbedingungen verchartert. Die Ratenentwicklung ist entsprechend volatil. VGLCs sind hauptsächlich im Nahen Osten stationiert, wo die größte LPG-Produktion stattfindet. Daher waren im atlantischen Becken bisher nur relativ wenige VLGCs verfügbar. Durch die Erweiterung des Panamakanals eröffnet sich den USA die Möglichkeit, LPG zu geringeren Kosten in die asiatischen Zielländer wie Indien, Indonesien und China zu exportieren. Der Transit durch den Kanal verkürzt die Transportdauer nach Asien deutlich um 17 auf etwa 25 Tage und reduziert die benötigten Schiffe pro einer Million Tonnen.

Die historische Entwicklung der Charterraten verdeutlicht, dass nach dem Einbruch im Jahr 2009 vor allem die Preise im VLGC-Segment die Werte des Jahres 2008 wieder übersteigen, heißt es in der KfW-Analyse. Mit der Folge einer verstärkten Ordertätigkeit von Reederseite. VLGCs werden fast ausschließlich zum Transport von Butan und Propan (LPG) eingesetzt. Anhand des aktuellen VLGC-Orderbuchs zeichnet sich nach Ansicht der Experten das Risiko eines Missverhältnisses zwischen Angebot und Nachfrage ab dem Jahr 2016 ab. »Risikotreiber sind die Wachstumsperspektiven in den USA. Um dieses Risiko abzubilden haben wir zwei Szenarien gerechnet. In unserem Upside Case unterstellen wir für die Jahre 2016/2017 ein anhaltend hohes US-Exportwachstum von 33% respektive 36%, das vor allem durch den geplanten Aus- und Neubau von LPG-Exportterminals im Zusammenhang mit einer steigenden Schiefergasförderung getragen ist. Unser Downside Case spiegelt das Risiko einer starken Abflachung des US-Exportwachstums in diesen Jahren wider.« Diese Annahmen werden zum Einen auf eine stagnierende Schiefergasförderung, zweitens auf Bestrebungen der

US-Industrielobby, LPG-Exporte weitgehend zu verhindern, und drittens auf Bauverzögerungen bei Terminals und der logistischen Infrastruktur zurück.

Bei dieser Betrachtung wurde eine Simulation des Tonnen-Meilen-Effekts vorgenommen und Marktanteilsgewinne der Großschiffe unterstellt. Eventuelle zeitliche Verschiebungen der Schiffsablieferungen blieben unberücksichtigt. »In unserem Upside Case zeigt der VLGC-Markt bis 2017 eine anhaltende Tonnageunterkapazität. Unser Downside Case indiziert hingegen drohende Überkapazitäten für die Jahre 2016/2017 mit dem Risiko fallender Charterraten«, so das Fazit der KfW IPEX. Die Entwicklung der Charterraten und Schiffswerte hänge daher maßgeblich von den zukünftigen US- LPG-Exportmengen ab. mm/KfW
mm/KfW