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Zur ersten »Summer School Offshore Wind« hatten das Maritime Cluster Norddeutschland und das Cluster Erneuerbare Energien Hamburg kürzlich in die Bucerius Law School Hamburg eingeladen.


Rechtliche, wirtschaftliche und technische Aspekte bei der Realisierung von Offshore-Windparks standen im Mittelpunkt der dreitägigen »Summer School Offshore Wind[ds_preview]«, die das Maritime Cluster Norddeutschland und das Cluster Erneuerbare Energien Hamburg nur wenige Wochen nach Verabschiedung des reformierten Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) in Hamburg ausrichteten. Nach einführenden Vorträgen mussten die Teilnehmer im zweiten Teil eine Aufgabe lösen: Anhand eines fiktiven Fallbeispiels sollten sie Vorschläge zur Gestaltung eines Vertrags erarbeiten, der bei Problemen mit Munitionsaltlasten im Baufeld und damit verbundenen Mehrkosten die Risiken zwischen Auftraggeber und ausführendem Unternehmer ausgewogen verteilt.

Anna Hunke aus dem Sachgebiet Raumordnung des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) berichtete, dass in der ausschließlichen Wirtschaftszone der deutschen Nord- und Ostsee derzeit zwei Offshore-Windparks in Betrieb, acht im Bau und 33 weitere genehmigt seien. Darüber hinaus lägen Anträge für 94 zusätzliche Projekte vor. Bezüglich der künftigen Netzanschlüsse erläuterte Hunke, dass sich das BSH für den Bereich der Nordsee derzeit in der Fortschreibungsphase des zur räumlichen Planung der Anbindungssysteme eingeführten Bundesfachplans Offshore befinde. »Das neue EEG mit dem reduzierten Ausbauziel von 15 Gigawatt bis 2030 konnten wir in unserem aktuellen Entwurf noch nicht berücksichtigen, weil es dafür im ONEP noch keine Grundlage gibt«, so Hunke. Alles in allem seien die gesetzlich festgelegten Schritte zur Netzplanung zwar durchaus komplex, dafür aber auch sehr transparent. »Das System schafft Planungs- und Rechtssicherheit und führt zu einer frühen und guten Koordination sowohl der Planungsinstrumente als auch zwischen den Akteuren.«

Planungssicherheit ist aus Sicht der Offshore-Branche angesichts langer Vorlaufzeiten und erheblicher Investitionssummen eine der wesentlichen Voraussetzungen für den weiteren Ausbau der Offshore-Windenergie. Allein für die Projektentwicklung und Bauvorbereitung müsse man neun bis zwölf Jahre einkalkulieren, machte Manfred Dittmer von Dong Energy Renewables Germany deutlich. Hinzu kämen noch einmal ein bis zwei Jahre für den Bau eines Windparks. »Man muss heute schon erahnen, welche Vergütungsstruktur wohl zwei Legislaturperioden später bestehen wird, und das ist mit großen Unsicherheiten verbunden.« Auf der Positivseite seien eine ausgezeichnete Hafen- und Industrieinfrastruktur in Deutschland sowie ein schon jetzt guter Windertrag zu verbuchen: Dong Energy gehe davon aus, dass sich durch eine Weiterentwicklung der Technik die Zahl der Volllaststunden von derzeit rund 4.500 auf mehr als 5.000 werde steigern lassen. Ziel sei es, die Gesamtkosten in den kommenden Jahren um bis zu 40 % zu senken. Als Beispiele nannte Dittmer eine Verkürzung der Bauzeit und eine Standardisierung der unterschiedlichen Produktlinien, unter anderem auch der parkinternen Umspannplattformen. An die Politik gerichtet betonte er, dass er ambitionierte Ausbauziele für wünschenswert halte. »800 Megawatt pro Jahr ist nicht ambitioniert. Damit wird man die Industrie nicht zu Ansiedlungen in Deutschland bewegen können.«

Einen praktischen Tipp für die Errichtungsphase gab Sascha Wiesner vom Logistikdienstleister A2Sea, der europaweit nach eigenen Angaben schon rund 1.000 Offshore-Windkraftanlagen installiert hat, den Teilnehmern der »Summer School« mit auf den Weg: »Fahren Sie hin und schauen Sie sich die Dinge an – dann sieht man meistens schon, was geht und was nicht.« Gerade in der Hafenlogistik stecke der Teufel im Detail. So berichtete er von einem Projekt in England, bei dem die Kaikante den schweren Lasten nicht standgehalte habe und die Komponenten daher letztlich von einer Barge auf das Installationsschiff hätten umgeladen werden müssen. Für die Einhaltung des Installationszeitplans sei es wichtig, sowohl die Bodenbeschaffenheit im Baufeld (inklusive intensiver Suche nach Munitionsaltlasten) als auch die Gegebenheiten im Hafen, die Lieferkette und die Auswahl der Schiffe genau zu überprüfen. Wiesner: »Vorplanen und vordenken ist in unserer Branche noch wichtiger als in anderen Bereichen.«

Anne-Katrin Wehrmann