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Sinkende Großschäden und weiter sprudelnde Kapitalerträge haben die Ergebnisse der Gegenseitigkeitsversicherer beflügelt.
Die großen Haftpflichtversicherer in der Schifffahrt haben im vergangenen Jahr dank moderater Schäden und steigender Aktienkurse stabile bis steigende Ergebnisse[ds_preview] eingefahren. Das geht aus den Jahresfinanzberichten von P&I Clubs der International Group hervor, deren Mitglieder über 90% der weltweiten Handelsflotte für Ersatzansprüche Dritter in Folge von Ladungsschäden, Kollisionen und Umweltverunreinigungen versichern.

Entlastend für die Vereine wirkte sich vor allem der deutliche Rückgang besonders schwerer Schäden über 9Mio. $ aus. Ab dieser Grenze werden die Kosten unter den Vereinen gepoolt. Waren es 2012 noch 25 Großschäden von zusammen fast 690Mio. $, ging ihre Zahl im vergangenen Jahr auf 17 mit einem Gesamtumfang von 465Mio. $ zurück.

Durchwachsener fällt die Bilanz bei den kleinen und mittleren Schäden aus, die von den einzelnen Anbietern allein absorbiert werden müssen. Die meisten Clubs berichten in diesem Bereich von anhaltend hohen Schadenseingängen sowie steigenden Durchschnittskosten. Andererseits schöpften die Versicherer im vergangenen Jahr wieder saftige Kapitalerträge aus ihren Aktien- und Wertpapierportefeuilles, mit denen etwaige Fehlbeträge im Kerngeschäft der Transportversicherung kompensiert werden konnten. Der in Norwegen ansässige Marktführer Gard meldet für 2013 einen Nettogewinn von 89Mio. $ nach 99Mio. $ im Vorjahr und kündigte folglich eine Beitragsentlastung um 35Mio. $ für die Mitgliedsreedereien an. Für sie soll die Nachschussprämie (Deferred Call) für 2013 von 25 auf 15% der Vorschusseinlage abgesenkt werden. Das Versicherungsgeschäft bestehend aus P&I-, Kasko- und Energiedeckungen schnitt deutlich besser ab als im Vorjahr. Die kombinierte Schadenkostenquote (Schäden und Verwaltungskosten im Verhältnis zum Prämienaufkommen) verbesserte sich für Gard von 101 auf 97%. Darüber hinaus fuhren die Norweger eine Investmentrendite von immerhin 4,3% ein, nach 6,1% im Vorjahr.

Der im britischen Newcastle ansässige North P&I Club schloss das vergangene Jahr (per 20.02.2014) mit einer schwarzen Null ab. Im Vorjahr stand ein leichter Verlust unterm Strich. Das Ergebnis wäre deutlich besser ausgefallen, hätte eine Umstellung der Bilanzierung auf IAS 19 den Club nicht zu massiven Pensionsrückstellungen in Folge des Zinsverfalls gezwungen. Die Versicherungssparten hätten ein technisches Ergebnis von 20Mio. $ abgeliefert und das Investment-Portfolio einen Ertrag von 13,1Mio. $ (1,9% Rendite). Im P&I-Bereich konnte North seinen Bestand eigenen Angaben zufolge im vergangenen Jahr um 4% auf 131Mio. BRZ ausweiten. Aufgrund hoher Kapitalerträge von 44Mio. $ konnte auch der UK P&I Club seinen Mitgliedsreedereien für 2013 schwarze Zahlen präsentieren. Bemerkenswerte 4,5% Rendite erwirtschaftete das Management mit den angelegten Ersparnissen der Mitglieder. Im technischen Kerngeschäft der P&I-Versicherung klaffte ein Fehlbetrag: So übertrafen die Kosten für Schäden und Verwaltung das Prämienaufkommen um 2% (kombinierte Schadenkostenquote von 102%). Unterm Strich stand ein Gewinn von 30Mio. $, mit dem die Kapitalrücklage auf 528Mio. $ ausgedehnt werden konnte. Von der Ratingagentur Standard & Poor’s erhielt der UK Club dafür eine Verbesserung seiner Bonitätsnote von »A« auf »A« mit stabilem Ausblick.

Britannia konnte das Ergebnis mit Hilfe von Kapitalerträgen in Höhe von 48Mio. $ ebenfalls in den schwarzen Bereich hieven, der Überschuss belief sich den Angaben zufolge auf 26Mio. $. Hohe Einkünfte aus Aktien und Unternehmensanleihen bescherten dem Club eine Rendite von fast 5%, wie es hieß. Im Kerngeschäft hatte Britannia nicht nur mit steigenden Schäden zu kämpfen, sondern auch mit erheblichen Prämieneinbußen.

So sanken die Prämien­einnahmen im Berichtsjahr 2013/14 von 294Mio. auf 284Mio. $, nachdem Mitglieder aufgrund erheblicher Beitragssteigerungen im Vorjahr in größeren Umfang versicherte Tonnage abgezogen und bei Wettbewerbern untergebracht hatten. Die Schadenstrends waren uneinheitlich: Bei Routineschäden unter 1Mio. $ sei das Aufkommen gesunken, während die Anzahl der größeren Schäden über 1Mio. $ deutlich auf 40 gestiegen sei, erklärte das Britannia-Management.

Von einer ganz ähnlichen Entwicklung der Schäden berichtet auch der viel kleinere London P&I Club, der seine Verluste im Versicherungsgeschäft mit Zinsen und anderen Investmenterträgen von zusammen 24,4Mio. US$ (7%!) ebenso in einen Überschuss von 6,6Mio. $ verwandeln konnte. ).

Beinahe umgekehrt war die Situation beim Steamship Mutual, dessen Manager für die Mitglieder nur magere 0,9% Rendite (8,4Mio. $) auf die Investments erzielten, dafür aber einen soliden technischen Überschuss von 6,6Mio. $ vorlegten. Die kombinierte Schadenkostenquote lag bei 96,7%. Damit konnten den freien Reserven insgesamt 15Mio. $ zugeführt werden.

Einen gestiegenen Überschuss von 17Mio. $ meldet der in Göteborg ansässige Swedish Club. Mit einer kombinierten Schadenkostenquote von 93,5% habe das technische Geschäft in etwa gleichem Umfang wie die Kapitalerträge zu diesem Ergebnis beigetragen. Für die Mitglieder des Clubs bleibt zu hoffen, dass damit eine Trendwende geschafft ist. Denn in den vergangenen Jahren hatte die Schadenkostenquote zwischen 105 und 110% gelegen; Kapitalerträge retteten den Club 2012 und 2010 vor Verlusten, aber für 2011 war ein Fehlbetrag von über 9Mio. $ ausgewiesen worden.

Der norwegische Anbieter Skuld kommt für 2013 auf einen Überschuss von 29Mio. $, wie aus einem Rundschreiben hervorgeht. Genauere Details soll der in Kürze geplante Jahresbericht liefern. Sein Bruttoprämienaufkommen – inklusive des separat agierenden Lloyd’s Syndikats für Seekasko und Energie (Skuld 1897) – steigerte der Verein kräftig um 19% auf 379Mio. $. Bis 2015 hat sich der Skuld-Vorstand ein ehrgeiziges Ziel gesteckt: Dann soll das Prämienaufkommen über die 500-Millionen-Marke gehievt werden.

Michael Hollmann