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Bevor Glas und Klebstoffe im Schiffbau verwendet werden können, müssen sie umfangreich getestet werden. So auch das neue Verbundglas Duromare


Rechtzeitig zur diesjährigen, von Brombach + Gess ausgerichteten Tagung »Glas und Kleben im Schiffbau« hat das Unternehmen Hero-Glas aus Dersum[ds_preview] mit dem Glas Duromare ein neues Produkt präsentiert. Bei der Entwicklung, die zusammen mit Brombach + Gess erfolgte, ist besonderer Wert auf Gewichtsreduzierung gelegt worden.

Durch das verringerte Gewicht der einzelnen Glasscheiben ließe sich das Gesamtgewicht einer Glaseinheit deutlich reduzieren. Knapp 10 % Gewichtsersparung seien bei einer Glasstärke von 15 mm auf 1 m2 möglich, sagt Thomas Teichmann, bei Hero-Glas zuständig für Entwicklung und Qualitätsmanagement.

Bei Duromare handelt es sich um ein aus Einscheiben-Sicherheitsglas bestehendes Verbundglas, das als Ersatz von Mono-Einscheiben-Sicherheitsglas entsprechend der ISO 614 verwendet werden könne. Eine Folie zwischen den Glasscheiben soll verhindern, dass es bei einem Aufprall zu Scherben kommt. Somit lassen sich Schnittverletzungen vorbeugen, falls das Glas beschädigt werden sollte.

Ähnlich wie bei einer Windschutzscheibe eines Autos könne es bei einem entsprechend starken Aufprall zwar zu Rissen in der Scheibe kommen, aber nicht zu Glasbruch. Ein weiterer Vorteil von Duromare seien die Multifunktionen des Glases. Dieses könne nämlich auch in Kombination mit Wärme- und Sonnenschutzschichten verwendet werden. Somit ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten der Anwendung im maritimen Bereich. Das vom DNV GL zertifizierte Glas könne für Kabinenfenster, Balkontüren, Türen oder Fenster in allgemein zugänglichen Bereichen sowie auf Decks und als Windschutz verwendet werden. Es sei vor allem für Kreuzfahrtschiffe oder Megayachten geeignet. Beispielsweise wurde die »Quantum of the Seas«, jüngster Neubau der Papenburger Meyer Werft, mit Duromare ausgerüstet.

Verschiedene Testverfahren für Glas und Klebstoffe

Bevor dieses und andere Gläser jedoch im Schiffbau eingesetzt werden dürfen, müssen sie umfangreichen Tests unterzogen werden, da sie teilweise extremen Bedingungen ausgesetzt sind. Gleiches gilt für den Einsatz von Kleber. Oliver Klapp vom IFAM in Bremen veranschaulichte die Anforderungen, die an Klebstoffe gestellt werden, am Beispiel einer Deckshausklebung. Klebeverbindungen müssten in erster Linie langzeitbeständig und alterungsstabil sein. Nötig sei zudem eine umfangreiche Vorbehandlung der Klebfläche.

Für die unterschiedlichen Anforderungen gebe es zahlreiche anwendungsspezifische Klebstoffe, so der Experte. Hierfür gelte es unterschiedliche Klebstoffeigenschaften und Kennwerte zu ermitteln. Ferner sei es das Ziel, eine Datenbank, basierend auf dem Datenmanagementsystem MySQL, zur systematischen Ablage der ermittelten Klebstoffkennwerte aufzubauen. In diese sollen auch Daten aus nachfolgenden Forschungsvorhaben einfließen. Somit gebe es für Hersteller, Anwender und Wissenschaftler die Möglichkeit, sich über verschiedene Klebstoffe und deren Eigenschaften zu informieren. Diese Erkenntnisse könnten sie sich dann bei praktischen Anwendungen zunutze machen, erläuterte Klapp.

Stärkere Anforderungen an absturzsichernde Verglasungen

Während Klapp über Klebstoffe referierte, konzentrierte sich Marvin Matzik vom Unternehmen M+W Ingenieurbüro auf Testverfahren für Fenster, denn Fenster müssen nachgewiesener Maßen Stößen oder Einwirkungen standhalten. Welches Glas verwendet werde, sei abhängig von der Funktion und dem Zweck, für den es eingesetzt werden soll. Vor dem Einbau ließen sich verschiedene Berechnungen anstellen, um das passende Glas auszuwählen.

Marvin Matzik vom Unternehmen M+W Ingenieurbüro veranschaulichte das anhand mehrerer Beispiele. Es ging unter anderem um die Bestimmung der Lastannahmen beziehungsweise der Einwirkungen, denen das Glas durch Wasserdrücke, Verkehrslasten oder Personenlasten voraussichtlich ausgesetzt sein wird.

Bei Isoliergläsern spielten darüber hinaus die Klimalast, also die Temperatur, der Höhenunterschied oder der atmosphärischer Druck eine wichtige Rolle. Der Innendruck durch klimatische Einwirkungen entstehe durch die Unterschiede am Herstellungsort gegenüber den in der Einbausituation herrschenden Bedingungen. Nicht alle Glastypen müssten jedoch die selben Tests standhalten. An absturzsichernde Verglasungen würden höhere Anforderungen gestellt, so Matzik. Hierzu zählten die Aufnahme der üblichen Einwirkungen ohne Rissbildung, Abwendung einer schwerwiegenden Verletzung einer anprallenden Person und deren Absturzsicherheit sowie die Sicherheit gegen herabfallende Bruchstücke. Im Test werden die Glasscheiben dem Experten zufolge einem Pendelschlagversuch ausgesetzt und müssten diesem standhalten.

Mathias Hörbiger vom Unternehmen Evolute aus Österreich informierte über Design und Umsetzung freier Formen. Diese seien ein Trend in der Architektur. Die Österreicher befassen sich hauptsächlich mit der Panelisation zylindrischer Platten. Heutzutage ließen sich Berechnungen verschiedener Geometrien mithilfe von Software anstellen, so Hörbiger. Es müssten nur Abstand und Winkel der Form vorgegeben werden und die Software würde die günstigste Variante ausrechnen.

Am ehesten könnte diese Technik beim Bau von Rümpfen verwendet werden, waren sich die Teilnehmer einig. Allerdings gelte es vorher zu testen, ob sich das Verfahren wirklich anwenden lasse, da die Verformbarkeit von Stahl gewisse Grenzen habe.